© Strom-Check Ing. Martin Litschauer
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Wien, Innsbruck und Bregenz sind Österreichs Spitzenreiter bei umweltfreundlicher Mobilität

VCÖ: Urbaner Verkehr der Zukunft muss sauber und platzsparend sein

Wien - Die Unterschiede im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung sind in Österreichs Landeshauptstädten sehr groß, wie eine nun präsentierte VCÖ-Publikation zeigt. Allen gemeinsam ist ein sinkender Pkw-Motorisierungsgrad. Nach wie vor ist aber der Platzverbrauch des städtischen Verkehrs zu hoch. Zudem pendeln mehr als 650.000 Beschäftigte in die Städte zur Arbeit, großteils mit dem Auto. Das Verlagerungspotenzial ist groß. Nötig sind in allen Landeshauptstädte auch verstärkte Maßnahmen für einen klimafreundlichen Gütertransport, betont der VCÖ.

"Damit die wachsenden Städte ihre Verkehrs- und Umweltziele erreichen, muss der urbane Verkehr der Zukunft sauber, klimafreundlich und auch platzsparend sein", fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer ein zentrales Ergebnis der Publikation "Urbaner Verkehr der Zukunft" zusammen. Beim Flächenverbrauch der Verkehrsmittel ist bezogen auf die Transportkapazität der Unterschied sehr groß. Am wenigsten Platz verbrauchen Fußgängerinnen und Fußgänger, gefolgt vom Öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad. Den mit Abstand höchsten Flächenverbrauch weist der Autoverkehr auf.

Im Landeshauptstadt-Vergleich sind die Wienerinnen und Wiener im Alltag am umweltfreundlichsten mobil. 73 Prozent ihrer Alltagswege legen sie mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. "Silber" geht an Innsbruck mit 70 Prozent umweltfreundlicher Mobilität, "Bronze" an Bregenz mit 60 Prozent. Auch in Salzburg, Graz und Linz wird von der Bevölkerung weniger als die Hälfte der Alltagswege mit dem Auto gefahren. Am höchsten ist der Autoanteil in Eisenstadt mit 70 Prozent, gefolgt von Klagenfurt mit 66 Prozent.

Das Auto verliert für die städtische Mobilität an Bedeutung. Ein Indikator dafür ist auch der Pkw-Motorisierungsgrad. Erstmals ist dieser im Vorjahr in allen Landeshauptstädten zurückgegangen. Wien und Graz waren vor rund zehn Jahren die ersten Städte mit sinkendem Motorisierungsgrad. Im Jahr 2013 nahm auch in Innsbruck, Linz und Klagenfurt die Zahl der Pkw pro 1.000 Einwohner ab und im Vorjahr das erste Mal auch in Eisenstadt.

Um die Mobilität in den stark wachsenden Städte umweltfreundlich bewältigen zu können, ist in Österreichs Landeshauptstädten ein verstärkter Ausbau des Öffentlichen Verkehrs nötig. In Klagenfurt hat der Öffentliche Verkehr derzeit nur einen Anteil von sechs Prozent, in Eisenstadt überhaupt nur von zwei Prozent. In Graz werden 20 Prozent der Alltagswege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Wien ist mit 39 Prozent Spitzenreiter, in der Bundeshauptstadt ist vor allem in den Flächenbezirken das Angebot auszubauen. Wien ist zudem die einzige Stadt Österreichs, wo es mehr Jahresnetzkarten für den Öffentlichen Verkehr als Pkw gibt. "Neben einem guten öffentlichen Verkehrsangebot sollte es zudem in jeder Landeshauptstadt ein gutes Carsharing Angebot und Leihrad-System geben", weist VCÖ-Experte Gansterer auf ein weiteres Manko hin.

Die Bedeutung von Gehen und Radfahren für die städtische Mobilität wird stark unterschätzt. Die Bevölkerung von Innsbruck legt 48 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß oder mit dem Rad zurück und selbst bei den Schlusslichtern St. Pölten, Eisenstadt und Klagenfurt werden mehr als ein Viertel der Alltagsziele zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht. Wien, Innsbruck und Bregenz sind jene drei Hauptstädte, wo mehr Wege zu Fuß und mit dem Rad zurückgelegt werden als mit dem Auto. "Die städtische Verkehrsplanung muss stärker als bisher die Fußgängerinnen und Fußgänger berücksichtigen", betont VCÖ-Experte Gansterer.

Österreichs Landeshauptstädte sind aufgrund der großen Anzahl an Arbeitsplätzen auch Einpendelzentren. Rund 650.000 Beschäftigte pendeln in die Landeshauptstädte zur Arbeit, davon mehr als 265.000 nach Wien. Der Großteil kommt mit dem Auto in die Städte. So fahren nach Linz 74 Prozent von außerhalb mit dem Auto zur Arbeit. Nach Wien gibt es je nach Region Unterschiede: Aus dem Einzugsgebiet Gänserndorf fahren 38 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Wien und 62 Prozent mit dem Auto, aus dem Einzugsgebiet St. Pölten fahren 42 Prozent öffentlich nach Wien.

Der VCÖ fordert den verstärkten Ausbau der S-Bahnen. Überall, wo das S-Bahnangebot verbessert wurde, ist die Zahl der Fahrgäste stark gestiegen, beispielsweise in der Steiermark von 9,8 Millionen im Jahr 2007 auf 16,6 Millionen im Jahr 2014 oder in Tirol von 9,4 auf 15,0 Millionen Fahrgäste.

Ein großes Potenzial haben auch Radschnellwege, insbesondere in Kombination mit Elektro-Fahrrädern. Während international immer mehr Stadtregionen ein Radschnellnetz errichten, hat in Österreich lediglich der Ballungsraum Linz einen konkreten Plan, neun Radschnellwege aus dem Umland in die Stadt zu bauen.

Bei der Ökologisierung des städtischen Gütertransports haben Österreichs Städte großen Aufholbedarf, so der VCÖ. Laut EU-Weißbuch Verkehr soll bis zum Jahr 2030 die innerstädtische Güterlogistik in den größeren Städten CO2-frei erfolgen. "Von diesem Ziel sind Österreichs Städte weit entfernt. International sind einige Städte in diesem Bereich schon weiter", stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. Für die innerstädtische Kleinverteilung sind verstärkt E-Transporter einzusetzen, wie das in Göteborg, Paris und London bereits der Fall ist. Deutsche Städte zeigen, dass viele innerstädtische Transporte auch mit Cargo-Bikes, also Lastenfahrrädern, durchgeführt werden können.

VCÖ-Publikation "Urbaner Verkehr der Zukunft", erhältlich beim VCÖ unter (01) 8932697 oder www.vcoe.at

Wien ist bei autofreier Mobilität Österreichs Spitzenreiter
(Anteil Alltagswege, die mit Öffentlichem Verkehr, zu Fuß und mit Rad zurückgelegt werden)

Wien: 73 Prozent
Innsbruck: 70 Prozent
Bregenz: 60 Prozent
Salzburg: 55 Prozent
Graz: 54 Prozent
Linz: 50 Prozent
St. Pölten: 44 Prozent
Klagenfurt: 34 Prozent
Eisenstadt: 30 Prozent

Quelle: Mobilitätserhebungen der Städte, VCÖ 2016

VCÖ: In den Landeshauptstädten geht Pkw-Motorisierungsgrad zurück (Anzahl Pkw / 1.000 Einwohner im Jahr 2015, in Klammer (2014 / 2010)

Wien: 372 (381 / 394)

Innsbruck. 424 (436 /441 )

Graz: 461 (467 / 471)

Linz: 501 (507 / 504)

Salzburg: 509 (511 / 495)

Bregenz (Bezirk): 522 (520 / 499)

St. Pölten: 564 ( 568 / 554)

Klagenfurt: 598 (600 / 587 )

Eisenstadt (inkl. Rust): 653 (662 / 642)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2016


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /