Fisch in Teufels Küche

WWF-Studie deckt zerstörerischen Hintergrund beliebter Fischgerichte auf

Wien - Fast 8 Kilogramm Fisch genießt durchschnittlich jede/r ÖsterreicherIn pro Jahr. Doch längst nicht jeder Fisch wird umweltverträglich gefangen. Weltweit gelten mehr als drei Viertel der Bestände als bis an ihre Grenzen ausgebeutet oder überfischt. Eine heute veröffentlichte WWF-Studie zeigt die zerstörerischen Hintergründe der Fischerei drastisch auf. Gerade zur Weihnachtszeit gibt es in vielen Österreichischen Haushalten ein leckeres Fischgericht als Festtagsmenü. Der WWF fordert die Verbraucher auf, beim Weihnachtseinkauf für ein geplantes Fischmenü bevorzugt zu heimischem Fisch, Fisch aus Biozucht oder Fisch mit dem blauen Öko-Gütesiegel des ‘Marine Stewardship Council’ (MSC) zu greifen. Viele Produkte mit dem MSC-Gütesiegel sind in den Supermärkten bereits erhältlich. Für ein ökologisch unbedenkliches Weihnachtsmenü empfiehlt der WWF beispielsweise MSC-Hering, MSC-Wildlachs oder -Seelachs oder Forelle aus heimischer Zucht. Genuss ohne Reue ist damit garantiert.

Zu vermeiden:

‘Viele Fischereien plündern und zerstören die Meere. Der WWF-Bericht zeigt, was auf dem Teller nicht sichtbar ist’, so WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin. Verbraucher sollten laut WWF zum Beispiel auf Rotbarsch verzichten, dessen Bestand stark bedroht ist. Beim Fang dieses Tiefseefisches werden zudem Jahrtausende alte Kaltwasserkorallen zerstört. Tonnenschwere Grundschleppnetze zermalmen den wertvollen Lebensraum der Korallen. Der WWF appelliert daher, zerstörerischen Fangmethoden in der Tiefsee-Fischerei ein Ende zu setzen.

Eine schlechte Öko-Bilanz haben auch tropische Shrimps. Für die Zuchtanlagen von Shrimps wurden an der südamerikanischen Pazifikküste und in Südostasien hunderte Kilometer Mangrovenwälder abgeholzt. Beim Fang auf Jungtiere gehen pro Krabbe etwa einhundert weitere Fische in die engmaschigen Netze. Keine andere Fischerei produziert mehr Beifang.

Auch in der Nordsee sind die Nebenwirkungen der Fischerei enorm. ‘Wer Scholle, Seezunge oder Krabben isst, muss sich klar sein, dass in den Netzen ein Vielfaches an anderen Meerestieren verendet’, erläutert WWF-Experte Georg Scattolin. So gehen zum Beispiel pro Kilo Seezunge auf dem Teller bis zu sechs Kilo Babyschollen wie Müll wieder über Bord. Der arg dezimierte Kabeljaubestand leidet nicht nur unter den seit Jahren zu hohen Fangquoten der EU. Zusätzlich wird fast die Hälfte der Kabeljaumenge, die den Trawlern ins Netz geht, wieder weggeschmissen.

Der Dornhai steht am Rand des Aussterbens. Ein Grund ist der Konsum von Schillerlocken, die aus den Bauchlappen des Dornhais gewonnen werden. Die Fangmenge in der Nordsee ist aufgrund der massiven Ausbeutung seit Ende 1970er Jahre um 96 Prozent zurückgegangen. ‘Wer heute Dornhai kauft, vergreift sich an den letzten seiner Art’, so Scattolin.

Österreich-Importe im Wert von 350 Millionen Euro
Fische und Fischprodukte im Wert von 350 Millionen Euro wurden letztes Jahr nach Österreich importiert. Typische Importfische sind Lachs, Tunfisch, Tintenfisch, Sardine und Makrele aber auch Krabben, Muscheln und Tintenfisch. Sie stammen beispielsweise aus westafrikanischen Gewässern, wo die Fangflotten der Industriestaaten die Meere auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ausbeuten. ‘Unser Hunger nach Fisch nimmt den Armen die wichtigste Nahrungsquelle’, kritisiert der WWF-Experte.

‘Wir sind noch weit von einer Lösung der Fischerei- und Umweltkrise in unseren Meeren entfernt’, bilanziert Scattolin. Als wichtigste Gründe für die Missstände nennt er fehlende Kontrollen, zu hohe Fangquoten, zerstörerische Fangmethoden und fehlende Schutzgebiete.

Ende dieser Woche entscheiden die EU-Fischereiminister in Brüssel über die Fangquoten in der Nordsee und im Nordostatlantik. Dabei könnte erstmals beschlossen werden, dass Trawler marktfähigen Fisch aus der Nordsee nicht mehr über Bord werfen dürfen, um sie durch profitablere Fänge zu ersetzen. Das wäre laut WWF ein erster Schritt, um die skandalöse Verschwendung in der Nordsee einzudämmen. Ziel müsse aber ein umfassendes Rückwurf-Verbot für alle EU-Gewässer sein, so die Umweltschützer.

Kaviar - Luxus auf Kosten der Natur

Übrigens - Achtung auch beim Kauf von Kaviar: Die als Luxusgut bekannten Fisch-Eier der Störe sind der Hauptgrund für die beinahe Auslöschung der Störe - ihr Bestand ist im Kaspischen Meer bereits um alarmierende 95 Prozent zurückgegangen. Als Alternative empfiehlt der WWF Kaviar-Ersatz von Forelle oder Lachs.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /