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Die große Chance nicht erkannt

Erste Runde gewonnen, zweite Halbzeit verspielt- Eine OEKONEWS-Ansichtssache

Alles spricht über Fussball. Die WM überspielt alles. Riesige Videowalls laden zum Public-Viewing, Termine während Fußballspiele laufen sind unerwünscht.

Entscheidet etwas davon unsere Zukunft? Nein!

Ist das ist eigentlich wirklich wichtig, frage ich mich und beschließe, mich aus dem ansteckenden Fußballfieber für heuer auszuklinken, eine fast logische Konsequenz. Seither sitze ich ganz beruhigt im Garten und habe Zeit zum Lesen eines Buches, rudere allein am Seitenarm der Donau oder gehe mit dem Hund spazierenm während die ganze Welt nur noch Fußball kennt. Überall RUHE! Das sind wahre Momente, ich genieße die Erde und ihre Schönheit in vollen Zügen, während alle gebannt auf den Fernseher oder die Videowall starren.

"Tor!! Du hast ein wirklich historisches Spiel versäumt!"

Ist das wirklich für unsere Geschichte wesentlich?
Wir vergessen Dinge, die uns heute nicht drücken und verschieben sie auf morgen.

Die Ukrainekrise hat uns- WIEDER EINMAL- unsere Abhängigkeit vom Öl und Gastropf vor Augen geführt.

ENERGIEWENDE wäre ein MUSS! UNABHÄNGIGKEIT... KLIMAPROBLEME... Hochwasser, Muren, Dürre,.... Betrifft uns nicht? Nicht während einer Fußball WM, zumindest.


Eine erneuerbare Energieerzeugung in Österreich hat wesentliche Vorteile: Sie schafft viele Arbeitsplätze, Green Jobs, von denen immer wieder gesprochen wird. Sie liefert stabile Energiepreise, weil die Sonne gratis scheint.

Hoppla... ein Fehler hat sich eingeschlichen: STEUERPLFICHT- bei einer größeren Anlage darf sie nicht mehr gratis scheinen.

Vorgestern wurde im Parlament beschlossen, dass Eigenverbrauch von Strom aus erneuerbaren Energien nur bis zu einer Freigrenze von 25.000 kWh steuerbefreit ist. Eigentlich kam damit eine Änderung im Elektrizitätsabgabengesetz zum Beschluss, denn nach diesem Gesetz wäre jeglicher selbst erzeugter Strom zu besteuern. Diese Steuer wurde jedoch seit Jahren nicht eingehoben und anscheinend erst auf der Suche nach Steuerlücken entdeckt. Ursprünglich wollte man sogar nur 5.000 kWh unbesteuert lassen.

Berechtigterweiser ging seit Jahresbeginn eine Welle der Entrüstung los: Es ist doch vollends absurd, wenn einerseits die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien mit Förderungen unterstützt wird und anderseits für den erzeugten Strom wieder Steuer eingehoben werden. Warum erst jetzt? Ist es das Hypoloch, dass es notwendig macht, die Säcke des Finanzministers mit allen möglichen neuen Steuern zu füllen. Bisher dachte niemand daran, dass diese Steuer abzuführen wäre.

So manche Stimme mag meinen, das würde wohl die Bevölkerung nicht betreffen, weil so große Anlagen habe auf einem Privatdach wohl niemand.
Das mag zwar auf den ersten Blick richtig sein, aber sowohl von Gemeinden als auch von geplanten Bürgerbeteiligungsprojekten bekamen wir Rückmeldungen, dass sie nun Steuer zahlen müssten. Es gibt auch Anlagen, die leider deswegen nun vorerst nicht errichtet werden, weil genau die Differenz, die durch die Steuer entsteht, die Anlagen wirtschaftlich gemacht hätte. (Darunter sind leider 2 größere Bürgerbeteiligungsanlagen, die gemeinsam mit Betrieben geplant waren).

Aber das ist noch nicht alles: Leider wurde gestern das Energieeffizienzgesetz als "Ein Monster mit Milchzähnen" wie Team Stronach Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer es bezeichnete, beschlossen. "Ein kleiner Schritt vorwärts, aber unterm Strich ist das Ergebnis unbefriedigend," wie der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich dazu feststellt.

Warum eine Förderung von fossiler Energie nach wie vor in diesem Gesetz enthalten ist, ist nicht nachvollziehbar.


Wir hätten unendlich viele Chancen, wir könnten eigentlich WELTMEISTER in vielen Energiebereichen werden, wenn wir es nur konsequent angehen würden. In erster Runde gut unterwegs- mit "Treffern" in so manchen Bereichen, so könnte man es benennen, z.B. kann das Burgenland mit Hilfe von Windkraft seit heuer mehr erneuerbaren Strom erzeugen, als es selbst verbraucht, oder wir haben die höchste Anzahl an Passivhäusern pro Kopf der Bevölkerung, weltweit verglichen. Die Technologien sind da. Wir könnten sehr rasch auf 100% erneuerbare Energie umsteigen, wenn wir gleichzeitig ambitioniert auf Energieeffizienz setzen würden. Eine ökologische Steuerreform wäre der richtige Weg.

Es wäre weit mehr möglich. Stattdessen zahlen wir jedes Jahr 17 Mrd. Euro ans Ausland, für fossile Energieimporte. Endlos wurde über die Milliardenverluste durch den Hyposkandal diskutiert- diese Summe wird aber nur einmal fällig, nicht jedes Jahr.

Die zweite Runde verspielen wir, weil wir nicht schnell genug am Ball sind. Ohne Frage.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /