HCB Görtschitztal: Montag wird Bürgerbeirat informiert

LH Kaiser: Volle Transparenz - LR Prettner: Infoblatt wird erstellt -LR Holub: Wietersdorfer Werk muss Daten offenlegen - LR Benger: Maßnahmenkatalog für Landwirte und Milchbauern

Klagenfurt - Emissionen aus dem Kärntner Zementwerk Wietersdorf sind wahrscheinlich für das Vorkommen von HCB (Hexachlorbenzol) in der Milch einiger Bauem im Görtschitztal verantwortlich.

Das Zementwerk Wietersdorf, auf dessen Blaukalk das Vorkommen von HCB zurückzuführen ist, hat dazu folgende Stellungnahmen abgegeben:

Seit Juli 2012 läuft im Zementwerk Wietersdorf ein von den Behörden des Landes Kärnten genehmigtes Entsorgungsprojekt bei dem Blaukalk im Produktionsprozess eingesetzt und verwertet wird. Die Unternehmensleitung der w&p Zement GmbH geht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Blaukalk der HCB-Verursacher ist. Ein abschließendes Gesamtergebnis, bei dem auch die Luftmessungen ausgewertet sind, wird in ca. zwei Wochen vorliegen und dann umgehend veröffentlicht.

"Dass HCB im Blaukalk der Deponie in Brückl vorkommt, ist bekannt. Die gestern von mir abgegebenen Stellungnahmen gegenüber den Medien hinsichtlich der Belastung von HCB im Blaukalk haben sich auf die Emissionen und die Belastung für die Umwelt bezogen. Ich bedauere, dass dies missverstanden wurde’, so Werksleiter Berndt Schaflechner.

Für das Zementwerk Wietersdorf gibt es genaue Vorschriften, wie und welche Emissionen zu messen sind. Alle seitens der Behörde vorgegebenen Grenzwerte wurden immer eingehalten. Für HCB wurden keine Messungen vorgeschrieben. Bei den aktuell laufenden Untersuchungen hat es sich leider herausgestellt, dass Blaukalk an einer für HCB-Emissionen hinsichtlich Temperatur nicht optimalen Stelle eingebracht wurde. Um abschließende Gewissheit zu erlangen, wurde in direkter Abstimmung mit den zuständigen Fachabteilungen der Kärntner Landesregierung unabhängige Experten der TU Wien (Prof. Wurst) und TÜV Süd mit Messungen beauftragt.

Der in den Prozess eingebrachte Blaukalk unterliegt gemäß Bescheid keiner mengenmäßigen Beschränkung.

Wie bereits gestern mitgeteilt wurde die Werksleitung der w&p Zement GmbH in Klein St. Paul erst am 10. Oktober 2014 informiert, dass HCB in Milch und Futtermittel festgestellt wurden. Am 6. November wurden erste Messergebnisse präsentiert, seither weiss man von HCB Emissionen und hat nach Rücksprache mit der Behörde am 7. November die Einbringung von Blaukalk in den Zementofen sofort eingestellt. Nach aktuellen Informationen der zuständigen Behörde (Umweltmedizin) hat es zu keinem Zeitpunkt eine gesundheitliche Gefährdung gegeben. Es liegen auch gesicherte Informationen vor, wonach keine HCB belastete Milch- oder andere agrarische Produkte in Verkehr gebracht wurden.

Zur bestmöglichen Information der unmittelbar betroffenen Bevölkerung im Görtschitztal hat die Unternehmensleitung nächste Woche den BürgerBeirat geladen, weiters ist eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung geplant.
Werksleiter Berndt Schaflechner: ‘Wir versichern der Bevölkerung ein höchst persönliches Interesse an einer raschen und lückenlosen Aufklärung, da wir mit unseren Familien im Einzugsgebiet leben’.


Ein ersten Statusbericht im Auftrag von Landeshauptmann Peter Kaiser über getroffene Maßnahmen und die Lage im Görtschitztal gab am Samstag, der Kärntner Landeskoordinator Albert Kreiner bekannt.

"Seitdem der Fall bekannt wurde, habe ich mich für volle Transparenz, eine konsequente Fehleranalyse und umfassende Information eingesetzt. Es ist wichtig die Bevölkerung zu informieren, ihr zur Seite zu stehen und für sie Maßnahmen zu treffen", betonte der Landeshauptmann.

Wie Kreiner mitteilte seien bis dato 54 Lebensmittelproben 75 Futtermittelproben und elf Bodenproben gezogen worden. Von den 62 ausgewerteten Futtermittelproben, sie betreffen nicht nur Heu sondern auch Silagen, wiesen acht erhöhe Werte auf. "Sie werden ordnungsgemäß entsorgt und nicht vor Ort verbrannt" teilte Kreiner mit.

Weiters wurden vorläufige Ergebnisse von 16 Rohmilch-Einzelproben, sie stammen von den 35 Milchbauern in der betroffenen Region, vorgelegt. In den Proben war HCB nicht nachweisbar. Über den Beginn der Milchlieferungen wird Anfang nächster Woche entschieden, sagte Kreiner. Die völlige Unbedenklichkeit muss erst bei weiteren Tests bestätigt werden.

Keinerlei bedenkliche Werte wurden bisher bei Fleisch festgestellt. Aus diesem Grund sind auch keine Probeschlachtungen erforderlich, sondern es erfolge die Untersuchung des Fleisches bei der regulären Schlachtung, und es werde im Einzelfall über die Freigabe entschieden. Unbedenklich sind auch Milchprodukte und Lebensmittel aus dem regionalen Handel. Die Bodenproben befinden sich gegenwärtig noch in Auswertung. Mit den Ergebnissen ist in den nächsten Tagen zu rechnen", so der Landesjurist.

Im Auftrag von Prettner wird die Landessanitätsdirektion am Montag eine Handlungs bzw. Empfehlungsanleitung für den Gebrauch von Lebensmitteln, Obst und Gemüse auflegen. Zudem verwies die Gesundheitsreferentin auf die bereits von der Sanitätsdirektion eingerichtete Hotline (050 536 15121) für Bürgeranfragen. "Sie bleibt weiter rund um die Uhr besetzt", so Prettner. Zudem werden in ihrem Auftrag am Montag bei der Sitzung des Bürgerbeirates (17 Uhr, Wietersdorf.) auch Gesundheitsexperten der Landessanitätsdirektion vor Ort sein um die Bevölkerung zu informieren. "Der Schutz der Gesundheit der Menschen hat jetzt oberste Priorität. so Prettner.

Umweltreferent Rolf Holub forderte die Wietersdorfer Zementwerke zur Veröffentlichung sämtlicher relevanten Informationen und Dokumente bezüglich des HCB-Einsatzes und der Emissionen auf. Im Rahmen der angeordneten Sonder-Umweltinspektion werde derzeit vom Land weiter an einer umfassenden Erhebung gearbeitet, seitens des Landes werde darüber hinaus mit der Veröffentlichung von relevanten Daten bereits für Transparenz gesorgt.
Laut Agrarreferent LR Christian Benger wurde für die Milchbauern und Landwirte ein Maßnahmenkatalog von der Veterinärbehörde ausgearbeitet und auch dem HCB-Koordinator des Landes übermittelt. In Form eines Infoblattes wurde der Maßnahmenkatalog nun an sämtliche Landwirte im Görtschitztal ebenfalls übermittelt. Laut dem Agrarreferenten ist die Auszahlung des Milchgeldes gesichert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /