Die Menschen von Temelin

Übersetzung ins Deutsche erschienen -Widerstand gegen Temelín schon im Kommunismus?

Wer den Widerstand gegen das AKW-Temelín über die Jahre verfolgt hat, könnte den Eindruck gewinnen, als ginge es um ein bloßes Lieblingsthema der österreichischen Innenpolitik. Dass dem nicht so ist, zeigt, auch für Insider überraschend, das Buch des Budweiser Journalisten und Autoren Antonín Pelíšek. Es ist in deutscher Übersetzung im Verlag Steinmaßl (Edition Geschichte der Heimat) erschienen.


Man glaubt es kaum, aber bereits im Kommunismus wagten es betroffene Hausbesitzer, die wegen des Kraftwerksprojekts um ihr Heim kommen sollten, "aufzumucken". Freilich, viel mehr als das Einfordern von "Normalität" im Umgang mit den eigenen Bürgern und das Aufschieben des scheinbar unumgänglichen Endes des eigenen Dorfes schien nicht möglich gewesen zu sein.

Wäre es heute anders? Ist es heute anders? Bei Bauprojekten im oberösterreichischen Mühlviertel zum Beispiel, wo Bauern nach wie vor um ihren Grund kommen? Lauter Fragen, die einem beim Lesen dieses Buches in den Sinn kommen können.

Der Autor, hauptberuflich als Regionalberichterstatter für die Tageszeitung MFDnes tätig, hat sich in seinen bisherigen Prosawerken zu einem Chronisten der "kleinen Rebellen" entwickelt, die, ähnlich wie Stifters Protagonisten, leise am Wunder arbeiten - und doch oft genug ihre Hoffnungen enttäuscht sehen müssen. Es sind die Schicksale dieser,
zum Teil noch lebenden Helden, die einen für Österreicher interessanten Einblick in das Alltagsleben im damals so nahen Kommunismus zulassen.

Insbesondere das Schicksal des Chronisten des Dorfes Temelín und das des plötzlich sogar von lokalen Parteifunktionären als Hoffnungsträger respektierten Pfarrers lassen dabei Erstaunliches zu Tage treten. Man stellt sich nach dem Lesen dieses auch als Weihnachtsgeschenk geeigneten Buches die Frage, ob der Widerstand gegen das AKW von Österreich aus nicht viel früher den Kontakt zu diesen "Menschen von Temelín" hätte
suchen sollen.


Als Übersetzer bemühte sich der in Budweis als Deutschlehrer tätige Oberösterreicher Bernhard Riepl jedenfalls, eine Antwort auch darauf zu geben. Und er schildert in einem Nachwort kurz, wie im Rahmen des Vereins www.sonneundfreiheit.eu versucht wird, diesen im Buch zu erkennenden Faden aufzunehmen und grenzüberschreitend weiterzuspinnen.


Die Menschen von Temelin
Ein Stück Zeitgeschichte von Vertreibung und Widerstand in Mitteleuropa
Deckblatt Bindeart: geb.
Format: 22 x 15 cm
Seiten: 150
Preis: 18,50 €
ISBN: 978-3-902427-44-1
Verlag Steinmaßl (Edition Geschichte der Heimat)

GastautorIn: Bernhard Riepl für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /