© Global 2000 / Räumung der Besetzung
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Stadt Wien setzt mit erneuter Stadtstraßen-Räumung Betonstadt-Kurs fort

22. Bezirk muss weg vom Entwicklungsland im öffentlichen Verkehr

Wien - Das Protestcamp der jungen Aktivistinnen und Aktivisten in Hirschstetten wurde gestern geräumt. VIRUS-Sprecher Wolfgang Rehm sagt: „Hier versucht Wien, dialogunbereit, stur und im Alleingang ein Beton-Konzept für den Nordosten von Wien voranzutreiben, das durch Absagen des Bundes und Gerichtsentscheidungen bereits obsolet ist.“

Der S8 Marchfeld-Schnellstraße sei der UVP-Bescheid abhanden gekommen, der Lobauautobahn würden die meisten Bewilligungen fehlen und beide Projekte sind vom Bund abgesagt worden. „Über das Bestehen auf einer S1-Spange „ins Nirwana“ im Umfang der benötigten Teile, wie vom Bund skizziert entscheidet allein die Stadt Wien, ebenso wie die Asfinag aktuelle Auxiliardienstleistungen für die Stadtstraße nur wegen des Dickschädels von Ludwig und Sima vornimmt. Hier wird mit dem taktischen Feingefühl eines Rhinozeros vorgegangen“, kritisiert Rehm. Anstelle von Räumungen und Vorpreschen bei der ohnehin nicht funktionsfähigen Stadtstraße sei Dialog und Neukonzeption überfällig. „Für den Nordosten von Wien braucht es ein zeitgemäßes Verkehrskonzept und der 22. Bezirk darf nicht länger Betonstadt und Entwicklungsland im öffentlichen Verkehr bleiben, stattdessen ist die Klimakrise endlich zu lösen,“ so Rehm.

GLOBAL 2000 war mit einer solidarischen Spontankundgebung vor Ort. „Die Räumung unterstreicht erneut die rückständige Verkehrspolitik der Stadt Wien in der Donaustadt. Nach Absage des Lobau-Tunnels wäre es nur logisch, die Pläne der Stadtstraße zu prüfen und dem tatsächlichen Bedarf anzupassen“, kritisiert Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.

Bereits seit Monaten kämpfen überwiegend junge Menschen auf der Baustelle in Hirschstetten für ihre Zukunft und für ein klimafittes Mobilititätskonzept. So wie die Stadtstraße momentan geplant ist, verkörpert sie jedoch ein Relikt aus verkehrspolitischer Steinzeit: Sie ist nicht nur überdimensioniert, sondern verschlingt mit 460 Mio. Euro viel Geld – Geld, das effizienter in eine sozial gerechte Verkehrspolitik investiert werden könnte.

Inmitten der Klimakrise bleibt das Vorgehen der Stadt Wien unverständlich. Ältere Menschen benötigen barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel, um unabhängig aktiv und mobil zu bleiben. Familien wünschen sich Radwege, auf denen ihre Kinder sicher unterwegs sind. Nicht zuletzt trägt die Fokussierung auf das Auto als zentrales Verkehrsmittel zu einer weiterhin hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei. “Wir sind so festgefahren darin, unsere Verkehrspolitik an der Nutzung des Autos auszurichten, dass wir gar nicht sehen, was alles möglich wäre. Nur wenn die Bedürfnisse der Gesamtgesellschaft gerecht in die Verkehrsplanung einbezogen werden, können Alternativen entstehen, die Verkehrsknotenpunkte nachhaltig entlasten” fasst Agnes Zauner zusammen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /