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Erdgasimport nach Östereich um 90% reduziert

Eine oekonews-Ansichtssache von Dr. Fritz Binder-Krieglstein

Sehr geehrte EnergieinteressentInnen,

die OMV hat gerade gemeldet, am Knoten Baumgarten im Marchfeld würden nur mehr 10% der üblichen Menge Erdgases aus Russland ankommen. Die E-Control berichtete ebenfalls in einer Aussendung von Liefereinschränkungen für Österreich, ohne nähere Angaben machen zu können/wollen. Schön, dass Sie erneuerbar heizen! Oder werden Sie fossil ‘versorgt’?

Die EU mischt sich bisher nicht aktiv in den Erdgasstreit zwischen der Ukraine und Russland ein. Nicht zuletzt deswegen, weil die Details der Lieferbeziehungen, der involvierten Firmen und dahinterstehenden tatsächlichen Kräfte ziemlich undurchsichtig sind. Ganz Europa ist von einem einigermaßen undurchschaubaren System abhängig – wie beunruhigend. Man dachte bisher, es wäre schon beunruhigend genug, nicht über die tatsächlich lieferbaren Gasmengen genau Bescheid zu wissen und wann diese so knapp würden, um sie nicht mehr bezahlen zu können.

Die Ukraine ist bereits in diesem Dilemma. Die (Stahl)Exporte sind aufgrund der Weltwirtschaftskrise eingebrochen. Devisen für die Erdgasimporte aus Russland fehlen, obwohl man bisher ohnehin einen Sonderrabatt von ca. 100% gegenüber dem europäischen Erdgaspreis vom großen Bruder gewährt bekommen hat – bis jetzt, aber nicht mehr künftig.

Und was steckt (noch) dahinter? Wie immer internationale Machtinteressen. Russland ist die Annäherung der Ukraine an Europa und insbesondere an das Militärbündnis NATO der eigentliche Dorn im Auge. Wie man Unannehmlichkeiten dieser Art in Moskau sieht und regelt, hat der Georgienkonflikt unverblümt demonstriert.

Daher wird auch künftig Russland die Energielieferungen in die Ukraine und durch die Ukraine als politisches Werkzeug benützen – gegenüber der Ukraine und auch gegenüber Europa. Womit mittelfristig(!) eindeutig die Versorgungssicherheit Europas aus rein politischen Gründen höchst instabil bleiben wird – aus russischer Sicht ‘bleiben muss’ . Hinzu kommen noch die Fragen der lieferbaren Mengen (mittelfristige Förderkapazitäten?), der Streit um das Erdgas, sobald die Pipeline nach China fertig sein wird, und last but not least die Preisfrage.

Und wenn man bedenkt, dass die mittelfristige Stromversorgung Österreichs in erster Linie auf Erdgas, vornehmlich aus Russland, ausgebaut wird bzw. werden soll (Mellach, Klagenfurt, etc.), glaubt mancher im falschen Film zu sitzen. Ich meine, dieser Eindruck ist weitaus realistischer als alle Beruhigungsversuche aus der Organisierten Monopolitik Versorgung.

Mit sonnigen Grüßen
Dr. Fritz Binder-Krieglstein
Renewable Energies Consulting

GastautorIn: Dr. Fritz Binder-Krieglstein für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /