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Energiewende schafft bis zu 100.000 "grüne" Jobs

Eine Million Wohnungen von Öl und Gas auf erneuerbare Energien umstellen!

Die aktuelle Krise in der Gasversorgung ist ein Vorgeschmack dessen, was auf Österreich innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre zukommen wird, wenn es 2009 nicht zu einer drastischenÄnderung der Energiepolitik Österreichs kommen wird - hin zu einer richtigen Energiewende. "Offensichtlich erfordert die aktuelle Krise eine doppelte Antwort: sofortiges Krisenmanagement mit dem Ziel, den Schaden aus den Lieferausfällen zu minimieren. Hier hat der neue Energieminister sehr schnell und klug agiert und zu Recht darauf hingewiesen, dass es in diesen Tagen nichts hilft, Effizienzmaßnahmen zu fordern. Denn solche haben nur langfristig eine Wirkung," so Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen und Europäischen Biomasse-Verbandes heute in Wien.

Der zweite Teil der Antwort betrifft die strategische Seite des Problems. Es zeigt sich deutlich, dass es unmöglich ist, in einer Krise kurzfristig die Versäumnisse und Fehlentscheidungen der Vergangenheit zu korrigieren. "Um zu verhindern, dass uns nicht in drei, fünf oder zehn Jahren eine noch viel fatalere Energiekrise trifft, müssen jetzt die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft erfolgen. Erneuerbare statt fossiler Energieträger lautet die Antwort," so Kopetz weiter.

Neue Gasleitungen gießen nur mehr Öl ins Feuer

Ohne lange nachzudenken rufen einige nach neuen Gasleitungen, nicht zuletzt sieht das aktuelle Regierungsprogramm deren Ausbau vor. Damit wird die Lösung des Problems höchstens um einige Jahre hinausgeschoben und gleichzeitig viel Geld vergraben, ohne zu einem langfristigen Ergebnis zu gelangen. "Denn ähnlich wie bei Öl stoßen wir bei Gas an die Grenzen der ständigen Produktionsausweitung. Ernste Stimmen weisen darauf hin, dass es in einigen Jahren zu einem Rückgang der Gasproduktion in Russland kommen wird, wenn es nicht gelingt, den Produktionsrückgang in den bestehenden Feldern rasch genug durch die Erschließung neuer Felder zu kompensieren. Das wird auch rund um das Kaspische Meer der Fall sein," zeigt sich Kopetzüberzeugt. Das zeigt eines sehr deutlich: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Gas ein endlicher Rohstoff ist, dessen ausreichende Bereitstellung in Zukunft immer unsicherer wird.

Energiesparen und Förderungen zur Umstellung der Wärmeversorgung nötig

Die Konsequenz kann daher nur lauten: Österreich muss sich das Ziel setzen, seinen Gasverbrauch in den nächsten zehn Jahren drastisch, also um einige Milliarden Kubikmeter, zu reduzieren. "Das ist möglich. Gas sollte aber in Zukunft schwerpunktmäßig für industrielle Prozesse eingesetzt werden und nicht für die Bereitstellung von Raumwärme. Daher ist es notwendig, in den nächsten Wochen ein großzügiges Programm für den Umbau der Wärmeversorgung aufzustellen," so Kopetz weiter. Und: "Dieses Programm sollte vorsehen, bis 2020 bis zu eine Million Wohnungen von Öl und Gas auf Fernwärme, Solarthermie und Biomasse umzustellen sowie eine Verbindung mit einer beschleunigten thermischen Sanierung des Althausbestandes herstellen." Im ersten Jahr eines solchen Programms sollten für Privathaushalte bis zu 50 % Investitionsbeihilfen bereitgestellt werden, damit sich jeder die Kosten der Umstellung leisten kann. Ein Gesetz zur erneuerbaren Wärmeversorgung soll das Förderprogramm ergänzen und auch die gewerblichen Gasnutzer einbeziehen.

In der Stromerzeugung muss auf neue Gaskraftwerke verzichtet werden. Stattdessen kann durch ein neues Ökostromgesetz das große Potenzial der erneuerbaren Stromerzeugung in Österreich entwickelt werden. "Mit einer solchen strategischen Antwort könnte Österreich den Gasverbrauch bis 2020 fast halbieren und wäre in Zukunft viel besser aufgestellt. Viel besser als mit dem Versuch, bei jeder Gaskrise ein neues Projekt wie die Nabucco-Pipeline zur Problemlösung aus der Tasche zu ziehen. Diese Schimäre wird auch in zwei oder vier Jahren nichts dazu beitragen, um auch nur ein Haus in Österreich warm zu halten," so Kopetz.

Vorteile der Energiewende sind vielfältig

Die Vorteile einer Energiewende weg von Öl und Gas hin zu erneuerbaren Energien im Wärme- und Strombereich sind vielfältig: Versorgungssicherheit, Wirtschaftsbelebung im Inland durch neue Arbeitsplätze, Verminderung der CO2-Emissionen und den damit verbundenen niedrigeren Ausgaben für Verschmutzungszertifikate, Einhaltung der neuen europäischen Gesetze zum Ausbau erneuerbarer Energien und damit schlussendlich bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze. Die strategisch richtige Antwort lautet daher: unverzüglicher und großzügiger Umbau des Energiesystems insbesondere im Wärme- und Strombereich hin zu erneuerbaren Energien und höherer Effizienz. "Nur so kann sich Österreich wirkungsvoll vor der nächsten Gas- oderÖlkrise schützen. Der weitere Ausbau fossiler Energiestrukturen führt dagegen in eine ökonomische, ökologische und rechtliche Sackgasse mit möglicherweise wochenlang kalten Häusern und stehenden Fabriken schon in einigen Jahren," warnt Kopetz abschließend.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /