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Ukraine: AKW Tschernobyl ohne externe Stromversorgung

Jedoch noch keine kritischen Auswirkungen aus wesentliche Sicherheitsfunktionen

Die Ukraine teilte der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) heute mit, dass das Kernkraftwerk Tschernobyl (KKW) zwei Wochen nachdem die russischen Streitkräfte die Kontrolle über den Ort des Unfalls von 1986 übernommen hatten, vom Stromnetz getrennt wurde und keine externe Stromversorgung mehr hatte.

Der Generaldirektorder IAEO, Rafael Mariano Grossi, äußerte sich zutiefst besorgt über diese Entwicklung, da die „sichere netzferne Stromversorgung aller nuklearen Standorte“ eine von sieben unverzichtbaren Säulen der nuklearen Sicherheit sei.

Die IAEA stimme jedoch mit der ukrainischen Regulierungsbehörde überein, dass die Trennung vom Netz keine kritischen Auswirkungen auf wesentliche Sicherheitsfunktionen an dem Standort haben würde, an dem sich verschiedene Entsorgungsanlagen für radioaktive Abfälle befinden. Vor allem in Bezug auf das Lager für abgebrannte Brennelemente am Standort ist ausreichend Kühlwasser im Becken, um eine effektive Wärmeableitung aus dem abgebrannten Brennelement ohne Stromzufuhr aufrechtzuerhalten. Außerdem hat der Standort eine Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren und mit einem Batteriespeicher.

Trotzdem dürfte der Stromausfall zu einer Verschlechterung der betrieblichen Strahlensicherheit am Standort führen und zusätzlichen Stress für die rund 210 dort lebenden Fachexperten und Wachen schaffen, die in den vergangenen zwei Wochen nicht rotieren konnten.

„Von Tag zu Tag sehen wir eine Verschlechterung der Situation im KKW Tschernobyl, insbesondere für den Strahlenschutz und für das Personal, das die Anlage unter äußerst schwierigen und herausfordernden Umständen verwaltet“, so Rossi. „Ich wiederhole meinen dringenden Appell an die Kräfte, die die Anlage effektiv kontrollieren, interne Strahlenschutzverfahren einzuhalten, die sichere Rotation des Personals zu erleichtern und andere wichtige Schritte zur Gewährleistung der Sicherheit zu unternehmen.“

Die IAEO hat in den letzten Tagen die Ferndatenübertragung die zur Überwachung von Nuklearmaterial im KKW Tschernobyl und dem KKW Zaporizhzhya, verloren. Generaldirektor Rossi erklärte, er sei besorgt über die plötzliche Unterbrechung, da an beiden Standorten große Mengen an Nuklearmaterial vorhanden sind.


Die Fernübertragung von Daten an die IAEO ist ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsmaßnahmen von Atomkraftwerken. Durch technische Sicherungsmaßnahmen überprüft die IAEO, dass Länder ihre internationalen rechtlichen Verpflichtungen zur Nutzung von Nuklearmaterial und -technologie nur für friedliche Zwecke einhalten.

In Bezug auf den Status der in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke der Ukraine sagte die IAEO, dass acht der 15 Reaktoren des Landes weiterhin in Betrieb seien, darunter zwei im Kernkraftwerk Zaporizhzhya. Die Strahlungswerte an den Standorten seien normal.

Der Standort Zaporizhzhya verfügt über vier Hochspannungsleitungen (750 kV) außerhalb des Standorts sowie eine zusätzliche in Bereitschaft. Der Betreiber teilte der IAEO mit, dass zwei beschädigt wurden und dem Kraftwerk daher nun zwei Stromleitungen plus die Reserveleitung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus berichtete die Regulierungsbehörde, dass der Transformator von Block 6 außer Betrieb genommen worden war und einer Notreparatur unterzogen wurde, nachdem nach den Ereignissen vom 4. März Schäden an seinem Kühlsystem festgestellt worden waren.

Diese jüngsten Entwicklungen verstärkten die wachsende Besorgnis der IAEO über die Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine auf Sicherheit und Schutzmaßnahmen auf die Nuklearanlagen des Landes, einschließlich seiner vier in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke sowie des Standorts Tschernobyl.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /