ENERGIEWENDE JETZT !

Eine oekonews-Ansichtssache von Daniel Hackenberg

Die letzte Pressekonferenz des österreichischen Biomasseverbandes im Wiener Café Griensteidl brachte eine unmissverständliche und eindeutige Botschaft : ENERGIEWENDE JETZT ! Gemeinsam mit Photovoltaic Austria wurden Vorschläge an die neue Bundesregierung formuliert - eins zu eins übernommen, ergäben diese Vorschläge ein diesbezüglich perfektes Regierungsprogramm.

Soweit so gut oder so schlecht. Einerseits wunderbar, dass so vernünftige Vorschläge von Fachleuten ausgearbeitet werden, andererseits eine Schande, dass eben solche Vorschläge nicht selbstverständlich von "Amtswegen" in der Verwaltung entstehen. Man muss sich fragen was für ein Selbstverständnis, was für eine Ausrichtung und was für Fähigkeiten dort beheimatet sind, wenn man über sinnvolle Auswege bisher offensichtlich nicht nachdenkt. Die Antworten hierauf sind leider unangenehm bis bedrohlich.

Einleitend referierte Dr. Heinz Kopetz, Präsident des österreichischen und des europäischen Biomasse-Verbands, über die Kostenexplosion bei Energieimporten – in den letzten fünf Jahren sind die Importkosten jährlich um 5 Milliarden Euro
gestiegen. Tendenz steigend. Weiters sprach er den sündteuren Zertifikatskauf an : "Derzeit liegen die CO2-Emissionen Österreichs um etwa 22 Millionen Tonnen jährlich über dem Wert laut Kyoto-Vertrag. Daher wird Österreich, diesem Trend folgend, in der Vertragsperiode von 2008 bis 2012 um cirka 110 Millionen Tonnen mehr CO2 emittieren als vertraglich vereinbart. Wenn man für diese Mengen Zertifikate kauft, werden diese für den Zeitraum von 2008 bis 2012 etwa zwei bis drei Milliarden Euro kosten, also 400 bis 600 Millionen Euro pro Jahr". Als Gast des Biomasse-Verbands meinte Dr. Hans Kronberger, Präsident von Photovoltaic Austria : "Die Wahl ist geschlagen, die Probleme sind die gleichen geblieben. Die Zeit drängt, es gilt eine Kontinuität in der Entwicklung aufrecht zu erhalten. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit, um die Kosten bei Verfehlung der Kyoto-Ziele zu reduzieren und Österreich bei der Umsetzung der kommenden Eu-Richtlinie für erneuerbare Energien zu helfen."

Die explodierende Kosten für Importe von Öl, Gas und Strom plus diese enormen Strafzahlungen treffen natürlich jeden einzelnen österreichischen Konsumenten. "Investitionen in erneuerbare Energieträger sind keine Entwicklungshilfe für hoffnungsvolle Ersatzenergieträger mehr, sondern ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit. Das wird angesichts der Verknappung der weltweiten Reserven an fossiler Primärenergie von ÖL, Gas und Kohle sowie Uran besonders deutlich. Radikale Preisschübe können nur über dauerhaft verfügbare Primärenergieträger aus erneuerbarer Quelle abgefangen werden. Man muss davon ausgehen, dass die Berechnungen der "Energy Watch Group" stimmen und der Ölpeak bereits vor zwei Jahren stattgefunden hat. Bei Erdgas ist absehbar, dass bereits in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein Versorgungsproblem eintritt," ergänzt Kronberger.

Die sich dementsprechend folgerichtig aufdrängende Forderung :
ENERGIEWENDE - JETZT !

"Bei Fortsetzung der aktuellen Energiepolitik wird unser Wohlstand immer mehr reduziert, wenn wir tatenlos zusehen. Deshalb ist der Ausweg aus diesem Dilemma nur durch eine echte Energiewende zu schaffen, dazu präsentieren wir die Vorschläge", so Kopetz. Energiewende bedeutet den zügigen Aufbau eines neuen Systems der nachhaltigen Energieversorgung, basierend auf drei Säulen:

- Energie sparen
- Energie effizient umwandeln und einsetzen
– Erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Windkraft, Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie rasch ausbauen

"Notwendige Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele beinhalten neben der Übereinstimmung mit internationalen Verträgen die Bereiche Wärme, Strom, erneuerbare Treibstoffe und Antriebssysteme sowie Maßnahmen in der Steuerpolitik", zeigt sich Kopetz überzeugt.

Ausgewählte Maßnahmen im Einzelnen:

- Erhöhung der energetischen Altbausanierung - Schaffung eines neuen Wärmegesetzes - Vereinheitlichung der Förderungen für erneuerbare Wärme - Neues Ökostromgesetz ohne Deckelung - Schaffung eines Stromspargesetzes - Mindestwirkungsgrade bei kalorischen Kraftwerken von mindestens 70 % - Beibehaltung des Beimischungszieles für Biokraftstoffe und Förderung der Reinverwendung - Unterstützung von Strom als Alternativtreibstoff unter
Verwendung von Strom aus erneuerbarer Quelle - Entlastung des Faktors Arbeit bei gleichzeitiger Erhöhung der Abgaben für Energie aus fossilen Quellen

"Die Verbesserung der teilweise unerträglichen Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Aspekte und nach dem Vorbild des deutschen Erneuerbaren Energie Gesetzes sowie die Einhaltung der Wahlversprechen betreffend der Deckelung im Ökostromgesetz muss endlich realisiert werden, so wie es auch die Wahl werbenden Parteien bei
vergangenen Veranstaltungen signalisiert haben. Speziell für die Photovoltaik muss der Anschluss an die internationale Entwicklung ermöglicht werden", fasst Kronberger zusammen. Hier muss die erfolgreiche - und schon nach Minuten aufgebrauchte - Förderung des Klima- und Energiefonds als strahlendes Beispiel erwähnt werden, die zeigt, dass die Bevölkerung bei geeigneten Förderungen in erneuerbare Energien investiert. Diese Mittel hierfür müssen unbedingt aufgestockt werden.

"Die Zielsetzung von 34 % erneuerbarer Energien für Österreich in der kommenden EU-Richtlinie für erneuerbare Energien, und damit dem Bekenntnis der Österreichischen Bundesregierung zu mehr Energie aus erneuerbarer Quelle, ist nun der erste Schritt in die richtige Richtung, weitere Schritte müssen folgen", so Kopetz abschließend.

Wichtig ist auch die soziale Komponente. Ohne Energiewende steht Österreich eine Verarmung ins Haus. Traurig genug, dass bis dato nicht einmal dieses Argument die Verantwortlichen von ihrer Lethargie befreit hat. Der Umwelt und künftigen Generationen zu liebe wird so wieso kein Finger gerührt. Solange die ungesunde Einflussnahme von Teilen der Energiewirtschaft und Mineralölkonzernen auf die heimische Politik andauert, muss sich das Gemeinwesen mit Scheinlösungen abspeisen lassen und der/die Bürger/in wird wirtschaftlich über den Tisch gezogen.

GastautorIn: Daniel Hackenberg für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /