Nicholas Stern u. Franz Fischler: Memorandum für ein faires und ambitioniertes Weltklimaabkommen

Zum Auftakt der Weltklimakonferenz fordern VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gerechte Rahmenbedingungen für den Klimaschutz.

"Ein Welt-Klimaabkommen muss effektiv, effizient und gerecht die Treibhausgas-Emissionen reduzieren. Der Kampf gegen den Klimawandel und der Kampf gegen globale Armut werden zusammen gewonnen oder verloren." Mit diesem Appell an die Delegierten fordern die UnterzeichnerInnen des Memorandums zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Posen, die am motag startete, den Weg für weitreichende und gerechte Entscheidungen zu ebnen. Zu den UnterzeichnerInnen gehören unter anderem der frühere EU-Kommissar und Präsident des Ökosozialen Forums Europa Franz Fischler, der britischeÖkonom Lord Nicholas Stern, EU-Abgeordnete unterschiedlicher politischer Fraktionen und Staaten sowie die deutschen Klimawissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Ottmar Edenhofer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe 3 des Weltklimarates IPCC.

"Die Gefahr des Klimawandels ist gewaltig", und ebenso gewaltig müsse die Lösung sein. Die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen, um unbeherrschbaren Klimawandel zu vermeiden, ist eine riesige Herausforderung. Unser Energiesystem muss dazu auf nicht fossile Energieträger umgestellt werden, was einer dritten industriellen Revolution gleichkommt.

"Ein Globaler Vertrag basierend auf Klimagerechtigkeit"

Der Leitgedanke des Memorandums ist die Idee, die globale Klimapolitik mit einem Weltvertrag (Global Contract) gerecht und effektiv zu gestalten. Klimagerechtigkeit wird dabei als gleiches Anrecht jeder Person verstanden, eine bestimmte Menge an Treibhausgasen zu verursachen, aber auch als Pflicht, darüber hinaus gehende Emissionen zu kompensieren. Derzeit besteht ein großes Ungleichgewicht zwischen den Industriestaaten, die hauptsächlich zum Klimawandel beigetragen haben, und den Entwicklungsländern, die von den Auswirkungen des Klimawandels jetzt und in Zukunft besonders betroffen sind.

Das Memorandum ist Ergebnis der Konferenz "A Global Contract Based on Climate Justice" am 11. November 2008 im Europäischen Parlament in Brüssel, die vom Ökosozialen Forum Europa und dem PIK organisiert wurde. Mehr als 400 renommierte WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und VertreterInnen der Zivilgesellschaft diskutierten, was gerechte globale Rahmenbedingungen für den Klimaschutz sind. Als wissenschaftliche Grundlage diente eine vom Ökosozialen Forum Europa beauftragte Expertise des PIK zu den wichtigsten Bausteinen eines möglichen Global Contract. Dieser könnte als Gesamtvertrag oder auch schrittweise durch eine Reihe aufeinander abgestimmter Abkommen entstehen.

Eckpunkte des Global Contract

Die globale Vereinbarung über gemeinsame Klimapolitik muss die Voraussetzung dafür schaffen, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit begrenzen zu können. Nur auf diese Weise kann das Risiko gefährlicher Auswirkungen des Klimawandels verringert werden. Damit ein solcher Vertrag zustande kommt, müssen die Rechte und Pflichten gerecht auf alle Länder verteilt werden.

Die Industriestaaten müssen dazu Verantwortung für ihre Emissionen in der Vergangenheit übernehmen und ihren künftigen Treibhausgas-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um über 80 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 reduzieren. Im Memorandum wird zudem gefordert, dass sie die Entwicklungsländer bei der Vermeidung weiteren Klimawandels und bei der Anpassung an nicht vermeidbare Auswirkungen unterstützen. Die Entwicklungsländer werden hingegen aufgefordert, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die Fehler der industrialisierten Welt nicht zu wiederholen.

Langfristiges Ziel ist die Entkoppelung von Wirtschafts-Wachstum und Kohlenstoff-Emissionen weltweit. Ein globaler CO2-Markt mit einem Emissionshandelssystem könne ein wesentlicher Baustein einer fairen Vereinbarung zwischen Nord und Süd sein.

Quelle: Ökosoziales Forum Europa



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Weitere Infos: Ökosoziales Forum Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /