Österreich ist kein Passivhaus- aber viele Passivhäuser und Erneuerbare Energie = Energieautarkie

Eine oekonews-Ansichtssache von Doris Holler-Bruckner

© Verein "energie:autark Kötschach-Mauthen"
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© BEWAG & Youtube
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© Nina HOLLER
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© Biohof Achleitner / EUROSOLAR AUSTRIA
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Wirtschaftsminister Mitterlehner wies gestern im Parlament den Vorwurf der Grünen zurück, dass Österreich in der Energiepolitik versagt habe und orientierungslos agiere. "Österreich hat die Gaskrise von allen EU-Ländern am besten gemeistert. Zurückzuführen ist das auf den Ausbau der Gasspeicher und des guten Krisenmanagements. Trotzdem werden wir weiterhin mit Nachdruck daran arbeiten, dass die Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit weiter ausgebaut wird", meinte Mitterlehner.

Zur Kritik, dass die Grundversorgung in Österreich gefährdet sei, erklärte der Wirtschaftminister, dass die Grundversorgung nicht politisch sichergestellt werden könne, sondern dass andere Einflüsse wie unterschiedliche Ansprüche, die Wetterlage, technische Komponenten etc. eine wesentliche Rolle spielen. "Sie tun aber so, als wäre ganz Österreich ein Passivhaus mit ein paar Solarflächen, Windrädern und Pelletsheizungen, und damit wäre es getan", erklärte der Wirtschaftsminister in Richtung der Grünen.

Mitterlehner weiter: "In Österreich geht es nun um die zügige Umsetzung des Masterplans Energie, der den Ausbau der alternativen Energieträger z.B. Förderung der Biomasse und VOR ALLEM den Ausbau der Wasserkraft vorsieht. Dabei sprechen die Grünen irrtümlicherweise immer wieder von Großwasserkraftwerken, obwohl das Hauptaugenmerk im Ausbau der kleinen und mittleren Wasserkraftwerke liegt - unsere große Chance um Fortschritte in erneuerbare Energie zu machen. Der Bau von Gaskraftwerken nach Schließungen von Kohlekraftwerken im Süden Österreichs hat sich bereits auf die Reduktion der CO2 Emissionen ausgewirkt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die noch durch begleitende Verfahrensbeschleunigungen in der Projektabwicklung gestärkt werden soll", schloss Mitterlehner.

Im ORF, am 11. Jänner, bei einer Diskussion in der Sendung "Im Zentrum" sprach sich Mittlerlehner gegen den Vorschlag Energie-Autarkie für Österreich anzustreben aus - denn "mittelfristig" könne Österreich von Gas- und Öl, die derzeit zwei Drittel der heimischen Energieversorgung ausmachen, nicht wegkommen. Als Grünen-Chefin Glawischnig, die ebenfalls Gast in der Sendung war, darauf hinwies, dass Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich erst kürzlich Energieautarkie für Österreich gefordert habe, bemerkte Mitterlehner, dies sei wohl "sehr ambitioniert" gewesen.

Masterplan für Eneuerbare Energie: Ökostromgesetz, Ökowärmegesetz, ...

Sehr positiv, dass sich Mitterlehner immerhin für Erneuerbare Energien ausspricht- aber der genannte Masterplan wurde erst in der Vorwoche vom Ministerrat beschlossen und die Details dazu gibt es noch nicht. Der Auftrag zur Erarbeitung wurde an das Umweltministerium und an das Wirtschaftsministerium gerade erteilt. Und Mitterlehner irrt, wenn er auf die Gaskraftwerke verweist - diese ändern das Problem der Abhängigkeit von fossilen Energien ganz sicher nicht. Wie positiv wären im Vergleich dazu Passivhäuser - kombiniert mit Erneuerbaren Energien!

Noch eine Anmerkung dazu: Wasserkraft macht, so ist in realistischen Studien und Schätzungen nachzulesen, insgesamt nur rund 1/6 des möglichen Umstiegspotentials aus. Somit liegt das wirklich große Potential in der Energieeffizienz und in allen anderen erneuerbaren Energien. Trotzdem ist immer nur von der Wasserkraft zu hören. Ein erneuerbarer Energiemix wäre eigentlich die ideale Mischung.

Es fehlt schon noch einiges für eine entsprechende Energiepolitik- und dies ist wohl nicht nur die Meinung der Grünen, sondern auch von Teilen der ÖVP - gestern konnte ich mich zufällig bei einem persönlichen Gespräch davon überzeugen. Nicht nur Menschen aus dem Landwirtschaftsbereich meinen das, sondern mein Gesprächspartner war ein eindeutig der ÖVP zuzuordnender Firmenchef.

Umstieg ist notwendig

Schade um die ÖVP, die auf diese Art und Weise immer mehr Menschen verkrämen wird. Die breite Bevölkerung hat bereits erkannt, dass wir endlich komplett umsteigen müssen. Der hohe Ölpreis im Sommer des Vorjahres und die jetzige Gaskrise hat dieses Erkennen noch verstärkt. Viele Gemeinden und auch die meisten Bundesländern (darunter natürlich auch welche mit ÖVP-Landeshauptmännern) haben bereits richtige Schritte gesetzt.

Die Vision eines energieautarken Österreich

Auch Mitterlehners Ministerkollege Niki Berlakovich aus der ÖVP hat die Notwendigkeit eines Umstiegs erkannt und heute bei einer Pressekonferenz erklärt: "Ich habe die Vision eines energieautarken Österreich- das ist eine faszinierende Vision, die Energie im eigenen Land zu erzeugen und nicht permanent in irgendwelchen Energiekonflikten verstrickt zu sein." Berlakovich zeigte in der Pressekonferenz auch die immensen volkswirtschaftlichen Vorteile dieser Möglichkeit im Bereich der Biomasse auf.

Es wäre doch wunderschön, wenn ganz Österreich aus Passivhäusern (man kann Passivhauskomponenten auch bei der Sanierung einsetzen) bestehen würde. Oder?
Im gesamten Haushaltsbereich wäre ein Umstieg auf Erneuerbare Energie, sowohl im Wärme als auch im Strombereich, rasch möglich. Wir müssen es nur wollen!!

Ein paar Beispiele, wie ein Umstieg aussehen kann:

Die Gemeinde und die Region um Güssing
Das Burgenland und seine vielen Windräder, die bereits den Strombedarf aller Haushalte im Burgenland decken können
Die Gemeinde Mureck
Die EnergieRegion Oststeiermark
Die Gemeinde Werfenweng & andere Gemeinden aus dem Bereich der Alpine-Pearls
Die Gemeinde Kötschach-Mauthen
Die "Sonnengemeinde" Diex
Die Energieregion Gleisdorf- Weiz mit 17 Gemeinden
Die Energieregion Strudengau
Die e5-Gemeinden in Vorarlberg
Die Gemeinde Großschönau im Waldviertel
Die Regionalenergie Steiermark – Beratungsgesellschaft für Holzenergiesysteme
Die oberösterreichische Gemeinde Neukirchen an der Enknach
Die Ökoenergieregion Hallein-Salzburg
Das "Klimabündnis Bucklige Welt"
Die Gemeinde Windhaag bei Freistadt
Die Energiemusterregion Biosphärenpark Großes Walsertal
Die Gemeine Bruck mit dem Energiepark Bruck an der Leitha & dem Projekt 100% Erneuerbare Energien für die Region Auland-Carnuntum

Sie alle irren nicht und gehen den Weg in Richtung Energieautarkie!

Vielleicht hat Minister Berlakovich dies deshalb sofort erkannt, weil er aus dem Burgenland kommt, dort als Landesrat tätig war und Vorreiter Güssing mittlerweile von Delegationen aus der ganzen Welt besucht wird und sich der Themenbereich auch wirtschaftlich immer mehr in der ganzen Region um Güssing auswirkt.

Österreich ist zwar nicht ein "Passivhaus mit ein paar Solarflächen, Windrädern und Pelletsheizungen" aber mit einer offensiven Politik für ein paar Passivhäuser mehr, wobei hier beispielsweise der Bund als Vorreiter ab sofort alle seine neuen öffentlichen Gebäude in Passivhausstandard errichten könnte, für Solarflächen (Solarthermie und Photovoltaik, für Windräder und Biomasseheizungen, mit einer positiven Einstellung dafür, mit einer Änderung des Ökostromgesetzes, mit einem ambitionierten Ökowärmegesetz, mit Energieeffizienz statt neuer Gaskraftwerke (wir empfehlen dazu zum Nachlesen die Studie der IG Passivhaus) ist die ENERGIEWENDE nicht nur möglich, sondern auch vollkommen realistisch. Festhalten an alten Strukturen, an fossilen Energien, ist leider der falsche Weg.

"Ganz Österreich muss Güssing werden!" so Politrebell Dinkhauser vor der Wahl. Das stimmt- genau so geht es. In den Gemeinden, in den Regionen, in den Bundesländern.

Eine Vision politisch umsetzen

Es kann funktionieren! Wir müssen nur diese VISION, die glücklicherweise auch unser Umweltminister hat, und die auch einige Landeshauptleute und Landesräte in sich tragen, Schritt für Schritt auch politisch in der Bundespolitik endlich umsetzen, statt weiterhin von der Vision der fossilen Energien und neuen für immer gefüllten Pipelines zu träumen, für deren Gas wir noch dazu genug zahlen müssen!!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /