© Franz Keppel / Protest am Puchsteg
© Franz Keppel / Protest am Puchsteg

Murkraftwerk Graz: Die Nacht der Nächte

In Graz steigen die Proteste: Nun wird besetzt. An der Mur wurde ein Camp gegen die Rodungen für den Kraftwerksbau eingerichtet.

© ad / Protest an der Mur
© ad / Protest an der Mur
© bergschaf/ Aktivist in einem Baum- so kann er nicht gerodet werden
© bergschaf/ Aktivist in einem Baum- so kann er nicht gerodet werden
© ad/ Aktivisten sind mit Booten trotz Kälte auch auf der Mur unterweg
© ad/ Aktivisten sind mit Booten trotz Kälte auch auf der Mur unterweg

Rote Linien dürfen nicht überschritten werden- In Graz scheint dies jedoch der Fall zu sein. Die Proteste gegen das Murkraftwerk spitzen sich zu: Am Donnerstag kam es wieder zu einer Protestkundgebung in der Nähe des Rodungsorts, am Puchsteg. Ein Aktivist seilte sich sogar an einem Seil ab, das von einem Ufer zum anderen Ufer gespannt war. Kanufahrer und Schlauchbootfahrer fahren an der Mur nahe an den Rodungsort und versuchen auf diese Art, die Rodungen zu verhindern.

Nachdem unzählige Protestaktionen jedoch offensichtlich kein Umdenken der Stadtregierung oder der Energie Steiermark herbeiführen konnten, begannen AktivistInnen am 8.2.2017, dem dritten Tag seit Beginn der Abholzungsarbeiten entlang der Mur, ein Protestcamp zu errichten.

Der WWF hat heute bekannt gegeben, dass in Sachen Murkraftwerk Graz eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht wird. Im Kern geht es dabei um die Forderung nach einem sofortigem Rodungs- und Baustopp wegen der Nicht-Einhaltung von UVP-Bestimmungen.

‘Nicht genug damit, dass provokant einen Tag nach der Gemeinderatswahl mit dem Kahlschlag der Murufer begonnen wurde, stellt sich nach und nach heraus, dass zahlreiche Auflagen aus dem UVP-Bescheid offenbar nicht eingehalten werden’, ist Andrea Pavlovec Meixner, Umweltsprecherin der Grazer Grünen, empört. So sind die Reptilien, insbesondere die vor Ort angesiedelten Würfelnattern nicht vollständig eingesammelt und abgesiedelt worden, die Messdaten der vorgeschriebenen Feinstaubmessstation sind nicht online abrufbar und die Ersatzradwege nicht wie vorgeschrieben zur Verfügung gestellt worden. Eine Akteneinsicht wurde verweigert.

‘Die Lage vor Ort ist nicht nur rechtlich, sondern auch menschlich brisant’, so Pavlovec Meixner weiter. ‘Viele AktivistInnen sind sehr betroffen, sie kämpfen immerhin seit Jahren gegen das Kraftwerk und müssen nun mitansehen, wie tausende Bäume den Baggern zum Opfer fallen. Trotzdem wird durch den Sicherheitsdienst mit äußerster Brutalität gegen die AktivistInnen vorgegangen, was für uns durch nichts zu rechtfertigen ist.’

Die Grazer Grünen versuchen nun eine einstweilige Verfügung zu erwirken, die rechtlich einen Baustopp und politisch eine Nachdenkpause bis zur Klärung aller offenen Fragen bringt.

In der Zwischenzeit werden die Aktionen gegen das Kraftwerk in Graz immer stärker.

Die Murcamper informieren die Öffentlichkeit, warum sie nun fix vor Ort sind, in einer Presseaussendung

"Wir versuchen mit den Murcamps, die Aulandschaft vor der verbrecherischen Landschaftszerstörung der Energie Steiermark zu schützen.
Auf Höhe des Puchstegs wurde ein Camp errichtet, dieses wird nicht aufgegeben. Die Aktivist*innen meinen: ‘Wir bleiben! Diese Landschaft gehört der Öffentlichkeit und wir schützen sie vor profitgierigen Energiekonzernen. Die Rodungen finden illegal statt.’
Die Besetzer*innen rechnen mit handfesten Repressionen. Immer wieder wird beobachtet, dass Security-Mitarbeiter mit harter Gewalt gegen Protestierende vorgehen. Mit Zelten, heißem Tee und warmen Essen wird trotzdem immer noch den Rodungen getrotzt.

‘Dass Securities polizeiliche Aufgaben übernehmen ist jenseitig und rechtstaatlich fragwürdig.’, betonen die Aktivist*innen, die aus Angst vor hohen Strafzahlungen anonym bleiben wollen.

"Wir werden den Widerstand nicht aufgeben und wir freuen uns über Unterstützung, sei es gedanklich, symbolisch oder aktivistisch." "Wir kämpfen weiter, solange die Mur fließt!", so die Aktivisten und Aktivistinnen, die sich vor Ort weiter für die Mur einsetzen. Der Druck auf das Protestcamp wird jedoch immer stärker. Morgen früh ab 5.00 Uhr sollen Camp und die umliegenden Bäume wohl entfernt werden, wie aus geheimer Quelle zu erfahren ist. Dennoch ist vollends ungewiss, wie es weiter geht.

Die Besetzer*innen rufen dazu auf, sich am Protest-Camp zu beteiligen.
‘Wir lassen uns weder von der Energie-Steiermark, noch von der Polizei einschüchtern. Wir schützen hier unser aller Lebensraum!’, geben sich die Au-Besetzer*innen kämpferisch.

Mehr Infos: Murcamp

Weitere Berichte und Bilder:
rettetdiemur.at/Rodungen-gestartet und hier
www.facebook.com/Rettet-die-Mur

Es ist schwer einzuschätzen, wie sich die Situation in den nächsten Tagen weiter entwickelt und welche Aktionen gegen die Rodungsarbeiten der so wertvollen Bäume in dieser von Feinstaub geplagten Stadt gesetzt werden.


Eines ist fix: Für morgen, 10.2.2017, 13:00 ruft die Plattform "Rettet die Mur" wieder zum solidarischen Mur-Protest am 10.02. auf!
Siehe: www.facebook.com/events


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /