© Gerd Altmann - pixabay.com
© Gerd Altmann - pixabay.com

Ein Plan für die Klimaforschung

Ein Plan für die Klimaforschung

Wien - Mehr als 70 WissenschaftlerInnen haben eine gemeinsame  Strategie für die Klimaforschung in Österreich erarbeitet. Der Science Plan vereint Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichsten Disziplinen und gibt den Forschenden und der Forschungsförderung Orientierung. 

‘Klimaforschung an sich bedeutet nicht, dass Klimaschutz betrieben wird. Wir schaffen damit aber die Entscheidungsgrundlagen, um die optimalen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.’ Helga Kromp-Kolb stellte bei der Präsentation des Science Plan zur strategischen Entwicklung der Klimaforschung in Österreich klar, dass dieses Dokument keine einfachen Lösungen für das Klimaproblem liefert. Aber, so die Klimaforscherin: ‘Zum ersten Mal herrscht Einverständnis innerhalb der Scientific Community über die relevanten Forschungsfelder. Denn nicht alles, was wissenschaftlich interessant ist, hilft uns dabei, die Probleme zu lösen, vor denen wir stehen.’ An dem transparenten, offenen Bottom-up-Prozess haben sich unter der Leitung von Kromp-Kolb und Douglas Maraun (Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Uni Graz) rund 70 österreichische Forschungstreibende beteiligt und sich darauf geeinigt, wo Forschungsbedarf herrscht: Die großen Themen, die der Science Plan identifiziert, sind Klimawandel, Einflussfaktoren und Ausprägungen, Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft, Anpassungsmöglichkeiten, Maßnahmen zum Klimaschutz, gesellschaftliche Transformationsprozesse und spezielle inter- und transdisziplinäre Themenbereiche. 

Einen derart definierten Forschungsplan hat es bisher nicht gegeben: Klimaforschung war lange Zeit von naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Meteorologie dominiert – jetzt melden sich verstärkt auch die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu Wort: ‘In unserem Prozess fanden auch Forschende Gehör, die nicht im Klima-Mainstream schwimmen. Zum Beispiel Soziologen, die andere Problemlagen erkennen, als wir KlimatologInnen’, sagt Kromp-Kolb. Diese verschiedenen Blickwinkel finden sich auch im Science Plan wieder: So werden große Themenblöcke wie die gesellschaftlichen Transformationsprozesse ebenso miteinbezogen wie spezielle Bereiche wie die Kosten des Klimawandels.

 ‘Für uns ist der Science Plan ein Meilenstein, weil er die wichtigsten Forschungsnotwendigkeiten enthält, die in Österreich verfolgt werden müssen’, sagt Gerhard Wotawa, Obmann des CCCA. Als Spezialist für Klimadaten und –modelle an der ZAMG weist er auf die enorme Komplexität der Klimaforschung hin – und auf die Schwierigkeit, einfache Antworten auf die Problemstellungen des Klimawandels zu geben. Genauso schwierig ist es, verschiedene wissenschaftliche Disziplinen auf einen Nenner zu bringen: ‘Jeder Forschende glaubt, dass das, was er tut, das Wichtigste ist. Deshalb ist es eine große Leistung, wenn sich die verschiedenen Forschungsinteressen auf einen gemeinsamen Forschungsplan verständigen können.’

Das Ziel des Science Plans ist, als Leitbild für die österreichische Klimaforschung zu dienen und ihre gesellschaftliche Wirksamkeit und Akzeptanz zu verbessern. Das Dokument soll auch forschungspolitische Entscheidungen beeinflussen und der Vergabe von Forschungsförderung eine fundierte Basis geben. Vor allem aber stärkt der Science Plan die österreichischen Klimaforschenden, die sich in der internationalen Community besser vernetzen und sichtbarer werden wollen. Schon jetzt sticht Österreich mit seinen lange zurückreichenden Klimaaufzeichnungen und der Expertise über die Klimaveränderungen im alpinen Raum international hervor.    

Der Science Plan kann hier heruntergeladen werden.

 Das CCCA wurde 2011 als Netzwerk der österreichischen Klimaforschungscommunity gegründet und hat derzeit 24 institutionelle Mitglieder - Universitäten und nichtuniversitäre Forschungseinrichtungen. Neben dem Vorstand hat das CCCA drei operative Einrichtungen, die Geschäftsstelle an der BOKU, das Servicezentrum an der Universität Graz und das Datenzentrum an der ZAMG.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /