© Letzte Generation / Aktion der Klimaaktivist:innen
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SCIENTISTS FOR FUTURE: Handeln statt Kriminalisieren, auch im Fall Anja Windl

in der Klimakrise muss endlich in angemessener Weise gehandelt werden anstatt Menschen zu kriminalisieren, die sich gegen das verantwortungslose „Weiter-So“ stemmen!

Am Freitag haben sich knapp 1000 Wissenschaftler:innen in einer gemeinsamen Stellungnahme gegen die zunehmenden Versuche gewandt, Klimaaktivist:innen zu kriminalisieren. Das beste Beispiel für diese Entwicklung lieferte der fragwürdige Umgang der österreichischen Behörden mit der aus Deutschland stammenden Anja Windl. Inzwischen haben sich bereits zahlreiche Rechtsexpert:innen zu dem Fall zu Wort gemeldet und ihr Unverständnis zum Ausdruck gebracht. Auch die S4F-Fachgruppe Politik und Recht findet deutliche Worte und verurteilt das Vorgehen mit rechtlich unzulässigen Mitteln.


Wissenschaftler:innen aus allen Disziplinen bringen zum wiederholten Male ihre Solidarität mit Aktivist:innen zum Ausdruck, die sich im Einsatz für den Erhalt und den Schutz unserer Gesellschaft vor den Folgen der Klimakrise derselben Mittel bedienen, derer sie schon viele andere Bewegungen bedient haben. Die Etablierung des Wahlrechts für Frauen, die Überwindung von Rassentrennung und Kolonialismus, die Bürgerrechtsbewegung in der DDR, die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei, aber auch das Bewusstsein für die Erhaltung von Ökosystemen und den Artenschutz wurden erst möglich, nachdem ziviler Ungehorsam eine oft unreflektierte, aber hochproblematische Gesellschaftspraxis kreativ durchbrochen hatte.

Allen diesen Bewegungen war gemeinsam, dass sich die gesellschaftliche Empörung zunächst stärker gegen die Protestierenden als gegen das von ihnen bekämpfte Unrecht bzw. die von ihnen sichtbar gemachten Gefahren gerichtet hat. Das war und ist problematisch: Empörung kann das Potential für notwendige Veränderungen nur dann entfalten, wenn sie sich gegen die eigentlichen Probleme bzw. ihre Ursachen richtet, nicht aber gegen diejenigen, die auf diese Probleme aufmerksam machen. Allein der Fokus auf das eigentliche Thema kann einen konstruktiven Prozess in Gang setzen, in dem sich eine Gesellschaft ihrer Werte vergewissert und sich über das verständigt, was für sie schützenswert ist.

In diesem Sinne schließt sich auch das nationale Koordinationsteam der Scientists for Future dem Aufruf der vielen Kolleg:innen an, in der Klimakrise endlich in angemessener Weise zu handeln anstatt jene Menschen zu kriminalisieren, die sich gegen das verantwortungslose „Weiter-So“ stemmen, das sich häufig hinter der Fassade wohlfeiler Klimaschutzabsichten verbirgt.

Handeln statt Kriminalisieren:handeln-statt-kriminalisieren.com

Stellungnahme der S4F-Fachgruppe Politik u. Recht zum Vorgehen der Behörden gegen Anja Windl: at.scientists4future.org/2023/04/21/stellungnahme-anja-windl


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /