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Angriff auf heimische Stromerzeuger durch höhere Netzgebühren

E-Control plant neuerlich deutliche Anhebung der Netzgebühren für Stromerzeuger - Wettbewerbsnachteil für Strom aus Österreich

Die von der E-Control vorgeschlagene neuerliche Erhöhung der Netzkosten für Stromerzeuger wird von der Windbranche heftig kritisiert. "Eine Steigerung in vier Jahren auf das Eineinhalbfache ist untragbar. So kann es nicht weitergehen. E-Control und Wirtschaftsministerium sind aufgerufen, hier neue gesetzliche Rahmenbedingungen vorzulegen", fordert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, und ergänzt: "Wenn weiterhin unfaire Marktbedingungen herrschen, werden schmutzige Stromimporte weiter steigen und österreichische Ökostromanlagen stillgelegt."

Die Kosten für den Stromnetzbetrieb bezahlen in unseren Nachbarländern alleine die Stromkonsumenten. Nicht so in Österreich. Sowohl für Netzbetrieb und Netzverluste, als auch für die Regel- und Ausgleichsenergie werden die österreichischen Stromerzeuger zur Kasse gebeten. Dadurch ergibt sich ein klarer Wettbewerbsnachteil für die heimische Stromproduktion. Importiertem Strom werden diese Kosten nicht verrechnet, daher kann dieser billiger angeboten werden. "Besonders ärgerlich ist, dass der importierte Strom bis zu einem Viertel aus Atomreaktoren und zu hohem Anteil aus schmutzigen Kohlekraftwerken stammt", beklagt Ursula Nährer, Rechtsexpertin der IG Windkraft. "Dieser billige Strom aus den Nachbarländern gefährdet den Betrieb heimischer Ökostromanlagen, die durch explodierende Kosten für den Stromnetzbetrieb benachteiligt sind."

Der Netzverlustentgelt für Erzeuger ist ein österreichisches Unikum

Das Netzverlustentgelt deckt die Kosten der Verluste, welche bei der Stromleitung im Netz entstehen. Bis zum Jahr 2009 wurde das Netzverlustentgelt von den Verbrauchern bezahlt. Dies entsprach und entspricht der Rechtslage in den meisten europäischen Staaten. Seit Anfang 2009 müssen die Erzeuger für 25% dieser Kosten aufkommen. Österreichische Windstromerzeuger sind besonders betroffen. Sie bekommen einen seit Jahren garantierten (nicht indexgesicherten) Fixpreis für ihren Strom (Ökostromförderung). Nun werden sie in erheblichem Ausmaß für die Netzverlustentgelte zur Kasse gebeten. Anders als andere Stromerzeuger können sie diese Kosten nicht weitergeben.

Ausgleichs- und Regelenergiekosten schießen durch die Decke

Der vor zwei Jahren neu und schlecht aufgesetzte Regelenergiemarkt ist dem Regulator praktisch völlig entglitten. Die Kosten für Regelenergie sind von weniger als 100 Mio. Euro (2011) auf 200 Mio. Euro (2014) explodiert. Diese Kosten sind zu einem Großteil über das Systemdienstleistungsentgelt von den Stromerzeugern aufzubringen. Diese Komponente soll nächstes Jahr neuerlich um 54 % angehoben werden. Für die Windkraftbetreiber bedeutet dies eine Kostenexplosion. Die Kostenbelastung aus dem Netz liegt in der Höhe von rund 0,35 Cent/kWh. "Österreichspezifisch hohe Netztarife und Ausgleichsenergiekosten fressen mittlerweile fast 50 % unserer Stromerlöse auf", erklärt Hannes Taubinger, Geschäftsführer der Bürgerwindrad Prellenkirchen GmbH, die 12 Jahre alte Windkraftwerke betreibt und ergänzt: "Wir vermarkten unseren Strom im freien Markt, auch an Endkunden in ganz Österreich, aber bei den Kosten haben wir keine Chance gegenüber unseren Konkurrenten aus dem Ausland."

Wirtschaftsminister Mitterlehner hat akuten Handlungsbedarf

"Es ist unverständlich, warum Österreich die Stromnetze nicht so wie sonst in Europa üblich managen und finanzieren kann. Nachdem der E-Control die Netzkosten offenbar völlig entglitten sind, muss sich der Wirtschaftsminister der Sache annehmen", fordert Moidl. "Dass die heimischen, sauberen Ökostrombetreiber an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden, weil allein sie mit diesen Kosten belastet werden, während immer mehr Strom aus ausländischen Drecksschleudern importiert wird, können wir nicht akzeptieren", sagt Taubinger.


Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /