© Gerd Altmann pixabay.com
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ITER: Steuergeld verbrennt in der europäischen Fusionssonne

Grüne: Ohne konkrete Aussicht auf Erfolg wird Steuergeld in eine Technologie verbrannt, die uns nicht vor der Klimakrise schützt



In der Vorwoche haben die EU-Staaten weitere 5,6 Milliarden Euro für das Kernforschungs-Experiment ITER im französischen Cadarache beschlossen. „Nach nur 15 Jahren sind für ITER die ursprünglich geplanten Kosten um das Dreifache auf inzwischen 20 Milliarden Euro angestiegen. Selbst die immer sehr optimistischen Kernfusionsforscher*innen rechnen nun frühestens 2060 mit einem ersten einsatzbereiten Kernfusionsreaktor und es ist anzunehmen, dass auch dieser Zeitplan nicht hält. Damit ist einmal mehr klar, dass uns die Kernfusion nicht gegen die Klimakrise helfen kann, weil sie auf jeden Fall zu spät für eine Energiewende kommt“ sagt Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Grünen.

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts versprachen die Kernfusionsforscher*innen den ersten Fusionsreaktor in nur 30 Jahren, also bis 1980, bauen zu können. 40 Jahre später versprechen die Forscher*innen noch immer, dass sie nun in weiteren 40 Jahren vielleicht einen Reaktor bauen können.



„Es ist Zeit, dass die Fusionsforscher*innen ernsthaft die Frage beantworten, ob sie denn heute nach 70 Jahren Forschung endlich eine Perspektive für das alles entscheidende und ungelöste Problem eines Kernfusionsreaktors haben: Ein Material, welches den hohen Belastungen als Ummantelung des Fusionsplasmas standhalten kann. Diese erste Wand muss ein Plasma mit einer Temperatur von 150 Millionen Grad unter einem gewaltigen Druck dauerhaft und sicher einschließen. Dazu kommt die Wucht des Neutronenbeschusses, der auch das belastbarste Material innerhalb kürzester Zeit zerstört und es hoch-radioaktiv macht. Neutronen lassen sich nicht durch Magnetfelder auf gekrümmte Bahnen zwingen und treffen daher immer auf die erste Wand. Wie glauben die Forscher*innen einen Reaktor entwickeln zu können, wenn die Lösung für dieses Herzstück – die erste Wand zum Plasmaeinschluss – noch reines Wunschdenken ist?“, sagt Litschauer weiter.

„Kernfusion wird vielleicht nie Energie erzeugen. Wir sollten uns deshalb überlegen, mit welcher Priorität Forschungsmittel eingesetzt werden. Jeder Euro, der jetzt in die Kernfusionsforschung fließt, wäre viel besser in die Forschung zu Erneuerbaren Energieträgern und Stromspeichern investiert. In der europäischen Forschung zu Akkus und Energie- und Ressourceneffizienz gibt es auch noch sehr viel Luft nach oben“, meint Litschauer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /