Wie wird das Auto im Jahr 2100 aussehen?

Das Fahrzeug der Zukunft: Reutlinger Studenten entwickeln visionäre Mobilitätskonzepte und innovative Fahrzeuginnenräume

Wird das Auto in Zukunft fahren, fliegen, laufen oder schweben? Diesen und anderen Fragen haben sich Reutlinger Studenten des fünften Semesters im Studiengang Transportation Interior Design gewidmet und ihren Visionen freien Lauf gelassen. Sie gestalteten innovative Fahrzeuginnenräume, Autositze und Armaturen.

Monatelang haben die angehenden Designer des fünften Semesters im Studiengang Transportation Interior Design unter der Leitung ihrer Professoren Andrea Lipp und Michael Goretzky an der Konzeption eines visionären Fahrzeugs gearbeitet. Unter dem Motto "Changing Mobility" sollten sie innovative Mobilitätskonzepte entwerfen. Technische Unterstützung erhielten die Reutlinger dabei von Fahrzeugtechnik-Studenten der Hochschule Esslingen. Mit dieser besonderen Kooperation von Design- und Technikstudenten sollten die Studierenden noch besser auf die realen Bedingungen in der Praxis vorbereitet werden. Ihre gemeinsam erarbeiteten Ideen durften sie schließlich im Rahmen einer Präsentation an der Hochschule Reutlingen vorstellen.

Bei ihrem Mobilitätskonzept "Kentaro" gingen Franziska Schneyer, Antonis Schley und Simon Hägele davon aus, dass es im Jahr 2100 keine befestigten Straßen mehr geben wird. Sie entwickelten daher ein Fahrzeug, das sich auch in unwegsamem Gelände problemlos fortbewegen kann. Nicht auf vier Rädern, sondern mit vier "Beinen", die durch sogenannte "Fluidic Muscles" pneumatisch angetrieben werden, soll "Kentaro" enorme Geschwindigkeiten erzielen. Energie bezieht das "Laufzeug" aus einem Elektromotor. Dieser wird durch den Antrieb KAS (Kentaro Air Support) versorgt. Dabei handelt es sich der Vorstellung der Studenten zufolge um fliegende Drohnen, deren Rotoren mit Solarzellen überzogen sind. Die Energie wird in einer integrierten Batterie gespeichert und dann an das Hauptmobil abgegeben. Der Fahrer soll, wie auf einem Motorrad, volle Kontrolle über die Bewegungen seines Fahrzeugs bekommen und ist im hinteren Bereich des Fahrzeuginnenraums platziert. Seine beiden Mitfahrer sitzen versetzt vor ihm und können so den Fahrspaß und den Blick in die Natur ohne Einschränkung genießen.

Beim Konzept "Flowride" haben die Studenten Ema Orman, Philipp Herbert und Manuel Kimmerle ein Individualfahrzeug mit zwei Sitzen entworfen. In der Welt im Jahr 2100, wenn Straßen nicht mehr ausreichen, um sich in der Stadt fortzubewegen, soll dieses Fahrzeug auf Schienen schweben, ähnlich einer Magnetschwebebahn, jedoch mit Hilfe eines Supraleiters. Energie schöpft das Fahrzeug aus einem Akku, der während des Parkens über ein Windrad aufgeladen wird. Außerhalb der Stadt kann das Fahrzeug auch ohne Schienen fahren: Bei Bedarf wird dann eine Art Kettenantrieb ausgefahren. In diesem Fahrmodus kann der Fahrer selbst mit einer Art Joystick steuern, der Handbewegungen in Lenkbewegungen übersetzt.

Beim Modell "Urban Wildlife" handelt es sich um ein spinnenartiges Fahrzeug mit sechs Beinen, das von Desirée Castañeda-Moya, Dorothee Haid, Karola Hoffmann und Sebastian Scholze entwickelt wurde. "Urban Wildlife" richtet sich an Menschen, die ihr Leben an die Natur anpassen möchten. Auch in der Zukunftswelt dieser Studenten gibt es keine Straßen mehr, weshalb ihrer Vision zufolge ebenfalls ein Transportmittel vonnöten ist, welches ohne Räder auskommt. Das für drei Personen angelegte sechsbeinige Fahrzeug dient zum einen als Transportmittel. Zum anderen kann es zusätzlich als Raumerweiterung genutzt werden, indem das Fahrzeug an eine Wohnung andockt.

Unter dem Titel "Éclair" konzipierten Julian Flügel, Florian Walther und Felix Rathsack einen Sportwagen mit herausnehmbarem Sitz. Dieser Sitz kann als "Jetbike", also als fliegender Motorroller verwendet werden. So kann der Fahrer außerhalb der Stadt parken und sich mit dem Jetbike weiter fortbewegen. Das Jetbike fliegt mit Hilfe eines Ionenstrahlantriebs. Bei der Gestaltung achteten die Studenten auf die Verwendung von umweltfreundlichen und recyclebaren Materialien.

Das "Jetcar" von Claudio Vizziello ist ein Funsport-Mobil, das für das Jahr 2030 konzipiert wurde. Das Fahrzeug richtet sich an eine Zielgruppe, die ein gesundes und umweltbewusstes Leben führt. Das Jetcar wird ausschließlich durch alternative Energien wie Elektro-Radnabenmotoren bewegt und kann mit Hilfe eines sogenannten "Wind-Boosters" aktiv Energie zurückgewinnen. Zudem hat der Fahrer die Möglichkeit, einen Kite, also eine Art Segel zu spannen. Damit kann er das Jetcar allein durch Windenergie vorantreiben. Besonderen Komfort erhält das Fahrzeug durch seine exquisiten Details wie die im Sitz integrierten Vibrationstrainer und Massagegeräte.

Mit dem uni:car haben Stefanie Borimann und Anton Kravciuk ein Fahrzeug entwickelt, das speziell für den öffentlichen Personennahverkehr konzipiert ist. Der Käufer kann dabei individuell über die Farbe des Wagens, die Innenraumbeleuchtung und die Größe des Fahrzeugs entscheiden. uni:car ist größenvariabel und kann problemlos von einem Zweisitzer in einen Familienwagen umgewandelt werden. Durch natürliche Werkstoffe im Innenraum entsteht eine wohnliche und angenehme Atmosphäre. Gesteuert wird das Fahrzeug über Lenkgriffe und Gas- bzw. Bremsknöpfe.

Unter dem Titel "inspired by nature" entwickelten die Studenten Juliane Fengler, Sun Li und Rui Duarte einen solarbetriebenen Zweisitzer in der Größe einer A-Klasse, der speziell für den Einsatz in der Stadt konzipiert wurde. Angelehnt an den mit Haut überspannten Skelettaufbau von Tieren, besteht der Fahrzeugaufbau des Zukunftsmodells aus einem Metallgerüst, das von einer Folie überspannt wird. Fahrerfreundliche Armaturen und segmentartig aufgebaute Sitze bilden das Interieur des Fahrzeugs. Armaturen, Sitze und sogar das Exterieur lassen sich individuell verstellen, sodass der Wagen durch eine hohe Flexibilität besticht.

Die Studierenden des dritten Semesters beschäftigten sich im Studiengang Transportation Interior Design intensiv mit der Konzeption von innovativen Fahrzeuginnenräumen. Beispielsweise gestalteten Gamze Cagritikin, Raic Riegsinger, Hagen Kober und Moritz Reck mit dem Konzept "EXO" ein Bus-Interior, das sich speziell für das Reisen in unwegsamem Gelände eignet. Der Fahrerbereich ist bei EXO freitragend aufgehängt und schwenkt sich unabhängig von der Ausrichtung des Fahrzeuges immer in die horizontale Lage. Durch die niedrige Sitzposition wurde der Schwerpunkt der Sitze weit in Bodennähe verschoben, sodass EXO auch auf unebenem Boden allen Passagieren ausreichend Halt bietet. Besonders innovativ ist hier das Konzept der Sitze, deren Rückenlehnen abnehmbar und als Rucksack nutzbar sind. Angetrieben wird das Fahrzeug von sechs Radnaben-Motoren, von denen jeder auch einzeln angesteuert und von einer Brennstoffzelle, die im Bodenbereich eingebaut ist, versorgt werden kann.

"INPULS", das Innenraumkonzept für den Stadtbus der Zukunft, ist das Projekt von Pia Buck, Rebecca Sackmann und Rosi Weiße. Dieser Bus besteht aus koppelbaren Kabinen und fährt ohne Fahrer. Jede Kabine kann für einen schnellen Fahrgastwechsel die komplette Seitenwand öffnen. Dabei bilden muskelähnliche Fasern die Wandstruktur und gleichzeitig ein von überall erreichbares Haltesystem. Bis auf vier Notsitze verfügt das Fahrzeug lediglich über Stehplätze. Diese fahren auf Knopfdruck wie Airbags aus der Wand heraus.


"Der Ideenreichtum der Studenten und die Ergebnisse haben uns bei diesen Projektarbeiten wirklich beeindruckt", sagt Professorin Andrea Lipp.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /