© oekonews - Doris Holler
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Offener Brief von oekonews-Chefredakteurin und -Herausgeber an das Land NÖ

Doris Holler-Bruckner und Lukas Pawek haben eine Stellungnahme zum Zonierungsplan der Windkraft abgegeben

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrte Damen und Herren, Orth/Donau, 12.2.2014

Mit großer Sorge nehmen wir den Zonierungsplan der Windkraft zur Kenntnis. Dieser Plan, der 98% der Landesfläche kategorisch für die Windkraftnutzung ausschließt, kann nur als Ende der niederösterreichischen Energiewende bezeichnet werden. Tausende Menschen engagieren sich in Niederösterreich seit Jahrzehnten für den Wandel von umweltschädlichen Energieformen hin zu erneuerbaren Energien. Ohne die Windkraft wird dieser Wandel nicht stattfinden können. Noch dazu, wo wir mit einem steigenden Stromverbrauch rechnen müssen – gerade durch Energieeffizienzmaßnahmen wie den Umstieg der Mobilität von Öl auf Strom oder Wärmepumpen bei Passivhäusern etc. Mit dieser Zonierung begrenzen sie das Potential, anstatt es zu fördern. Dezentrale Energieversorgung, am besten über ganz Niederösterreich verteilt ist notwendig, damit die Akzeptanz für erneuerbare Energieformen hoch bleibt und der Strom möglichst regional auch abgenommen werden kann. Stattdessen erlauben sie nur noch konzentrierte Windparks an wenigen Orten.

Floriani-Prinzip

Sie haben hier dem Floriani-Prinzip nachgegeben. Nach dem Motto: ‘Energiewende ja – aber bitte unsichtbar’. Grundsätzlich wäre ja eine Ästhetik-Diskussion in Niederösterreich zu begrüßen. Und auch ein Flächenwidmungsplan für Kraftwerke macht Sinn. Aber eben nicht, wenn der einzige Sinn darin zu bestehen scheint, dass die Windenergie damit auf ein Minimum reduziert wird. Zudem ist nicht einmal gesagt, ob in diesen kleinen Flächen die Windräder überhaupt gebaut werden können, da ja alle Genehmigungsschritte für die Windkraftbetreiber weiterhin notwendig sind.

Warum wird die Ästhetik-Diskussion auf die Windenergie beschränkt?

Fahren Sie einmal ins Wiener Umland. Satellitenstädte, wo sich ein hässliches Einzelhaus neben das andere reiht. Lieblos betonierte Einkaufszentren, die den ländlichen Charakter dieses einst schönen Bundeslands zerstört haben. Straßen, soweit das Auge blickt. Immer noch wird nicht auf eine Verdichtung des Wohnbaus geachtet, indem Wohnbauförderungen nach wie vor für ‘Häuser im Nirgendwo’ ausgezahlt werden. Sie könnten die Gelegenheit gleich nützen, und die Wohnbauförderung nur noch auszahlen, wenn es eine optimale Anbindung an den öffentlichen Verkehr gibt oder bestehende Ortskerne saniert werden. Das würde den Gemeinden viele Schulden für die überbordenden Anschluss- und Wartungskosten für die Infrastruktur (Kanal, Straßen etc.) ersparen – und gleichzeitig die Landschaft in unserem Bundesland schützen.

Das Gesamtkonzept aller Bereiche, vom Verkehr bis zur Energieaufbringung, muss man sich anschauen - und nicht punktuell. Sonst ist diese Zonierung unglaubwürdig. Wir bitten Sie, Abstand von dieser Zonierung zu nehmen, sofern diese Flächen nicht drastisch erhöht werden und nicht ein Gesamtkonzept für alle Veränderungen der Landschaft verwirklicht wird. Grundsätzlich sollte in Niederösterreich jede Gemeinde die Möglichkeit haben, ein Windrad zu bauen, sofern sich dieses dann natürlich nicht in einem Nationalpark befindet.

Mit freundlichen Grüßen,
Lukas Pawek, Herausgeber www.oekonews.at Doris Holler-Bruckner, Chefredaktion www.oekonews.at


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /