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Atomwaffen und ihre Folgen

Internationale Konferenz über die humanitären Auswirkungen sogenannter „Humanwaffen“

Vom 8. bis zum 9. Dezember 2014 strömten über 1000 Besucher in den großen Ballsaal der Wiener Hofburg, um sich mit den humanitären Auswirkungen von Atomwaffen auseinanderzusetzen. Es waren Delegationen von 158 Nationen anwesend, Opfer nuklearer Verstrahlungen, interessierte Bürger, Medien und Wissenschaftler.
Es handelte sich um die dritte internationale Konferenz zu diesem Thema. Die erste fand 2013 in Norwegen statt, die zweite im Februar 2014 in Mexiko. Diese jüngste Konferenz nun hatte die Absicht, die UN-Verhandlungen über das Abkommen für die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen (Nuclear Non-Proliferation Treaty NPT), die für Mai 2015 geplant sind, bereits vorab mit einer entsprechenden Dynamik zu versehen, indem dazu aufgerufen wird, diesem Abkommen eine vollständige Abrüstung folgen zu lassen, und diesen Prozess durch einen global geltenden und juristisch verbindlichen Rahmen abzusichern.
Das Treffen gipfelte in einem Aufruf an die anwesenden Vertreter ihrer Völker, sich dem sogenannten ‘Österreichischen Appell’ anzuschließen. Dieses Dokument ruft alle bisherigen Vertragsparteien dazu auf, ihre eingegangenen Verpflichtungen zu erneuern und allfällige noch bestehende Gesetzeslücken, welche das Verbot von Atomwaffen und deren Liquidierung unterminieren, zu schließen.

Dieser österreichische Appell enthält folgende bemerkenswerte Passage:
‘Österreich ruft alle Länder, die Atomwaffen besitzen, dazu auf, konkrete innerstaatliche Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko von Atomdetonationen zu verringern. Das schließt auch den Status der Einsatzbereitschaft von Atomwaffen ein, sowie den Transport von potentiellen Einsatzorten in sichere Lagerstätten. Damit soll auch die Rolle dieser Waffen in den Militärdoktrinen an Bedeutung verlieren, und es zu einem beschleunigten Abbau aller Arten von Atomwaffen kommen ....’. Dieser Text ist vor allem deshalb erstaunlich, weil zum ersten Mal auch Länder anwesend waren, die selber Atomwaffen besitzen. Damit sind Amerika und England gemeint. Die Vertreter dieser Länder machten vor der Versammlung allerdings Aussagen, die den Eindruck bestätigten, dass sie nicht zugehört hatten.
Ich war eingeladen worden, bei dem Treffen über die medizinischen Folgen des Einsatzes von Atomwaffen zu sprechen. Ursprünglich hatte ich abgesagt, denn meine Arbeit konzentriert sich auf Energie und Umwelt, nicht auf den militärischen Aspekt von Atomenergie. Die Einladung wurde dann aber von Botschafter Alexander Kmentt konkretisiert: ‘Bitte sprechen Sie über die unverhältnismäßig stärkere Wirkung von Strahlung auf Mädchen und Frauen!’ So eine direkte Einladung bot die Gelegenheit, Informationen weiterzugeben, die sonst nicht bekannt sind. Die meisten Menschen wissen nicht, dass eine amerikanische Langzeit-Studie Daten zu Krebsfällen bei Überlebenden Strahlungsopfern gesammelt hat. Bei betroffenen Kindern im Alter von unter 5 Jahren im Jahr 1945 zeigte sich, dass die Zahl der später an Krebs erkrankten Mädchen doppelt so hoch lag, wie jene bei den Buben!
Der Raum war voll mit Teilnehmern, zu denen auch Hibakusha aus Japan sowie Überlebende der amerikanischen Atombombentests auf den Marshall Islands und englischer Versuche in Australien sowie Betroffene aus Utah (im Einzugsgebiet der Testgelände in Nevada) waren. Ein idealer Ort, um diese Informationen weiterzugeben.

Übersetzung und Bearbeitung aus dem Nuclear Monitor Nr. 796 vom Dezember 2014
Ina Conneally, Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /