Aktion „Mehrweg ist Klimaschutz“ mit Rekordbeteiligung

Deutsche Mehrweg-Allianz appelliert an Verbraucher, nur Getränke in Mehrwegflaschen zu kaufen – jährlich über eine Million Tonnen Kohlendioxid können durch konsequenten Verzicht auf Getränke in Einwegflaschen eingespart werden

Berlin - Die Allianz aus mehrweg-orientierter Getränkewirtschaft und Deutscher Umwelthilfe e. V. (DUH) zieht nach dem ersten Jahr ihrer Aktion ‘Mehrweg ist Klimaschutz’ eine positive Bilanz. Rund 3.500 Getränkefachhändler in ganz Deutschland haben aktiv zum Erfolg der bisher größten Kampagne im Getränkehandel beigetragen und tausende Kunden für den alltäglichen Klimaschutz gewonnen. ‘Die Kampagne ‘Mehrweg ist Klimaschutz’ hilft dem Verbraucher seit April 2007 dabei, ökologisch verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen zu treffen’, betonte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. ‘Kürzlich hat die Bundesregierung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Förderung von Mehrweg-Getränkeverpackungen nicht nur zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung beiträgt, sondern auch dem Klima hilft. Damit wird jeder Griff zur Mehrwegflasche zu einer politischen Entscheidung.’

Aktuelle Zahlen des Deutschen Verpackungsinstituts in Berlin zeigen eindeutig die Klimaschutzrelevanz der Mehrwegsysteme. Wenn alle alkoholfreien Getränke in Mehrwegverpackungen abgefüllt würden, könnten im Vergleich zur Abfüllung in Einwegverpackungen jährlich 1,1 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht dem jährlichen CO2-Gesamtausstoß von rund 500.000 Mittelklassewagen (bei 15.000 Kilometern Fahrleistung/Jahr). Das Programm zur energetischen Gebäudesanierung, das die Bundesregierung bis 2009 mit insgesamt 5,6 Milliarden Euro fördert, erbrachte 2006 eine CO2-Einsparung von 0,9 Millionen Tonnen.

‘CO2-Minderungen müssen in allen Lebensbereichen gefördert werden, um den nationalen Klimaschutzverpflichtungen Deutschlands gerecht zu werden’, erklärte Resch. Die meisten Maßnahmen seien jedoch aufwändig und teuer. Mit einem konsequenten Ausbau des Getränke-Mehrwegsystems könnten spürbare CO2-Reduktionen dagegen vergleichs­weise einfach und kostengünstig erzielt werden. Leider fehle zunehmend ‘der politische Mut, sich mit den nationalen und multinationalen Getränkekonzernen anzulegen.’

Getränkekonzerne und Großunternehmen beliefern heute in großem Stil Discounter mit Getränken in PET-Einwegflaschen, für die ebenfalls ein Pfand in Höhe von 25 Cent erhoben wird. Viele Verbraucher glauben deshalb, dass auch diese Plastikflaschen wiederverwendet werden. In Wirklichkeit werden die PET-Einwegflaschen jedoch lediglich eingesammelt und geschreddert. Verbraucher, die PET-Einwegflaschen wählen, belasten das Klima daher mit fast doppelt so hohen CO2-Emissionen als Verbraucher, die zu regional erzeugten Getränken, wie zum Beispiel Mineralwasser in Glas-Mehrwegflaschen, greifen.

Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird der Pro-Kopf-Verbrauch alkoholhaltiger Getränke bis 2015 um ca. 30 Prozent sinken, während er für alkoholfreie Getränke im selben Umfang steigen wird. Die meisten Discounter verkaufen Getränke praktisch ausschließlich in Einwegflaschen, während der Anteil umweltfreundlicher Mehrwegflaschen in den Getränkefachmärkten derzeit bei rund 80 Prozent liegt. Außerdem wird prognostiziert, dass der Marktanteil der Discounter für nicht-alkoholische Getränke, wie Saft und Mineralwasser, bis 2015 auf über 60 Prozent steigt. ‘Wenn der Gesetzgeber nicht unverzüglich eingreift und weitere Maßnahmen zur Förderung von Mehrwegsystemen unternimmt, könnte der Anteil umwelt- und klimaschädlicher PET-Einwegflaschen auf über 80 Prozent steigen’, warnt Sepp Gail, der Vorsitzende des Verbandes des Deutschen Getränke-Einzelhandels. Die Umstellung auf Einwegflaschen in einigen wenigen Großbetrieben hätte nicht nur den Verlust der einmaligen Getränkevielfalt in Deutschland zur Folge, auch ein Großteil der regionalen Arbeitsplätze würde verloren gehen. ‘Für die Abfüllung und den Vertrieb von Einweg über die Discounter werden zwei Drittel weniger Arbeitsplätze benötigt als beim mittelständisch geprägten Mehrwegsystem.’

Beim Verpackungseinsatz dürfe sich die deutsche Brauwirtschaft ‘ohne Übertreibung als CO2-Musterknabe’ fühlen, unterstrich Roland Demleitner, der Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland. ‘Seit Inkrafttreten der Pfand- und Rücknahmepflicht im Jahr 2003 ist die Mehrwegquote bei Bier von damals nur noch etwa 66 Prozent wieder auf Werte zwischen 85 und 90 Prozent angestiegen.’ Rechne man noch den Fassbieranteil von rund 20 Prozent am deutschen Gesamtverbrauch hinzu, komme man im Bierbereich auf eine Quote von circa 88 Prozent an ökologisch vorteilhaften und damit CO2-sparenden Verpackungen. Aufgrund der mittelständischen Struktur der deutschen Brauwirtschaft mit noch 1.302 Braustätten seien die Vertriebswege von Bier kurz und folglich auch die CO2-Emissionen durch Getränketransporte geringer als in Ländern, in denen Monopol- oder Oligopolstrukturen in der Getränkebranche vorherrschten, die regelmäßig nur noch auf Einwegverpackungen setzten. ‘Für eine verantwortungsvolle Umweltpolitik lohnt es sich neben allen anderen Umweltvorteilen auch unter Klimaschutzgesichtspunkten, auf die Mehrwegflasche zu setzen und Mehrwegsysteme weiter gesetzlich zu fördern’, betonte Roland Demleitner.

Regionale Wirtschaftskreisläufe mit Mehrweg sichern auch Arbeitsplätze. ‘Die Kampagne ‘Mehrweg ist Klimaschutz’ ergänzt sich deshalb ideal mit der vom Getränkefachgroßhandel schon vor drei Jahren initiierten Kampagne ‚Erste Wahl: Regional`, sagte Günther Guder, der Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V. (GFGH). ‘Die Getränkefachmärkte stehen in den Startlöchern für die Umsetzung der neuen Kampagne. Wir sind optimistisch, selbst das hochgesteckte Ziel von 5.000 teilnehmenden Händlern zu erreichen, wenn nicht sogar zu übertreffen’, sagte Guder. Auch der Lebensmitteleinzelhandel überlege mittlerweile, ob er sich an der Kampagne ‘Mehrweg ist Klimaschutz’ beteiligen soll. Daran zeige sich, dass Mehrweg unter anderem auch als ein Instrument der Kundenbindung erkannt wird. Viele Verbraucher möchten ihre Getränke bevorzugt in Mehrwegflaschen kaufen. Nicht selten empfanden sie es aber in der Vergangenheit als schwierig, den Unterschied zwischen bepfandeten Mehr- und Einwegflaschen zu erkennen. Der Arbeitskreis Mehrweg hat daher ein Mehrwegzeichen entwickelt, das mittlerweile zu einem eindeutigen Erkennungsmerkmal geworden ist. Das Mehrweglogo garantiert, dass die Flasche zum umweltfreundlichen Mehrwegsystem gehört, und hat mit über 120 teilnehmenden Mineralbrunnenbetrieben, Brauereien und Fruchtsaftherstellern inzwischen eine beachtliche Verbreitung gefunden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /