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Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen wächst deutlich stärker als Wirtschaft

VCÖ fordert EU-weite Mindestmaut für Lkw und mehr Lkw-Kontrollen

Wien - Von der schwächelnden Konjunktur ist auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen nichts zu merken. Erneut nahm der Lkw-Verkehr heuer deutlich stärker zu als die Wirtschaft wächst, macht der VCÖ aufmerksam. Österreichweit die meisten Lkw waren auf der A1 bei Haid unterwegs, gefolgt von der A2 bei Wiener Neudorf. Der VCÖ fordert eine Mindestmaut für Lkw in der EU, verstärkte Lkw-Kontrollen und mehr betriebliche Gleisanschlüsse.

Der VCÖ hat die Daten von 94 Zählstellen auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen analysiert: Bei 77 Zählstellen wurden mehr Lastwagen gezählt als im Vorjahr, bei 55 davon betrug die Zunahme mehr als zwei Prozent. Auf der Brennerautobahn ist der Lkw-Verkehr mit rund vier Prozent besonders stark gestiegen. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vergleich zum Jahr 2010 über den Brenner sogar um rund 15 Prozent mehr Lkw rollen, das sind pro Tag zusätzlich rund 900 Lkw. Auf der A1 bei Haid hat der Lkw-Verkehr gegenüber 2010 um rund 1.600 pro Tag zugenommen (plus 13 Prozent), auf der A4 bei Schwechat um rund 1.100 pro Tag (plus 15 Prozent).

Die Österreichische Nationalbank erwartet für heuer ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. "Früher hieß es, wenn der Lkw-Verkehr zunimmt, ist das ein Zeichen von Wirtschaftswachstum. Seit einigen Jahren gilt das aber nicht mehr. Der Lkw-Verkehr nimmt deutlich stärker zu als die Wirtschaft wächst. Das ist weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht positiv", stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Mit dem Lkw-Verkehr nehmen auch Lärm, Schadstoffbelastung und Straßenschäden zu.

Der Abschnitt mit dem stärksten Lkw-Verkehr Österreichs ist die A1 bei Haid mit durchschnittlich rund 13.700 Lkw pro Tag, informiert der VCÖ. Auf der A2 bei Wr. Neudorf rollen täglich rund 11.900 Lastwagen. Auch auf der A8, auf der S1, A23, A25 und A21 wurden auf einzelnen Abschnitten im Schnitt mehr als 10.000 Lkw pro Tag gezählt.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen den wachsenden Lkw-Verkehr. Auf EU-Ebene ist rasch eine EU-weite Mindestmaut für Lkw einzuführen. Auch die Abschaffung der steuerlichen Begünstigung von Dieseltreibstoff führt zu mehr Kostenwahrheit im Lkw-Transport. "Wenn die EU das Klimaabkommen von Paris ernst meint, muss es rasch verstärkte Maßnahmen gegen die Lkw-Lawinen und für einen klimafreundlichen Gütertransport geben", betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

In Österreich sind zudem mehr Lkw-Kontrollen nötig, damit Sicherheits- und Sozialstandards sowie Tempolimits eingehalten werden. Weiters sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren, um die Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bekommen. Für neue produzierende Betriebe soll es Anreize geben, sich in der Nähe von bestehenden Gleisanlagen anzusiedeln.

VCÖ: Wo auf den einzelnen Autobahnen und Schnellstraßen Österreichs jeweils die meisten Lkw unterwegs sind

(Anzahl (gerundet) Lkw pro Tag 1.1.-30.11. 2015, in Klammer Änderung gegenüber 1.1.-30.11.2014)

A1 Haid: 13.730 Lkw pro Tag (plus 2,6 Prozent)

A2 Wr. Neudorf: 11.910 Lkw pro Tag (plus 2,2 Prozent)

A8 Krenglbach: 10.540 Lkw pro Tag (plus 2,9 Prozent)

S1 Tunnel Vösendorf: 10.430 Lkw pro Tag (plus 2,1 Prozent)

A23 Praterbrücke: 10.360 Lkw pro Tag (minus 0,9 Prozent)

A25 Marchtrenk: 10.160 Lkw pro Tag (plus 1,4 Prozent)

A21 Brunn am Gebirge: 10.000 Lkw pro Tag (plus 2,2 Prozent)

A12 Wörgl: 8.900 Lkw pro Tag (plus 6,2 Prozent)

A4 Schwechat: 8.620 Lkw pro Tag (plus 1,6 Prozent)

A13 Gärberbach: 6.650 Lkw pro Tag (plus 4,8 Prozent)

A10 Anif: 5.890 Lkw pro Tag (plus 1,0 Prozent)

A9 Seiersberg: 5.560 Lkw pro Tag (plus 2,1 Prozent)

A7 Voest: 5.240 Lkw pro Tag (minus 1,9 Prozent)

A22 Kaisermühlen: 4.800 Lkw pro Tag (plus 2,2 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße: 4.130 Lkw pro Tag (plus 3,6 Prozent)

A14 Pfändertunnel: 3.670 Lkw pro Tag (minus 0,8 Prozent)

A5 Eibesbrunn: 3.130 Lkw pro Tag (plus 2,2 Prozent)

S33 St. Pölten: 2.920 Lkw pro Tag (minus 0,8 Prozent)

S5 Zaina: 2.530 Lkw pro Tag (plus 4,0 Prozent)

A6 Potzneusiedl: 2.470 Lkw pro Tag (plus 2,3 Prozent)

S36 Zmöllach: 1.880 Lkw pro Tag (minus 2,7 Prozent)

S6 St. Marein: 1.780 Lkw pro Tag (minus 2,2 Prozent)

A3 Ebreichsdorf: 1.680 Lkw pro Tag (plus 3,7 Prozent)

A11 St. Martin: 1.480 Lkw pro Tag (plus 9,6 Prozent)

S35 Peggau: 1.470 Lkw pro Tag (minus 3,1 Prozent)

S4 Wr. Neustadt Süd: 1.340 Lkw pro Tag (minus 4,7 Prozent)

S3 Göllersdorf: 1.200 Lkw pro Tag (plus 2,2 Prozent)

S31 Wulkaprodersdorf: 1.160 Lkw pro Tag (plus 1,1 Prozent)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2015


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /