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Gaskrise deckt verfehlte Energiepolitik auf!

Eine Ansichtssache von Dr. Gerhard Heilingbrunner

Die aktuelle Gaskrise offenbart die verfehlte heimische Energiepolitik der letzten 10 Jahre. Jetzt rächt es sich, dass Ex-Minister Martin Bartenstein im letzten Jahrzehnt eine neoliberale Energiepolitik verfolgt hat, wo weder die Sicherheit der Versorgung, noch ökologische Rahmenbedingungen eine Rolle spielten und Stromsparen auf Eis gelegt wurde. Das Resultat dieser verfehlten Politik ist, dass der enorme Stromverbrauchszuwachs das Mehr an Strom aus Windkraft und der Erhöhung der Wirkungsgrade der bestehenden Wasserkraftwerke auffrisst. Das Vordringlichste ist daher: Der Stromverbrauch muss auf das Niveau von 2005 zurückgeschraubt werden – was durch Effizienzsteigerung, Optimierung, Stromsparen gelingen kann - und ein neues Ökostromgesetz nach Vorbild von Deutschland muss geschaffen werden.

Wasserkraft-Ausbau löst das Gasproblem nicht.
Versorgungssicherheit und Klimaschutz sind ganz wichtige Ziele der Energiepolitik. Die Naturverträglichkeit darf dabei allerdings nicht vernachlässigt werden – was aber leider immer wieder geschieht! Man braucht sich nur vor Augen führen, wie der Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) und deren Generalsekretärin Schmidt Natur- und Umweltschutz unter den Tisch kehren. Abgesehen davon, dass die E-Wirtschaftslobby am Höhepunkt der Gaskrise offenbar vergisst, dass sie selbst gerade fünf (!) Megagaskraftwerke in Planung bzw. Bau hat, stellt sie wider besseres Wissen die Behauptung auf, dass durch den Totalausbau der Wasserkraft die aktuelle und künftige Gaskrisen entschärft werden könnten. Mit diesen unrichtigen Argumentationen versucht die E-Wirtschaftlobbystin Schmidt, Naturschutz und Umweltstandards auszuhebeln und den Wasserkraft-Ausbau auf Teufel komm raus zu rechtfertigen.

Gerade jetzt zur Winterzeit – wo der Strombedarf am Größten ist - produzieren alle österreichischen Wasserkraftwerke aber im gesamten Jahresdurchschnitt am wenigsten elektrischen Strom - zurzeit tragen sie maximal 20 % zur Abdeckung des Stromverbrauchs sämtlicher österreichischen Haushalte und Industrie bei.

Außerdem brächte selbst der Totalausbau der Wasserkraft – was die Verbetonierung der Flüsse in Österreich bedeuten würde - nur 13.000 GWh, und damit wäre bloß der Stromverbrauchszuwachs für die nächsten 8-10 Jahre gedeckt. Dann stünden wir wieder vor dem gleichen Problem wie heute, aber hätten das gesamte Land zubetoniert.

Fakt ist weiters, dass mehr als 70 % des Wasserkraftpotentials bereits ausgeschöpft sind und weitere 20 % potentielle Wasserkraftwerke in gesetzlich für Naturschutz gesicherten Zonen (Nationalparks, Weltnaturerbe- und Europaschutzgbiete, Ruhezonen, Naturparke, etc..) zu liegen kämen und somit logischerweise tabu sind.

Die Lösung der Krise kann daher NICHT Ausbau der Wasserkraft lauten, sondern muss auf eine zukunftsfähige Energiewende und damit auf folgenden Fundamenten bauen:

1. Energiesparen und Energieeffizienz drastisch erhöhen
2. Optimierung bestehender Energieerzeugung
3. 30 Mrd. Euro für Gebäudesanierung/Wärmedämmung bis 2020
4. Passivhaus-Energiestandard für alle Neubauten - ab sofort
5. Ausbau der erneuerbaren Energien - sofortige Novellierung des Ökostromgesetzes.

Der Autor, Dr. Gerhard Heilingbrunner, ist Präsident des österreichischen Umweltdachverbandes


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /