©  Biozoon 2014/ Projektleiterin Melanie Senger vom Institut für Lebensmitteltechnologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erklärt Karel de Gucht, EU Handelskommissar, den 3 D Food Printer.
© Biozoon 2014/ Projektleiterin Melanie Senger vom Institut für Lebensmitteltechnologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erklärt Karel de Gucht, EU Handelskommissar, den 3 D Food Printer.

Essen aus dem 3D-Drucker?

3D-Drucker können praktisch alle erdenklichen Objekte herstellen, solange die passenden Materialien genutzt werden – aber wie sieht es mit dem Essen aus?

Können die zukunftsweisenden Drucker bald vielleicht auch unsere Nahrung herstellen und dabei beispielsweise eine nachhaltigere Fleischproduktion erlauben? Allzu weit in der Zukunft liegt diese Vision vielleicht gar nicht begraben, denn schon bald könnten Lebensmittel aus dem 3D-Drucker Realität werden.

Altbekanntes Prinzip in neuer Form

Grundlegend anders als bisherige 3D-Drucker funktioniert die Herstellung von Nahrung dabei nicht: Ein Computer erhält eine Schablone und arbeitet sie anschließend Schicht für Schicht ab. So entstehen dann Lebensmittel aus dem Drucker – wie beispielsweise Erbsen. Diese lassen sich heute bereits herstellen, wenngleich auch zunächst nur in den Laboren der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Die Zukunft wird aber nicht nur vom kleinen grünen Gemüse bestimmt: Mit der Zeit sollen beispielsweise Kartoffeln folgen, auch an Fleischprodukte wie nachhaltigen Hähnchenschenkeln arbeiten die Wissenschaftler. Dass die Forschung offensichtlich Anerkennung genießt, sieht man an den Geldgebern: Unter anderem der bekannte Nudelhersteller Barilla unterstützen die Forschung und auch die NASA ist an besser haltbaren Produkten für ihre Astronauten interessiert – und nicht zuletzt die EU.

Die hat zuletzt immerhin drei Millionen Euro in das Projekt gesteckt, bislang lautet das Resultat Smoothfood: Nahrung wird zuerst püriert und anschließend durch den Drucker in Form gebracht. Natürlich stellt sich die Frage, wieso man eine Kartoffel zuerst zerkleinern sollte, um die Masse anschließend wieder in die Form einer Kartoffel zu bringen. Die Zielgruppe sind bei diesem Projekt vor allem Menschen mit Kau- oder Schluckbeschwerden: Sind diese normalerweise auf Brei oder zumindest Nahrungsmittel mit einer breiähnlichen Konsistenz angewiesen, kann der
Drucker nun dafür sorgen, dass der besagte Hähnchenschenkel auch so aussieht – aber beim Kauen wesentlich weicher ist.

Aber ist das auch nachhaltig und nährstoffreich?

Zu einem Verlust an wichtigen Nährstoffen soll es durch dieses Verfahren nicht kommen. Schließlich würden vorhandene Naturprodukte nur zerkleinert und wieder zusammengesetzt werden, so dass es sich nicht um ‘Labor-Erbsen’ handelt, sondern eine gewisse Natürlichkeit bewahrt bleibt. Die Wissenschaftler gehen sogar noch weiter: In WeihenstephanTriesdorf verspricht man personalisierte, individuell abgestimmte Lebensmittel. Benötigt eine Person ein bestimmtes Vitamin in besonders hohen Mengen oder soll ein gewisser Fettanteil in der Nahrung nicht
überschritten werden, können diese Informationen an den 3D-Drucker weitergegeben werden. Das Resultat ist auf die Bedürfnisse der Person abgestimmte Nahrung.

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit zeigen sich die Wissenschaftlicher optimistisch: Bei der Herstellung tierischer Produkte beispielsweise könnte sich die Verwendung von echten, tierischen Proteinen erübrigen, wenn stattdessen auf Algenproteine gesetzt wird. Die sind wesentlich günstiger in der Herstellung, es könnte also eine enorme Menge an Ressourcen – welche ansonsten für die Verarbeitung von Tierfleisch und
auch die Zucht und Haltung der Tiere verbraucht würden – in andere Bereiche fließen. Zumindest für die Forscher hinter dem Projekt ist die Frage der Nachhaltigkeit also bereits geklärt. Ob das stimmt, wird sich zeigen müssen, denn die bewährten Kartoffeln oder Karotten aus dem Garten dürften auch den besten 3D-Drucker nach wie vor schlagen.

Kleine Probleme in der Produktion

3D-Drucker sind bislang noch nicht in der Lage, mehr als beispielsweise Erbsen herzustellen. Die zeitgleiche Produktion einer Mahlzeit mit verschiedenen Bestandteilen ist also noch nicht möglich. Auch können angeblich noch Optimierungen am Geschmack vorgenommen werden, heißt es aus Weihenstephan-Triesdorf. Weiterhin fehlen derzeit noch wichtige Eigenschaften: Die ausgedruckten Mahlzeiten müssen gleichzeitig stabil bleiben und ihre weiche Konsistenz wahren. Für eine langfristige Nutzung muss eine Speise außerdem gefroren und anschließend wieder entsprechend erhitzt werden können. Sobald diese Probleme überwunden sind, soll die Technik aber auch außerhalb von Forschungslaboren zum Einsatz kommen. Das soll nach dem Willen der Forscher schon Anfang 2016 der Fall sein.

Quelle: stern.de und laserdrucker.com

GastautorIn: MI für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /