Passivhäuser selbst erleben!

Fünfte internationale „Tage des Passivhauses“ - 150 Passivhäuser haben in ganz Österreich ihre Türen geöffnet!

© Nina HOLLER
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Mit Ende des Jahres werden bereits 25.000 Österreicher den Wohnkomfort in über 4.000 Passivhäusern genießen und 2010 wird bereits jeder vierte Neubau in Passivhausstandard errichtet werden. Grund genug, die Türen bereits bewohnter Objekte für alle Interessenten - und auch Skeptiker - zu öffnen. Denn das Plus an Behaglichkeit muss man selbst erleben.

Von 07. bis 09. November ist es wieder soweit. Alle Österreicher haben dann wieder die Gelegenheit sich selbst zu überzeugen, wie es trotz enormer Heizkostensteigerungen möglich ist, für höchste Behaglichkeit nur 1 – 2 Euro/m² Wohnfläche aufwenden zu müssen – pro Jahr versteht sich! Zum fünften Mal finden in ganz Österreich die "Tage des Passivhauses" unter der Schirmherrschaft der IG Passivhaus Österreich statt. Dabei können Passivhäuser in ganz Österreich besucht werden. Die Bewohner beantworten Fragen in persönlichen Gesprächen, beschreiben das eigene Wohngefühl und zeigen die Vorteile ihres Heims auf.

Noch nie haben sich, mit 150 Besichtigungsobjekten in ganz Österreich, so viele Passivhausbesitzer spontan dazu entschlossen, bei der Aktion mitzumachen. In ganz Europa sind bei den Internationalen Tagen des Passivhauses rund 450 Objekte zu besichtigen, womit die Vorreiterrolle Österreichs mit einem Drittel aller Besichtigungsobjekte besonders hervor gestrichen wird. Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen, werden rund 30 geführte Exkursionen und Veranstaltungen, auch von Architekten, angeboten. Für mehrere internationale Exkursionen haben sich schon an die 200 Teilnehmer aus der ganzen Welt angemeldet, die sich im Rahmen des IEEA Projektes PASS-NET über die Passivhausentwicklung in Österreich informieren werden. Im letzten Jahr konnten sich so die Besucher bei über 5.000 Passivhausbesichtigungen von den minimalen Energiekosten und vor allem vom hohen Wohnkomfort und der Behaglichkeit überzeugen.

Um diese Fragen im wahrsten Sinne des Wortes ‘vor Ort’ zu beantworten, empfehlen wir jedem angehenden Bauherrn, wie auch Planern und Baugewerbe diese einmalige Gelegenheit zu nutzen – jeder findet in seiner Nähe ein Passivhaus zum besichtigen!

Gestaltung ohne Grenzen

Durch die Vielzahl an Häusern, die bei den Passivhaustagen ihre Pforten öffnen, zeigt sich auch, wie vielfältig die Architektur ist, mit der man ein Passivhaus gestalten kann. Vielfältig ist auch die Bauweise, ob in Holzbau, Mischbau oder Massivbau – der Gebäudenutzung sind ebenfalls keine Grenzen gesetzt. Passivhausbewohner von Einfamilienhäusern schätzen den hohen Wohnkomfort genauso wie Bewohner von Mehrfamilienhäusern. Zur Besichtigung laden auch ein Studentenheim, fünf Kindergärten und zwei Schulen in Passivhausstandard ein, ebenso wie Büro- und Gewerbebauten ihre Türen geöffnet haben.

Nur die nicht benötigte Energie ist versorgungssicher!
Energie die nicht gebracht wird, muss auch nicht erzeugt, geliefert, gekauft bzw. verheizt werden. Damit unterliegen diese ‘NegaWatt’ keinen Preissteigerungen, verursachen keine Emissionen, sind immer verfügbar und somit absolut versorgungssicher. So kann man am Besten Energieeffizienz beschreiben: Wer in einem Passivhaus lebt, hat eine 80% bessere Energieeffizienz gegenüber bisherigen Neubauten, und eine Ersparnis von bis zu 95% gegenüber Altbauten und braucht sich keine Sorgen mehr um seine Energieversorgung machen!

Die Besitzer und Bewohner der derzeit zwei Millionen Quadratmeter Gebäudenutzflächen in Passivhausstandard erfreuen sich so innerhalb von 20 Jahren an 284 Mio. Euro Energiekosteneinsparung (an derzeitigen Energiepreisen berechnet)

und entlasten in dieser Zeit die Atmosphäre um 710.000 to CO2. Gleichzeitig hat sich damit die österreichische Wertschöpfung einerseits durch die Verringerung von Energieimporten und andererseits durch zusätzliche Ankurbelung der Baukonjunktur bereits um rund 500 Mio. Euro verbessert.

Im Neubau macht nur das Passivhaus Sinn!

In Vorarlberg werden seit 2007 alle Wohnbauten von gemeinnützigen Bauträgern aus sozialer Verantwortung für dauerhaft leistbares Wohnen nur noch in Passivhausstandard errichtet.

In Wien werden 2009 bereits 25% aller Wohnneubauten in Passivhausstandard gebaut, letztes Jahr waren es hingegen erst 3%. Die Passivhaustechnologie, in der Wien heimischer wie auch internationaler Vorreiter sei, bilde einen wesentlichen Schwerpunkt im geförderten Wiener Wohnbau, erklärte Wohnbaustaddtrat Michael Ludwig bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der IG Passivhaus Österreich. Ludwig weiter: ’Wien verfügt schon heute über die höchste Dichte an mehrgeschossigen Wohnbauten, die in dieser innovativen Technologie gebaut wurden - damit ist die Bundeshauptstadt bereits Passivhausweltmeister. Bislang wurden in Wien insgesamt - das Studentenheim in der Molkereistraße inkludiert - 884 Passivhauswohnungen mit Fördermitteln der Stadt Wien gebaut. Derzeit sind in Wien weitere 15 Passivhausprojekte mit 1.691 Wohnungen, darunter zwei Studentenheime, in Bau oder Planung.’ Um die Passivhaustechnologie weiterzuentwickeln, befasse sich die Stadt Wien im Rahmen von Forschungsprojekten auch intensiv mit dem komplexen Thema der Sanierung auf Passivhaus- oder passivhausähnlichen Standard.

Günther Jedliczka, Leiter der ÖAD Wohnraumverwaltungs GmbH in Wien, baut bereits das fünfte Studentenheim in Passivhausstandard, weil er neben geringen Betriebskosten auch keine Schimmelprobleme mehr in den Wohnungen hat.
Ähnlich setzt man auch in der Stadt Frankfurt auf das Passivhaus. Die städtische Wohnbaugesellschaft ABG baut nur noch in Passivhausstandard. Die Baukosten liegen dabei nur drei bis fünf Prozent über denen eines konventionell errichteten Hauses. ABG-Geschäftsführer Frank Junker: "Die Heizkosten sind derart gering, dass sich der Aufwand für das Ablesen und die Abrechnung für uns nicht mehr lohnen. Ein angenehmes Gefühl für unsere Mieter und Eigentümer. Die Passivhauswohnungen gehen dementsprechend auch weg wie die warmen Semmeln.’

Günter Lang, der Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich, ist überzeugt, dass auf Grund der überragenden Vorteile das Passivhaus ab 2011 allgemeiner Baustandard ist, so wie es das EU Parlament eindringlich fordert. Natürlich gilt es noch einige Skeptiker und Lobbyisten zu überzeugen, die die hohe Qualität im Bau zum Wohle der Nutzer noch nicht wahrhaben wollen.

Energieverbrauch um 30% bis 2020 und um 80% bis 2050 senken
Um die soziale Sicherung der Gesellschaft auch künftig zu gewähren, sind alle Maßnahmen zu treffen, die den Energieverbrauch um 30% bis 2020 und 80% bis 2050 senken. Die Steigerung der Energieeffizienz kostet nur einen Bruchteil gegenüber der Bereitstellung von Energie aus fossilen und atomaren Energieträgern. Anstatt zur scheinbaren Versorgungssicherheit neue Gasdampfkraftwerke zu errichten, kann um ein Viertel des Geldes genau soviel Energie eingespart, und gleichzeitig der Komfort gesteigert und die heimische Wirtschaft gefördert werden.

Gemäß der Aufforderung des EU- Parlaments ist daher im Neubau der Passivhausstandard ab 2011 in der Wohnbauförderung und in der Bauordnung vorzugeben. In der Altbausanierung sind von Bund und Ländern alle Maßnahmen zu treffen, dass bis 2020, gemäß Regierungsübereinkommen, alle Nachkriegsbauten thermisch saniert sind, allerdings ist hier jeweils gleich eine nachhaltige Energieeffizienzsteigerung um zumindest 70% notwendig.

Die jetzige Finanzkrise bietet auch eine große Chance, mit den richtigen Lenkungsmaßnahmen eine mehrfache Trendwende zu schaffen. Mit einem umfassenden Konjunkturpaket für energieeffiziente Altbausanierungen wird die Wirtschaft wieder angekurbelt, Arbeitsplätze gesichert, der Handelsbilanzabfluss durch Energieimporte gestoppt. Anstatt bis zu 3,0 Mrd. Euro an Strafzahlungen zu berappen, können um dieses Geld 30 Mio. Quadratmeter Altbauten sogar nahe Passivhausstandard saniert werden, was einem Drittel aller Nachkriegsbauten in Österreich entspräche. Die IG Passivhaus Österreich fordert daher für energieeffiziente Altbausanierungen (Energieausweisklasse A+ nach Sanierung, max. 15kWh/m²a gemäß OIB) die derzeitigen Förderregelungen um Euro 100.-/m² Zuschuss über ein Konjunkturpaket aufzustocken, um so den notwendigen Impuls für eine Sanierungsoffensive zu starten.

‘Die Programmlinie ‘Haus der Zukunft’ des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat mit vielen Demonstrationsprojekten in Passivhausstandard wesentliche Impulse für nachhaltiges Bauen in Österreich gesetzt, und unterstützt die ‘Tage des Passivhauses’ als einen der wesentlichsten Schritte Österreichs auf dem Weg zur Energieautonomie’, erklärt Staatssekretärin Christa Kranzl.

Das Lebensministerium unterstützt die ‘Tage des Passivhauses’, da diese ‘klima:aktiv Passivhäuser’ mit nur einem Zehntel an Energieverbrauch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, und nebenbei die beste Gesundheitsvorsorge für ihre Bewohner bieten.

Neben den Besichtigungsmöglichkeiten und Exkursionen finden auch Vorführungen von Luftdichtheitstests und Thermografieaufnahmen, Vorträge und sogar eine eigene Passivhausmesse statt.

Am besten erlebt man die Vorteile des Passivhauses mit allen Sinnen. Die Passivhaustage sind dafür die ideale Gelegenheit.

Alle Termine und Orte der zahlreichen Besichtigungsmöglichkeiten und Exkursionen findet man tagesaktuell im Internet auf www.igpassivhaus.at.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /