Thermische Sanierung: Investieren mit Gewinn - Chance für die Zukunft

Hochkarätige Experten referierten und diskutierten im Wiener Palais Eschenbach über das zurzeit nachhaltigste Investment, die "Thermische Gebäudesanierung"

Wien - Das von der Bundesregierung kürzlich verabschiedete 100 Millionen Euro Förderpaket wurde im Rahmen der Fachveranstaltung von Referenten wie Teilnehmern als wichtiger Impuls in die richtige Richtung begrüßt.
Mehr als 120 Teilnehmer aus den Bereichen Baustoffindustrie, Wohnbauträger, Planung und Architektur, sowie Hausverwalter und Immobilienmakler folgten der Einladung zur Fachtagung "Investieren mit Gewinn" in die Beletage des Österreichischen Gewerbevereines im Palais Eschenbach. Dabei konnten die Initiatoren (GPH Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum, Qualitätsgruppe Wärmedämm-verbundsysteme, ZIB Zentralverband Industrieller Bauproduktehersteller und Fachverband der Stein- und keramischen Industrie) besonders großes Interesse bei den Hausverwaltern und Immobilienmaklern feststellen.

DI Günter Liebel, Sektionschef im Lebensministerium, präsentierte zu Beginn seines Fachvortrages zum Thema "Klimaschutz und Energieeffizienz - Eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive" harte Fakten aus dem Stern-Report. Demzufolge liegen die Kosten des Nichthandelns bei 5 - 20 Prozent des BIP. Demgegenüber werden die Kosten für die Eindämmung des Klimawandels (Stabilisierung auf 450 -550 ppm CO2) auf rund 1 Prozent des BIP geschätzt. Dabei setzt und unterstützt das Lebensministerium zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Energieeffizienz, des Klima- und Umweltschutzes. "Allein im Haushaltsbereich können", so Liebel, "bereits durch einfache Maßnahmen Energie und somit Kosten gespart werden. Bei einer entschlossen durchgeführten thermische Sanierung sind sogar Emissions- und Kosten-Reduktionen von 80 Prozent zu erwarten."

Dr. Erich Rainbacher, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse, beurteilt die Initiativen der Bundesregierung zum "Sanierungsscheck", der von den Bauparkassen abgewickelt wird, sehr positiv. Haus- und Wohnungseigentümer können ab 14. April 2009 um Zuschüsse für bestimmte thermische Maßnahmen ansuchen. "Der Sanierungsscheck kann allerdings nur ein erster Schritt sein, dem andere folgen müssen, denn die dafür vorgesehenen Budget-mittel von 50 Millionen Euro für private Haushalte werden nur für ca. 10.000 Wohneinheiten reichen", so Rainbacher. Er verwies zudem auf die GfK-Studie "Althaussanierung", der zufolge die Besitzer zwar großes Interesse an einer Qualitätsverbesserung haben und sich auch der Energieproblematik bewusst sind, die Kosten aber eine abschreckende Wirkung ausüben. Jene, die bereits Renovierungsmaßnahmen durchgeführt haben oder konkret welche planen, geben isolierten Einzelmaßnahmen den Vorzug gegenüber einer Gesamtsanierung des Gebäudes, an die nur 9 Prozent denken." Aus diesem Grund könne auch das erwünschte Energiesparpotenzial nicht voll ausgeschöpft werden.

Dr. Stefan H. Zadeyan und Prok. Ing. Horst Eisenmenger von Wien-Süd belegten anhand ihrer Präsentation, dass die thermische Sanierung den Wohnkomfort hebt. "Die Mieterzufriedenheit ist letztlich eines der wichtigsten wettbewerbsbestimmenden Kriterien. Es sind eine Reihe von Faktoren, die eine möglichst hohe Zufriedenheit der Mieter ausmachen. Der Bogen reicht von einem qualitativ und preislich angepassten Angebot, über eine professionelle Betreuung bis hin zur Gestaltung des Wohn- und Lebensumfelds der Mieter - also den sogenannten Wohlfühlfaktoren. Vor allem ins Auge sticht, dass durch thermische Sanierung die Kosten für die Heizungsenergie deutlich abgesenkt werden konnten," so Horst Eisenmenger.

Der renommierte Energieexperte Professor Dr. Stefan Schleicher, skizzierte nach der Pause den Weg aus der Energiefalle. "Ohne ein wirklich fundamentales Re-Design ist unser Energiesystem nicht zukunftsfähig. Österreich hat keine Chance die 20-20 Ziele der EU zu erreichen, wenn es nicht gelingt, den Energieverbrauch zu stabilisieren und den Anteil der erneuerbaren Energien auszuweiten," warnt Schleicher. Viele Technologien seien heute schon verfügbar. "Dabei kommt den Gebäuden eine Schlüsselrolle zu, zumal sie rund 40 Prozent der gesamten Energie für die Raumheizung/-kühlung benötigen." Er ist davon überzeugt, dass bei den Gebäuden der Trend von Niedrigenergiehäusern zu Energie-autonomen Gebäuden geht. "Gebäude sollen in Zukunft Kraftwerke werden," so Schleicher und verwies dabei auf zwei Musterbeispiele, die es in Österreich bereits gibt. "Aber auch Betriebe werden in Zukunft über die Wände Energie erzeugen, die sie für die Produktion dann einsetzen können," zeichnet Schleicher ein Bild von der Zukunft, "die Mobilität und Gebäude eng zusammenführen wird."

Mag. Karl Wiesflecker, Geschäftsführer der Kramas Immobilienmakler GmbH, Sachverständiger für Immobilien und Hausverwalter, schilderte pointiert die Probleme, die bei Sanierungsvorhaben insbesondere mit Mietern zum Tragen kommen. Ein objektives Kriterium alleine reiche nicht aus, um die Investitionsbereitschaft zu steigern. "Eigeninteressen stehen hier leider allzu oft vor dem Gemeinwohl. Alternativ zu den Förderungsprojekten müssen Anstrengungen unternommen werden, Eigenkapital von Investoren im freifinanzierten Bereich zu mobilisieren. Dafür sind sowohl kalkulierbare Rechtsgrundlagen im Bereich des Mietrechtes und des Steuerrechtes als auch wirtschaftliche Anreize vonnöten. Je nach Gebäudesektor und Nutzungsart werden unterschiedliche Anreize erforderlich sein," so Wiesflecker.

Die Moderatorin des Nachmittages, Mag. Isabella Krassnitzer, brachte in ihrer Conclusio die präsentierten und diskutierten Fakten wie folgt auf den Punk: "mit einer effizienten Gebäudesanierung lassen sich die Energiekosten entscheidend reduzieren, eine Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern bewirken, den Wert der Immobilien steigern, Arbeitsplätze erhalten und schaffen und einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes erzielen. Die Einführung des Sanierungsschecks sowie die aktuellen Fördermittel von Ländern und Gemeinden machen die thermische Sanierung zu einem hochinteressanten Investment."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /