© falco/ pixabay.com
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Unbekannte Objekte über französischen Atomkraftwerken

Über mehreren französischen Atomkraftwerken kreisten in den vergangenen Monaten Objekte unbekannten Ursprungs.

Die Vermutung, dass es sich um eine aktionistische Absicht von Kernkraftgegnern handelte, ist nicht allzu wahrscheinlich.

Drohnen, wie die französischen Politiker und der Sprecher des Konzerns EdF diese Objekte unbekannnter Herkunft nennen, kreisten in den vergangenen Monaten über mehreren franzöisischen Aktomkraftwerken. Der französische Energiekonzern und Betreiber aller 19 AKWs im Land, EdF, gab bekannt, dass er eine Strafanzeige erstattet hat, erklärte aber gleichzeitig, "dass weder die Sicherheit noch der Betrieb der Anlagen gefährdet" gewesen sei.

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve gab der Radiostation France die Info, dass Maßnahmen zur Identifikation und Neutralisierung dieser fliegenden Objekte ergriffen worden seien, und dass die Kraftwerke über Drohenabwehrsysteme verfügen sollten und dass derartige Systeme existierten.

In Frankreich ist es im Umkreis von 5 km und bis zu einer Höhe von einem Kilometer verboten, Atomkraftwerke zu überfliegen. Laut Vertrag mit EdF obliegt der Schutz der französischen Kraftwerke der französischen Luftwaffe.

Von den Abwehrsystemen der Atomkraftwerke wurden die entsprechenden Objekte vor allem in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden festgestellt. Es wurden aber keine Informationen veröffentlicht, wer die Drohnen gesteuert haben könnte.

Laut EdF wurden Überflüge über den Kraftwerken in Creys-Malville und Bugey im Südosten des Landes, in Blayais im Süwesten, in Cattenom und Chooz im Nordosten, in Gravelines im Norden und in Nogent-sur-Seine in der Nähe von Paris festgestellt. Wenn man sich die Landkarte ansieht, so sieht man, dass es sich dabei vor allem um Kraftwerke handelt, die sich in periferen Regionen von Frankreich befinden und die insgesamt relativ gleichmäßig verteilt liegen.

Die Vermutung, dass es sich um eine aktionistische Absicht von Atomgegnern handeln könnte, ist nicht sehr wahrscheinlich, weil u.a. Greenpeace als eine der angeführten möglichen Organisationen sich von derartigen Unterstellungen scharf distanzierte. Im Gegenteil äußert sich die NGO in dem Sinne, dass sie von den verdächtigen Überflügen zutiefst beunruhigt sei. Die Drohnen besuchten am selben Tag (19.10) vier von einander relativ weit entfernt liegende französische Kraftwerke in Frankreich, was auf eine breit angelegte und gut vorbereitete Aktion hindeutet. Drohnen bewegten sich gleichfalls über der Atombehörde in Caclay bei Paris.

Im Mai des Jahres 2012 filmte die Organisation Greenpeace mit Hilfe einer Drohne, wie ein deutscher Aktivist in einem Motorrogalo das Atomkraftwerk in Bugey überflog, dabei eine Rauchbombe abwarf und am Kraftwerksgelände landete. Mit dieser spektakulären Aktion wollte Greenpeace auf Sicherheitsdefizite der französischen Atomkraftwerke hinweisen.

Laut Mitteilung der Polizei und Kraftwerkswache wurde am 30. Oktober 2014 das Flugverbot über Kraftwerken neuerlich verletzt und zwar im Falle des Kraftwerks in Penly am Ärmelkanal und auch in Südwestfrankreich.

Die erste Drohne wurde am 5. Oktober über dem AKW Creys-Malville festgestellt. Atomexperten meinten, dass es sich bei den Objekten nicht um einen einzigen Drohnentyp handelte, sondern, dass deren mehrere beteiligt waren. Einige waren kleiner als einen Meter, während andere wohl eine Größe von zwei Metern erreichten. Das löst bereits Befürchtungen aus, denn derartige Geräte sind schon fähig, auch Sprengladungen zu tragen.

Im Zusammenhang mit Atomkraftwerken existieren Drohnen bereits. Vor kurzem konstruierte ein Team der Universität von Bristol eine kleine Drohne, welche zur Kontrolle der Radioaktivität bei Atomunfällen eingesetzt werden könnte. Das Team begann mit der Entwicklung dieser Drohne, als Experten sahen, wie über den Ruinen der Gebäude der Atomreaktoren in Fukushima große Helikopter mit Besatzung kreisten. Es scheint jedoch, dass das englische Team ihre Anlagen auf diese Weise noch nicht getestet hat.


Momentan ist nicht geklärt, was eigentlich passiert ist. Manche spekulativen Erklärungen haben die Tendenz, darin einen möglichen Protest atomkritischer Gruppen zu erkennen, andere wieder halten es für möglich, dass vor einem terroristischen Angriff die entsprechenden Lokalitäten genau untersucht werden sollten. Weitere wiederum sehen darin den Witz und Humor einer Gruppe von kreativen Künstlern. Die angespannte Situation in der Welt kann gleichfalls Erkläruingen mit fatalen Folgen evozieren.

Egal worum es wirklich geht, eine Tatsache erweckt tatsächlich Befürchtungen: wie ist es möglich, dass im Zeitraum eines Monats wiederholt unbekannte Flugobjekte über einem gut beobachteten und gefährlichen Komplex auftauchen können, wie eine Atomkraftwerk das zweifellos ist.

Handelt es sich dabei nicht doch um ein völlig inakzeptables Maß an Risiko (abgesehen vom ökonomischen Lapsus des Baus neuer AKWs in Olkiluoto und Flamanville, dem mehrfach in Studien nachgewiesenen vertärkten Auftreten von Krebs bei Kindern in der Umgebung von Atomkraftwerken in verschiedenen Ländern, den Problemen der nicht existierenden Endlagern für Atomabfälle, der Unterversicherung bei Havarien, der Verbindung mit Atomwaffen,....)?



Autor: Milan Smrž

Vorsitzender der tschechischen Sektion von Eurosolar, erschienen im tschechischen Original am

06.11.2014 unter http://denikreferendum.cz/clanek/19101-nezname-objekty-nad-francouzskymi-jadernymi-elektrarnami
Übersetzung: Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /