Kurswechsel bei EU-Gentechnikpolitik ist notwendig

EU unter französischem Vorsitz vor Weichenstellung in der Gentechnik-Frage

Wien/Breitenbrunn/Brüssel - Begleitet von einer spektakulären Aktion forderten heute BIO AUSTRIA und Greenpeace einen Kurswechsel in der Gentechnik-Politik der Europäischen Union. Auf einem Feld bei Breitenbrunn im Burgenland wurde auf einer 40 x 80 Meter großen Fläche mit Buchweizen der Slogan "NO GMO" ("Keine gentechnisch veränderten Organismen") angepflanzt.

"Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen, das man bis nach Brüssel und in ganz Europa sieht: Gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft und für den Schutz von konventionellem gentechnikfreien sowie biologischem Landbau vor unerwünschten Gentech-Kontaminationen", sagt Steffen Nichtenberger,
Gentech¬nikexperte von Greenpeace. Die gemeinsame Aktion zielt auf den derzeit in der EU laufenden Polit-Prozess zur Gentechnik ab. "In den nächsten Wochen werden in Brüssel die Weichen für zentrale Fragen wie den Schutz des Saatguts vor Gentech-Verunreinigungen gestellt. Und wir wollen die französische Ratspräsidentschaft bei ihrer Initiative unterstützen", erklärt der Biobauer und BIO
AUSTRIA-Vorstandsmitglied Roman Liebhart. "Sauberes Saatgut ist eine unabdingbare Grundvoraussetzung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft. Für die Biobauern in Österreich und in ganz Europa ist das Recht auf gentechnikfreies Saatgut eine Überlebensfrage", so Liebhart.

Nachdem Frankreich Anfang des Jahres den Gentech-Mais MON810 verboten hat, soll dieser gentechnik-kritische Rückenwind weiter genutzt werden. Auf Initiative der französischen Präsidentschaft werden von EU-Kommission und -Mitgliedsstaaten zentrale Fragen zum Umgang mit der Agro-Gentechnik behandelt. Zurzeit zeichnet sich eine Frontlinie zwischen der traditionell gentechnikfreundlichen EU-Kommission und den gentechnikkritischen Mitgliedsstaaten (darunter auch Österreich) unter der Führung Frankreichs ab. Erste Ergebnisse werden für den EU-Umweltrat am 20. Oktober erwartet. Der gesamte Prozess mündet schließlich in politisch verbindliche Empfehlungen der
EU-Umweltminister an die EU-Kommission, die beim Ratstreffen am 4. Dezember des Jahres verabschiedet werden sollen.

Konkret soll in Bezug auf das derzeitige EU-Zulassungsverfahren für GVO (gentechnisch veränderte Organismen) unter anderem die Risikoabschätzung in Bezug auf mögliche Umweltschäden sowie die wissenschaftliche Expertise verbessert und sozio-ökonomische Faktoren einbezogen werden. "Die derzeitige EU-Zulassungspraxis für gentechnisch veränderte Pflanzen zeichnet sich vor allem durch das Fehlen von Langzeitstudien über mögliche negative Auswirkungen von
Gentech-Pflanzen auf Umwelt und Gesundheit aus. Negative wirtschaftliche Auswirkungen durch den Anbau von Gentech-Pflanzen finden bei der Zulassung momentan ebenso wenig Berücksichtigung wie die mehrheitliche öffentliche Ablehnung von Gen-Food. Und das muss sich rasch ändern", fordert Greenpeace-Sprecher Nichtenberger.

Weiters steht die Berücksichtigung von ökologisch sensiblen bzw. geschützten Gebieten und das damit verbundene Recht auf die Einrichtung gentechnikfreier Zonen auf dem Arbeitsplan der EU-Umweltminister. Auch die Einrichtung von
GVO-Kontaminations-Grenzwerten für Saatgut wird diskutiert. "Der Anbau von Gentech-Pflanzen führt unweigerlich zu Verunreinigungen. Es muss daher ein auf EU-Ebene verankertes Recht zur Ausweisung gentechnikfreier Zonen zum Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft geben. Ansonsten droht ein Kontaminations-Fiasko, wie es etwa in Kanada bereits traurige Realität ist", warnt Liebhart.

"Die Mehrheit der heimischen Konsumenten und Landwirte lehnt Gentechnik in der Landwirtschaft strikt ab. Noch-Umweltminister Pröll muss in dieser entscheidenden Zukunftsfrage für die heimische Landwirtschaft kämpfen wie ein Löwe. Unsere gemeinsame Aktion heute soll weiteren Rückenwind für den europaweiten Kampf für eine gentechnikfreie Landwirtschaft bringen", so Liebhart und Nichtenberger.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /