©  Laura Hamilton auf Pixabay
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Tag der Indigenen Bevölkerung: Zukunftshoffnung Indigene Jugend

Der 9. August ist der internationale "Tag der indigenen Bevölkerung". 2023 steht er im Zeichen der Selbstbestimmung - einem der zentralsten Menschenrechte auf internationaler Ebene.

Dabei spielen vor allem indigene Jugendliche als Akteur:innen des Wandels eine wesentliche Rolle. Sie treten ein für Autonomie und politische Mitgestaltung. Das Klimabündnis unterstützt sie dabei und setzt sich im Rahmen einer mittlerweile 30-jährigen Partnerschaft für den Erhalt des Amazonas Regenwaldes und die Stärkung der indigenen Jugend im Nordwesten Brasiliens ein.

Weltweit identifizieren sich etwa 480 Millionen Menschen als Indigene: Sie leben meist seit Jahrhunderten im selben räumlichen Gebiet wie ihre Vorfahren und haben eine starke soziale, kulturelle und spirituelle Bindung an ihre Umgebung. Indigene Menschen gelten als besonders stark von den negativen Auswirkungen der Globalisierung und der Klimakrise betroffen und sind häufig Opfer von Diskriminierung und Gewalt. Auch die "Grüne Wende" bedroht die Autonomie und Landrechte vieler indigener Dorfgemeinschaften, denn nicht selten befinden sich die begehrten Rohstoffe und Mineralien auf ihren Territorien. Besonders für Kinder und Jugendliche hat dies schwerwiegende Folgen, denn ihre Zukunft ist abhängig von den Entscheidungen, die heute getroffen werden.

Indigene Jugend im Wandel der Welten

Indigene Jugendliche leben heute mehr als je zuvor zwischen zwei verschiedenen Welten. Nicht nur in der sie umgebenden westlichen, technologie-fokussierten Welt, sondern auch im traditionellen Kontext sind sie ständigen Veränderungen ausgesetzt. Gesellschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen wirken sich auch auf den Lebensalltag indigener Gemeinschaften aus. Sie gehen einher mit dem Verlust der eigenen Sprache, der spirituellen Verwurzelung und des traditionellen Wissens. Und damit letztlich mit dem schleichenden Verschwinden kultureller Identität.

Medienkompetenz als Schlüsselstrategie

Doch die jungen Indigenen wissen dieses Spannungsfeld geschickt für sich und die Autonomie ihrer Völker zu nutzen: Durch den gezielten Einsatz von Social Media, Kommunikationstechnologien und digitalen Tools arbeiten sie heute aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen, friedlicheren Zukunft mit. Sie thematisieren brennende Themen wie Klimaschutz und alternative Lösungen zur Grünen Energiewende, setzen sich für indigene Rechte ein und bemühen sich um einen generationenübergreifenden Dialog. Und werden damit zu zentralen Agent:innen des dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandels.

"Die wichtige Rolle indigener Jugendlicher ist unumstritten," bekräftigt Projektleiterin Kerstin Plaß. "Wollen wir eine (klima-)gerechte Welt, müssen wir sie in ihren Rechten und Möglichkeiten stärken." Am Rio Negro im Nordwesten Brasiliens unterstützte das Klimabündnis daher den Aufbau eines Netzwerks junger indigener Medienmacher:innen. Die Rede Wayurí klärt auf über Fake News und berichtet auf mehreren regionalen Sprachen in Form von Radiosendungen, Podcasts, Videobeiträgen und anderen Formaten über aktuelle Themen. In ihren Programmen benennen sie stereotypisierte Sichtweisen auf indigene Lebensrealitäten und sprechen sich aus gegen akute Bedrohungen wie illegalen Bergbau, Holzeinschlag oder Ressourcenausbeutung. Das schafft Zukunftsperspektiven für junge Menschen aus der Region, die als Sprachrohr für die Forderungen ihrer Gemeinschaften auftreten. Diese Anstrengungen wurden 2022 mit dem Rule of Law Award des World Justice Projects ausgezeichnet.

Führungspersönlichkeiten von morgen

In der Klimabündnis-Projektregion am Rio Negro wird die Rolle junger Menschen sehr ernst genommen. Bereits 2008 wurde deshalb mit Klimabündnis-Unterstützung eine eigenständig agierende Jugendabteilung im Dachverband der indigenen Organisationen vom Rio Negro (kurz: FOIRN) eingerichtet. Überhaupt wird das Potential der Jugendlichen als zukünftige Führungspersönlichkeiten am Rio Negro vielfältig genutzt und berufliche Perspektiven gegen die Abwanderung geschaffen. Die jungen Menschen werden eingesetzt als Umweltbeauftragte zum Monitoring der regionalen Klimawandelfolgen, als Lehrer:innen und medizinisches Personal. Die Klimabündnis Gemeinden und -Länder unterstützen die Region dabei seit 30 Jahren und förderte in der Vergangenheit bereits Ausbildungs-Stipendien sowie den Aufbau indigener Schulen. Denn: Um die kulturelle Identität zu stärken, ist der Erhalt indigener Sprachen und die Weitergabe von traditionellem Wissen in Verknüpfung mit westlichem Wissen heute ein wichtiger Baustein. In gemeinsamen Projekten wurden daher Schulbücher in mehreren der insgesamt 18 regionalen Sprachen verfasst und politisches Lobbying zur Stärkung und Anerkennung des indigenen Bildungswesens betrieben. Mit Erfolg: Heute gibt es geregelte Zugangsmöglichkeiten zu mehreren Universitäten für indigene Studierende vom Rio Negro.

Von Österreich nach Brasilien

Seit 30 Jahren unterstützen über 1.000 österreichische Gemeinden und Städte über ihre Mitgliedschaft im Klimabündnis die indigene Bevölkerung am Rio Negro ideell und finanziell bei der Bewahrung des Regenwalds als artenreichen Lebens- und Kulturraum. "Durch den Erhalt des Regenwaldes leistet die Partnerschaft mit dem Dachverband der indigenen Organisationen vom Rio Negro, kurz FOIRN, einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der voranschreitenden Klimakrise und unterstützt die nachhaltige Regionalentwicklung vor Ort, um den Menschen damit ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", betont Elke Kastner, Geschäftsführerin des Klimabündnis Österreich.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /