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Hainburg 1984 ist nicht überall

Eine oekonews-Ansichtssache von Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Hainburg 1984. Die Jüngeren werden gar nicht mehr wissen, was da war. Schließlich ist es 30 Jahre her, dass die Aubesetzung zu Verhinderung eines Donaukraftwerks unterhalb Wiens die Menschen in Österreich bewegte.

Die Hainburg-Bewegung veränderte Österreich, das kann im nachhinein ganz klar gesagt werden. Nach der Errichtung des Atomkraftwerks Zwentendorf, wo das österreichische Volk dann gegen die Eröffnung eines sogar bereits errichteten Atomkraftwerks gestimmt hatte, ist damit direkte Demokratie erstmals in den Mittelpunkt gerückt. Es war gleichzeitig die Geburt des ökosozialen Gedankens, die Geburtsstunde der Grünen, ein Aufschrei des Volkes gegen von oben bestimmtes Handeln.

Unvorstellbar, dass der Widerstand vom vollends gewaltfreien Handeln getrieben war. Nicht ich werde geschlagen und schlage zurück, sondern gemeinsam leisten wir gewaltfreien Widerstand. Eine Solidarität trug die Bewegung, die heute wahrscheinlich undenkbar ist. Ein breites Umdenken gegen technokratisches Handeln, eine Politik ohne die Bürger.

Gibt es sie noch, diese Bewegung?

Sind sie noch da, gibt es die Bewegung noch? In Zeiten von Facebook und Social Media? Ist ein gemeinsames Handeln überhaupt noch sinnvoll? Sitzen wir - oder die heutige Jugend- nicht lieber zu Hause und lassen und berauschen? Wäre es heute noch möglich, diese kritischen Geister zu wecken?

Hainburg 2014. Gestern schaffte es die Jahrestagung des Umweltdachverbands, so manche der einstigen "Kämpfer" aus der Region und teilweise aus ganz Österreich in Hainburg an der Donau zu versammeln, in jener Stadt im Osten Österreichs, in deren Nähe sich damals das Geschehen abspielte.

Einst war ich, 1984, selbst ein Puzzlestein dieser Bewegung. Eine von vielen. Solidarität, Unabhängigkeit, Vertrauen ohne wenn und aber. Handeln ohne an Geld zu Denken, einfach aus persönlicher Motivation für die Gemeinschaft, für eine Veränderung der Gesellschaft. Das war das Verbindende! Danach habe ich mich, getragen von Menschen aus dieser Bewegung, lange Jahre für die Region und einen Nationalpark Donauauen engagiert- mit persönlichem Einsatz. Heute wagt niemand mehr, diesen Schutz der Au wegzudenken. Die Energiepolitik hat sich verändert: Die Energiewende läuft, Großprojekte wie ein Kraftwerk Hainburg haben heute keine Chance mehr.

Vieles hat sich verändert. Vieles wurde umgesetzt.

Genauso viel ist nicht getan, vergessen, verloren, unerledigt.

Frustration macht sich manchmal bereit. Können wir die Welt überhaupt verändern?

Gestern war es wieder spürbar. Dieses Wunder von Hainburg. Gemeinschaft ohne wenn und aber. Menschen, denen diese Veränderung der Gesellschaft ein Anliegen ist, die getragen sind von Solidarität, nicht vom Streben nach der Macht von Einzelnen, denen ein Wandel wichtig ist, die sich für die anderen und die Gesellschaft einsetzen. Viele davon haben dies ihr ganzes Leben lang getan. Ihre Herzen sind offen und es ist heute genauso wie damals möglich, sich bedingungslos aufeinander zu verlassen. Es gibt Kraft, immer noch Teil dieser Bewegung zu sein.

DANKE - an jeden EINZELNEN, der es schafft, nicht Gewinnoptimierung und Geld vor diesem Wunsch nach Veränderung zu setzen, der sich für die Gesellschaft, für ein schöneres Österreich, für eine bessere Welt einsetzt. Der erkannt hat, wie wertvoll dieses Handeln ist, der es weiter trägt.

Leider geht es nicht immer so schnell, wie wir uns das wünschen!

Einige Sätze von diesen inspirierenden Menschen, die ich gestern traf und die diese Veränderung in sich tragen:

"Das Größte ist, dass wir einander einfach vertrauen können, auch wenn wir uns nicht jeden Tag treffen!"

"WKW... so war unsere Parole damals.. WIR KÄMPFEN WEITER!! Wir sind nicht mutlos."

"Feigheit ist ein Begriff ohne Charaktereigenschaft!"

"Es liegt an uns- wir allein sind die Veränderung!"

"Gib niemals auf- Wunder dauern ein bissl länger!"


ES IST GENAU DIESE POSITIVE EINSTELLUNG, DIE DIE WELT WIRKLICH VERÄNDERT!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /