© Rhombergbahntechnik
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Mehr Güterverkehr auf die Schiene

In der AK diskutieren Vertreter der Gewerkschaft vida, der Rail Cargo Austria, der Allianz pro Schiene, des Verkehrsministeriums und der WU Wien

Wien - Mehr Güterverkehr auf die Schiene, das ist seit Jahren eine Forderung der AK. Derzeit werden etwa 32 Prozent der Güter auf der Schiene transportiert. Ziel der österreichischen Verkehrspolitik ist es mit einer konsequenten Verlagerungspolitik bis 2025 etwa 40 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene abzuwickeln.

Welche Rahmenbedingungen verändert werden sollten, um dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen, war Thema der Diskussion mit den Experten aus Gewerkschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Bürgerinitiativen und Politik.

"Mehr Güter auf die Schiene bedeutet mehr Umweltschutz, mehr Lärmschutz für die AnwohnerInnen von Straßen und mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmerinnen", meinte dazu die Leiterin der AK Abteilung Umwelt und Verkehr, Sylvia Leodolter. Die richtigen Rahmenbedingungen dazu müssen jetzt gesetzt werden." Die AK fordert gezielte Fördermaßnahmen von Bund und Ländern für den Ausbau von
Güterterminals und Umschlagtechnologien und die Bindung der regionalen Wirtschaftsförderung an die Möglichkeit der Schienennutzung. Weiters brauche es schärfere Kontrollen des Lkw-Verkehrs, um Lohn- und Sozialdumping zu bekämpfen, verbesserte, einheitliche Regelungen bei der Weiterbildung von Lkw-Lenkern, die eine Kostenentlastung für die Beschäftigten bringen, Nachtfahrverbote
in sensiblen Regionen für Lkw und eine Anpassung der Grenzwerte für lärmarme Lkw an den aktuellen Stand der Technik.


"Die Probleme der Güterbahnen und ihrer Beschäftigten können nicht auf der Schiene, sondern müssen vielmehr auf der Straße gelöst werden", betont Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Sektion Verkehr in der Gewerkschaft vida. Es bedürfe endlich gerechter europäischer Wettbewerbsbedingungen. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten müssten verbessert werden. "Speziell auf den Straßen herrschen
Wildwest-Methoden. Osteuropäische Lkw-Fahrer erhalten bei einer 60 Stundenwoche einen Bruttolohn von 600 Euro. In der Folge geraten auch bei der Bahn die Sozialstandards zunehmend unter Druck", kritisiert Hebenstreit.

Eine Außensicht lieferte dazu Dirk Flege, Geschäftsführer des deutschen Verbands Allianz Pro Schiene: "Österreich steht aus deutscher Sicht gut da, was den Marktanteil der Güterbahnen anbelangt. Aber da geht noch mehr. Ein Schlüssel hierfür ist die Kostenwahrheit im Verkehr, wodurch insbesondere der Lkw-Verkehr
teurer würde. Umwelt- und Unfallfolgeschäden müssen endlich eingepreist werden." ist er überzeugt.

Reinhard Bamberger, Vorstand der Rail Cargo Group sagt: "Ausgehend von unseren Heimmärkten Österreich und Ungarn sind wir als Rail Cargo Group derzeit in 16 europäi-schen Ländern umweltfreundlich auf der Schiene unterwegs. Um den Modalsplit-Anteil in Österreich, wie von der AK gefordert, weiterhin zu erhöhen, muss die Schiene als Verkehrsträger noch nachhaltiger und effizienter gestaltet werden.Um dies umzusetzen, bedarf es jedoch einer Koalition aller Anbieter (EVU), Lieferanten und Kunden am Markt."

DI Herbert Kasser, Generalsekretär des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie meint: "Österreich liegt im Schienengüterverkehr an der Europaspitze: Trotz Wirtschaftskrise halten wir bei einem Modalsplit von über 30 Prozent und nehmen eine führende Rolle in der Frage der Kostenwahrheit ein. Diesen Weg wollen wir fortsetzen und die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene weiter
steigern. Das ist aber nur möglich, wenn wir es schaffen, vernetzte Lösungen auf Basis des Gesamtverkehrsplans für Österreich zu entwickeln und umzusetzen. Das bmvit wird auch weiterhin Maßnahmen setzen, um z.B. über zielgerichtete Förderungen Wettbewerbsnachteile der Schiene auszugleichen. Jedoch müssen auch die Stakeholder der gesamten Transport- und Logistikkette ihren Beitrag leisten, damit der Schienengüterverkehr effizienter und wettbewerbsfähiger wird."

Prof. Dr. Sebastian Kummer, Vorstand am Institut für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien, erklärt: "Zu lange haben in Europa die schützenden Hände der Staaten dazu beigetragen, dass die Bahnen sich nicht marktorientiert aufgestellt haben. Österreich hat gerade noch rechtzeitig den Schienengüterwettbewerb etabliert. Nun müssen wir wegkommen von dem
Denken Straße gegen Schiene hin zu einer Güterverkehrsgesamtsystembetrachtung."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /