© Ralf Kunze / Pixabay.com
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Biolandwirtschaft - Wertschätzung bringt Wertschöpfung

Kostendruck verlangt Maßnahmen: Kontrollen vereinheitlichen, Bürokratie abbauen

Wien - "Die derzeit überaus starke Nachfrage aus Deutschland nach österreichischer Biomilch zeigt beispielhaft, dass heimische Bioqualität im Ausland in steigendem Maße wertgeschätzt wird und so bei uns Wertschöpfung erzeugt. Aber nicht nur Konsumenten diesseits und jenseits der Grenzen schätzen 'bio', wie der nach wie vor steigende Anteil im Lebensmittelhandel zeigt, der derzeit bei rund zehn Prozent liegt. Auch Agrarpolitik und Interessenvertretung messen den 20.000 Biolandwirten einen besonderen Stellenwert zu", erklärte heute LK Österreich-Präsident Hermann Schultes.

"Selbst wenn andere Bereiche der Landwirtschaft im Agrarbudget spürbare Kürzungen hinnehmen mussten, blieb die Biolandwirtschaft ein wesentlicher Schwerpunkt im Programm Ländliche Entwicklung. In Relation dazu stehen für den Biolandbau sogar mehr Mittel als in der vorigen Periode zur Verfügung. Nun erhalten Biobäuerinnen und Biobauern aus dem 455 Mio. Euro umfassenden Umweltprogramm ÖPUL rund ein Drittel aller Zahlungen. Dazu kommen noch andere Förderungen, wie für den Bau besonders tiergerechter Stallungen. Aus diesem Titel fließen etwa 20% der Mittel der vorgesehenen Investitionsförderung an die Biobetriebe", berichtete Schultes.
Einkünfte im Vergleich

"Unsere Biobäuerinnen und Biobauern können mit Recht stolz sein:
Österreich ist mit 20% Anteil der Flächen und 13% der Betriebe das EU-Bioland Nummer eins. Diese erfreuliche Stellung schlägt sich auch im Einkommen nieder", so Schultes. Selbst im einkommensschwachen Jahr 2014 schnitten beispielsweise die biologisch geführten Marktfruchtbetriebe mit rund 40.000 Euro Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb deutlich besser ab als die konventionell geführten, die sich mit 23.000 Euro begnügen mussten. Bei den spezialisierten Milchviehbetrieben schlug "bio" mit 34.000 Euro "konventionell" mit 30.000 Euro je Betrieb und Jahr.

Starker Partner Agrarpolitik

"Ein wesentliches Standbein für den Erfolg der Biolandwirtschaft ist die Ausgestaltung der Agrarpolitik, eine wesentliche Aufgabe der politischen Interessenvertretung der Landwirtschaftskammer. Mit dem Österreichischen Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) 2015 bis 2020 wurde für die Biolandwirtschaft eine verlässliche Planungsgrundlage geschaffen und eine stabile Entwicklung des Biosektors sichergestellt. Die Instrumente des Programmes der ländlichen Entwicklung und der österreichischen Agrarpolitik erweisen sich als tauglich und helfen wesentlich bei der Durchsetzung der Bioproduktion am Markt und im Lebensmitteleinzelhandel mit", so Schultes.

Landwirtschaftskammern sind starke Partner

Die Landwirtschaftskammern sind ein starker Partner der Biolandwirtschaft. Sie unterstützen mit ihren Leistungen in der Bildung, Beratung und Interessenvertretung deren positive Entwicklung. So bieten die Ländlichen Fortbildungsinstitute (LFI) den Biolandwirten in zahlreichen Kursen die Möglichkeit, ihre Qualifikation zu verbessern. Im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Biosektors arbeiten die LKs eng mit den Bioverbänden und den Forschungseinrichtungen in zahlreichen Projekten zusammen.

"Bildung und Beratung sind Vermittler und Übersetzer zwischen Wissenschaft und Forschung einerseits und der Praxis andererseits. Diese Aufgabe soll gemeinsam verstärkt werden, was im Rahmen der Ländlichen Entwicklung in der neuen Maßnahme Europäische Innovationspartnerschaft gefördert wird", hob der Präsident die Leistungen der bäuerlichen Interessenvertretung hervor und nannte als ein Beispiel für das Nutzen von Synergien den Schutz der Ernte. Schultes: "Gerade beim Ernteschutz geht es um das Zusammenführen von Wissen und Erkenntnissen aus dem Biolandbau und aus der konventionellen nachhaltigen Landwirtschaft. Daraus entsteht in der Synthese Zukunftsweisendes für die gesamte Landwirtschaft zum Nutzen aller. Diese Gemeinsamkeit bringt Fortschritt und sichere Lebensmittel, sowohl in Qualität als auch in Menge."

Starker Partner Konsument

"Auf der einen Seite der Partnerschaft stehen die Biolandwirte mit ihren zahllosen Initiativen und einem beispiellosen Unternehmergeist. Auf der anderen Seite sind es die Konsumenten, deren Treue die erfolgreiche Entwicklung der Biolandwirtschaft in Österreich möglich gemacht hat. Unterstützt wurden sie dabei vom Lebensmittelhandel", hob Schultes hervor und ergänzte: "Den Erfolg jeden Bauernhofs, egal ob bio oder konventionell nachhaltig bewirtschaftet, machen erst die Konsumenten tagtäglich möglich. Daher gilt es auch, alle Marktmöglichkeiten, wie beispielsweise in der Kantinen- und Gemeinschaftsverpflegung, aktiv auszuschöpfen, wo das Bundesvergabegesetz mit dem Motto 'Best statt billig' unterstützen kann."

Gastronomie: Bio-Fleisch erkennen

"Die Dürreproblematik des Sommers, sinkende Agrarpreise und nach wie vor hohe Kosten für Betriebsmittel setzen auch den heimischen Biolandbau unter starken Druck. Eine klare Herkunftskennzeichnung hilft mit, diesen Preisdruck zu mindern, denn gerade die Biolandwirtschaft lebt vom engen Vertrauen der Konsumenten, daher wird großer Wert auf klare Kennzeichnung der Herkunft gelegt. Wer in der Gastronomie zum heimischen Bioprodukt greifen will, soll es auch erkennen können. Daher muss auch auf der Speisekarte sichtbar sein, woher das Biofleisch stammt. Der Konsument hat ein Recht auf diese Information, denn sie hilft ihm, bewusst zu österreichischer Bioqualität zu greifen. Ein weiterer wirksamer Schritt, den Kostendruck zu verringern und den Betrieb zu stärken, ist der Abbau unnötiger Bürokratie. Hier gilt es mit einer raschen Vereinheitlichung der Kontrollen, den Biobäuerinnen und -bauern Geld und Nerven zu sparen", betonte Schultes.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /