"Nachhilfe" in Sachen Ökologie: bayerische Schule bald Passivhaus

Öko-Bau entsteht in Erding

Erding. Den Schülern und Lehrern der Berufs- und Fachoberschule in Erding stehen neue Zeiten ins Haus. Nicht nur optisch werden sie Neues erleben, wenn sie künftig in ihrem neuen Schulgebäude von einem gläsernem Atrium empfangen werden. Auch technisch soll der nach ökologischen Kriterien konzipierte Bau komplett zu einem "Hingucker" werden: Energiesparende Lüftung, die Nutzung des Tageslichtes und natürliche Wärmequellen sind für das Haus geplant. Die gesamte Schule soll ein nachhaltiges Passivhaus werden, das insgesamt extrem wenig Energie benötigen wird. "Das Projekt ist ein Meilenstein für viele neue Schulgebäude. Denn der enorme Energieverbrauch für Wärme, Lüftung, Beleuchtung und Kühlung kann hier in einem bundesweit bisher nicht erreichten Grad verringert werden", sagte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die DBU unterstützt das Projekt mit rund 640.000 Euro.

Dass es sich viel leichter bei einem gutem Raumklima und frischer Luft lerne, sei nicht erst seit heute bekannt, so Brickwedde. Trotzdem hätten viele Schulgebäude in Deutschland hier "Nachhilfe" nötig: "Mit allen angewandten Neuerungen wird der Gesamtenergiebedarf extrem niedrig sein. Bis zu 70 Prozent unter dem Referenzwert der Energieeinsparverordnung", sagte Brickwedde.

Im Sommer werde das Glasdach so verschattet, dass sich die Hitze nicht im Lichthof staue. Im Winter werde diese Wärme über eine Wärmerückgewinnungsanlage wieder verwendet. Eine hochdichte Dämmung halte die Wärme dann im Haus. "Das schont Ressourcen und spart Heizkosten", so Brickwedde. Dies sei bereits Bestandteil der Planung gewesen, die die DBU mit weiteren 125.000 Euro unterstützt hatte.

"Im Erdinger Schulgebäude wird erstmals ein völlig neues Lüftungssystem genutzt", weiß Architekt Johann Gruber vom Architekturbüro Kplan. Das gläserne Atrium diene als Veranstaltungshalle und Pufferzone für die kontrollierte Lüftung: Natürliche Luftströme im Haus würden durch mechanische Ventilatoren unterstützt und sorgten so für permanente Frischluft. Zusätzlich würden warme und kalte Luftmassen verteilt. "Gegenüber herkömmlichen Lüftungsanlagen kann der Kohlendioxidausstoß damit um 40 Prozent gesenkt werden", so Gruber. "Durch die Nutzung des Atriums als 'Abluftschacht' kann Material für Lüftungsleitungen eingespart werden. Große Leitungsquerschnitte für die verbleibenden Leitungen sparen ebenfalls Storm, weil weniger Druck für die Lüftung benötigt wird", fährt er fort.

In den warmen Sommermonaten würden die Klassenräume nicht mit energieintensiven und häufig auch ungesunden Klimaanlagen gekühlt. Dies geschehe in einem geschlossenen Kreislauf mit kühlem Grundwasser. "Das ist umweltschonend und natürlich", lobte Brickwedde. Zusätzlich öffneten sich in den Sommernächten motorisierte Klappen an den Balkontüren und ließen die kühle Luft ins Haus. Strom für Licht werde durch empfindliche Sensoren eingespart: selbstständig und je nach Bedarf im Raum teilten sie quasi das Licht zu.

Brickwedde: "Diesem Projekt kommt gerade im Sinne einer nachhaltigen Gebäudeplanung eine enorme Vorbildfunktion zu. Es zeigt als besonders energieschonende Passivhausschule modellhaft neue Weg auf." Die Ergebnisse von Planung und Umsetzung sollen später in einem Buch erscheinen, um so das Passivhauskonzept weiter zu verbreiten. "Um Besucher über umweltfreundliches Bauen zu informieren, wollen wir später auch Gruppen durch das Haus führen und Vorträge halten", gibt Erdings Landrat Martin Bayerstorfer einen Ausblick.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /