Dringendes Handeln in der Energiepolitik notwendig

Europa macht sich bereits auf den Weg- verschläft Österreich die Energiewende?

Der österreichische Biomasseverband lud in den vergangenen Tagen zu einer Pressefahrt durch Belgien und die Niederlande ein, die die verschiedenste Wege des Einsatzes erneuerbarer Energien der beiden Staaten aufzeigte. In Belgien wurde beispielsweise ein Kohlekraftwerk auf Pellets als Brennstoff umgerüstet, in Holland wird in einem mit österreichischer Technologie vor kurzem errichteten Kraftwerk Hühnermist als Brennstoff verwendet. Europa macht sich auf den Weg - weg von fossiler, hin zu erneuerbarer Energieversorgung, dies zeigte auch ein Gespräch in der EU-Kommission.

"Auch wir in Österreich müssen rasch zu einer neuen Energiepolitik kommen, dazu sind jedoch eine Reihe von Maßnahmen notwendig," so Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen und Europäischen Biomasse-Verbandes, anlässlich der Pressefahrt. "Das Scheitern der traditionellen Energiepolitik ist nur noch eine Frage der Zeit. Man darf daher nicht auf den weiteren Ausbau fossiler Energieträger setzen, sondern auf ihren Rückgang. Setzen wir diese Alternativen nicht jetzt, so geraten wir in die energiepolitische Sackgasse!" so Kopetz weiter.

Die Politik muss rasch Verantwortung wahrnehmen

Sowohl die österreichische Bundesregierung als auch die Abgeordneten im Parlament müssen erkennen, dass ein energiewirtschaftlicher Neubeginn nur dann wirklich erfolgreich sein kann, wenn sie sich selbst aktiv an die Spitze dieser Bewegung setzen. Notwendig dazu sind bessere Rahmenbedingungen in Form von Gesetzen, Forschungsinitiativen und Förderprogrammen. Energieversorgung darf von der Politik nicht nur unter kurzfristigen Kostengesichtspunkten und betriebswirtschaftlichen Analysen betrachtet werden , sondern sowohl rein volskwirtschaftlich als auch unter dem Hintergrund einer ethischen Dimension. Im Kampf gegen die Erderwärmung tragen die heutigen Entscheidungsträger nicht nur Verantwortung für kommende Generationen, sondern auch für die globale Entwicklung. Es wäre unmoralisch, sich dieser Verantwortung zu entziehen und die Erderwärmung durch Forcieren der fossilen Energieträger vorsätzlich zu beschleunigen. "Ein Land wie Österreich, das pro Kopf mehr als drei Mal so viel CO2 emittiert wie ein Weltbürger im Durchschnitt, muss im Sinne der globalen Solidarität seine CO2-Emissionen drastisch kürzen," ist Kopetz überzeugt.

Maßnahmenpaket ist notwendig

Der Wärmebedarf muss durch rasche Sanierung des Gebäudebestandes und durch energieeffiziente neue Gebäude wesentlich reduziert werden. Der Großteil des Wärmebedarfs sollte möglichst schnell nur aus Solarthermie, Biomasse Abwärem und der Versorgung über Fernwärmenetze gedeckt werden.

Die Sanierungsrate muss gesteigert werden. Dazu müssen die Bundesländer gemeinsam mit der Bundesregierung ihre finanziellen und legistischen Instrumente so gestalten, dass jährlich mindestens drei Prozent des Althausbestandes wärmetechnisch saniert werden.

Die österreichische Stromwirtschaft steuert auf ein Desaster zu, und zwar rechtlich, ökologisch und ökonomisch. Der Anteil des erneuerbar erzeugten Stroms geht in Österreich zurück, obwohl er laut zu erwartender EU-Richtlinie rasch steigen müsste. Die Menge des kalorisch erzeugten Stroms wird immer größer - derzeit beträgt sie etwa fünf Milliarden Kilowattstunden mehr als noch vor einigen Jahren -, statt zu sinken.

Dazu kommt: Österreich wurde mittlerweile vom Stromexport- zum Stromimportland. Maßnahmen zur Nachfragedämpfung allein sind zu wenig. Österreich braucht ein ehrgeiziges Programm zum Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, wie beispielsweise Wind, Wasser, Biomasse und Photovoltaik. Die Stromengen aus diesen Technologien könnten in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten um 15 bis 20 Milliarden Kilowattstunden steigen. Dazu ist ein neues Ökostromgesetz unerlässlich. Vorbild könnte das deutsche EEG sein.

Auch Internationale Energieagentur für globale Energierevolution

Die Internationale Energieagentur erklärt in ihrem letzten Bericht vom November 2008: Wir brauchen eine globale Energierevolution, durch Verbesserung der Energieeffizienz und beschleunigten Ausbau der kohlenstoffarmen Energieträger wie Wasserkraft, Biomasse, Wind und andere erneuerbare Energien um Öl- und Gasimporte sowie die Möglichkeit von Lieferunterbrechungen und extremen Preissprüngen zu reduzieren.

Der österreichischen Bundespolitik scheint die Dramatik der Lage derzeit noch nicht bewußt. Es ist Zeit zu handeln- und das so schnell wie möglich.

Mehr über die besuchten Projekte und notwendige Maßnahmen in Österreich im Beitrag von ORF NÖ (gesendet in NÖ heute 4.12.):
Heftige Kritik an Regierungsplänen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /