© Pete Linforth auf Pixabay
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COP27: Immer noch auf dem Weg zur Klimahölle

Klimakonferenz in Scharm El-Scheich bringt keine großen Entscheidungen - Immerhin ein Finanztopg für klimabedingte Schäden und Verluste - KEIN Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen

Der WWF Österreich zeigt sich enttäuscht vom Ergebnis der Weltklimakonferenz COP27 in Scharm El-Scheich. "Diese Klimakonferenz wird in die Geschichte eingehen - und zwar als jener Moment, in dem die Welt das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels aufgegeben hat. Die auf der Klimakonferenz beschlossenen Emissions-Minderungen reichen nicht aus, um den globalen CO2-Ausstoß bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Auch die vorliegenden nationalen Klimapläne sind zu wenig ambitioniert. So schlafwandeln wir weiter in die Klimakrise", kritisiert WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner. Einziger Lichtblick ist der Fonds zur Finanzierung von Verlusten und Schäden, bei dem jedoch wesentliche Details offen blieben.

"Dem Abschlusstext mangelt es an Ambition und Dringlichkeit. Wieder wurde die Chance vergeben, den Weg für den Ausstieg aus allen fossilen Energien - also aus Kohle, Öl und Gas - zu ebnen. Dies widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarats. Wir brauchen Fortschritte in der internationalen Klimapolitik. Was wir hier bekommen haben, ist Stillstand", kritisiert Zehetner.

Der Fonds zur Finanzierung von klimabedingten Verlusten und Schäden war eine zentrale Forderung der besonders von der Auswirkung der Klimakrise betroffenen Staaten. Positiv ist, dass sich die EU auf die Staaten des Globalen Südens zubewegt hat und einen wichtigen Schritt hin zu mehr Klimagerechtigkeit gemacht hat. "Ohne intensivere Anstrengungen bei der Ursachenbekämpfung der Klimakrise bleibt diese Einigung allerdings Symptombekämpfung. Wenn wir unsere Emissionen nicht senken, wird dieser Fonds ansonsten zum "Fonds für das Ende der Welt", warnt WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner.

Der WWF sieht auch die österreichische Bundesregierung in der Pflicht, die nationalen Hausaufgaben im Klimaschutz endlich zu erledigen. "Österreich hat seine Klimaschutzpolitik über viele Jahre sträflich vernachlässigt. Daher müssen jetzt endlich die großen Baustellen angegangen werden - vom viel zu hohen Energie- und Bodenverbrauch über den Treibhausgasanstieg beim Straßenverkehr bis zu umweltschädlichen Subventionen. Noch immer fließen jedes Jahr Milliarden in die falsche Richtung, statt in Energieeffizienz und naturverträgliche Erneuerbare", sagt Zehetner.

Klimahölle noch lange nicht abgewendet

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace blickt mit gemischten Gefühlen auf die Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh: Mit dem aktuellen Ergebnis ist der Weg Richtung Klimahölle vorprogrammiert, denn ein Ende von Öl und Gas ist nicht in Sicht. Damit rückt auch das 1,5-Grad-Ziel in weite Ferne. Ein Erfolg ist der Finanztopf für klimabedingte Schäden und Verluste. Das ist jedoch nur der erste Schritt. Nun müssen die Verursacher der Klimakrise zu ihrer Verantwortung stehen und den neuen Hilfstopf ordentlich befüllen. Greenpeace fordert die heimkehrende Klimaministerin Leonore Gewessler auf, Nägel mit Köpfen zu machen und Österreich in eine klimafitte Zukunft zu führen.

"Das Ergebnis der Klimakonferenz ist ein Minimalkompromiss. Wenn wir mit unserem Kurs Richtung Klimahölle brechen wollen, müssen die Staaten ihre klimaschädlichen Treibhausgase radikal senken. Dafür hat der Mut in Sharm El-Sheikh jedoch gefehlt,"sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich. "Die Staatengemeinschaft ist einmal mehr davor zurückgeschreckt, den Teufel beim Namen zu nennen und das klare Ende von Öl und Gas einzuläuten." Dabei sind fossile Energien für rund 70 Prozent aller weltweiten Treibhausgase verantwortlich und befeuern die Klimakrise. In der Abschlusserklärung der Klimakonferenz findet sich einzig die Abkehr von Kohle, wie bereits bei dem Klimagipfel in Glasgow. Das ist kein Fortschritt.


Um die Klimakrise zu stoppen, sind jetzt auch die einzelnen Länder, wie etwa Österreich, gefragt. "Klimaministerin Leonore Gewessler muss hier die Zügel fest in die Hand nehmen und das Land auf Klimakurs bringen", sagt Duregger. Zwar hat Österreich die Klimafinanzierung um 220 Millionen aufgestockt, doch um einen fairen Anteil zu leisten, muss Österreich einen Zahn zulegen. Andere Industriestaaten, wie Deutschland, leisten hier deutlich mehr. Wichtige Gesetze, wie das Klimaschutzgesetz und das Energieeffizienzgesetz, sind in Österreich ausständig.

Ohne Fahrplan aus der Klimakrise

GLOBAL 2000: Klimakonferenz in Ägypten bleibt
Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bewertet die Ergebnisse der COP27 mehr als ernüchternd: "Bei der Klimakonferenz in Ägypten lässt die Staatengemeinschaft die Welt weiterhin auf einem Kurs der auf katastrophale Klimafolgen zusteuert, sie liefert keinen Fahrplan aus der Klimakrise. Es ist jetzt notwendig die Energiewende in jedem einzelnen Land mit voller Entschlossenheit voranzubringen, damit der Ausstieg aus fossiler Energie Realität wird, auch wenn man sich hier nicht auf weiterreichende Beschlüsse zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen konnte", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Fonds für Loss and Damage mit Leben erfüllen

Knackpunkt der Verhandlungen in Ägypten waren die Verhandlungen um "Loss & Damage", also Verluste und Schäden, die durch die Klimakrise verursacht werden und die sich nicht mehr verhindern lassen. Gerade Länder des globalen Südens haben sich stark in diesem Verhandlungsstrang für konkrete Ergebnisse eingesetzt, die das Leben von Millionen Menschen betreffen. Die Einrichtung eines Finanztopfs gibt zwar vielen Ländern etwas Hoffnung, die Finanzierung ist aber noch ungeklärt. Vor allem entwickelte Industrienationen stehen in der Pflicht, Finanzmittel aus öffentlichen Budgets zur Verfügung zu stellen. Weiters sollten fossile Energiekonzerne, die an der Zerstörung des Planeten verdienen, nach dem Verursacherprinzip zur Verantwortung gezogen werden und für die Behebung der Schäden aufkommen.

Appell für entschlossenen Einsatz für Energiewende in jedem Land

Es geht aber nicht nur um Geld. Bei Beibehaltung des aktuellen Kurses werden die Schäden unbezahlbar, unzählige Menschenleben sind in Gefahr. Derzeit würden die Zusagen der Staaten zu einem Temperaturanstieg von 2,8 Grad bis Ende des Jahrhunderts führen. Damit das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, den Temperaturanstieg auf 1,5 °C einzudämmen, noch erreicht werden kann, braucht es eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 45 % bis 2030. Derzeit würden die Pläne der Staaten aber zu einem Anstieg um 10 % gegenüber dem Niveau von 2010 führen. Für GLOBAL 2000 gibt es nur einen Ausweg aus der Krise und zwar in jedem Land der Welt mit aller Entschlossenheit fossile Energieträger zurückzudrängen: "Wir dürfen nicht nachlassen oder bis zur nächsten Klimakonferenz weitermachen wie bisher. Es braucht jetzt einen entschlossenen Einsatz für die Energiewende hin zu naturverträglichen erneuerbaren Energien und zwar in jedem Land der Welt, auch in Österreich", so Johannes Wahlmüller.

Klimapolitik einzelner Staaten als kleiner Lichtblick

Dass einzelne Staaten beim Klimaschutz vorangehen und gute Ergebnisse vorweisen können, ist laut GLOBAL 2000 ein kleiner Lichtblick beim Klimaschutz. Gerade die skandinavischen Staaten Dänemark, Norwegen und Schweden können auf positive Entwicklungen verweisen.

"Das gute Abschneiden wirtschaftlich erfolgreicher Staaten beim Klimaschutz zeigt, dass Klimaschutz mit einem hohen Lebensstandard vereinbar ist, das ist ein Grund zur Zuversicht. Unser mittelmäßige Abschneiden beim Climate Change Performance Index, wo Österreich nur den 32 Platz belegte, muss nun eine Motivation sein besser zu werden. Auch in Österreich gilt es jetzt Nägel mit Köpfen zu machen und den Ausstieg aus Öl und Gas in der Raumwärme als nächsten Schritt vorzubereiten", so Wahlmüller.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /