Scheer: Bis zum letzten Tropfen Öl!

Hermann Scheer zeigt Dimension der Versäumnisse auf: das fossile Energiezeitalter ist zu Ende!

Wien- Hermann Scheer, Alternativnobelpreisträger und Vorsitzender des Weltrates für erneuerbare Energien, betonte gestern vor dem Österreichischen Biomasse-Verband und der Landwirtschaftskammer Österreich an Universität für Bodenkultur Wien anlässlich seines Vortrages "Bioenergie als zentrale Säule der Energiewende" dass endlich ein voller Kurswechsel notwendig sei. "Bis zum letzten Tropfen Öl, bis zur letzten Tonne Kohle, bis zum letzten Kubikmeter Erdgas halten Energiekonzerne an altem Denken fest, denn es dient der jetzigen Energiewirtschaft, die offenbar weitermachen will wie bisher, um damit in den bestehenden fossilen Strukturen maximale Gewinne zu lukrieren," so Scheer in seinem Resümee. Erneuerbare Energien würden durch Subventionen bevorzugt, lässt Scheer nicht gelten. "In Wahrheit werden fossile Energieträger subventioniert, da die Gesellschaft die Folgen für die Umwelt teuer bezahlen muss, diese sind aber in den Energiekosten aus fossilen Quellen nicht eingerechnet," so Scheer.

Der Energiewende läuft die Zeit davon

Die Zeit drängt, so steigt der Energieverbrauch genauso schnell wie die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. "Wenn wir nicht schnell Öl, Gas und Kohle aus unserem Energiemix zurückdrängen, wird die nächste Energiekrise mit voller Härte durchschlagen," so Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen und Europäischen Biomasse-Verbandes. "Daher wäre es notwendig, statt große Geldbeträge für den Ausbau der fossilen Energiestrukturen wie Gasleitungen und Großkraftwerke bereitzustellen, diese Finanzmittel für den Ausbau erneuerbarer Energien und das Energiesparen zu verwenden und entscheidend aufzustocken," so Kopetz. Auf diese Weise könnten Biomasse und Solarthermie bis 2020 schon einen Großteil der WärmeversorgungÖsterreichs decken und die Abhängigkeit von Öl und Gas wesentlich verringern.

Finanz-, Ressourcen- und Klimakrise müssenmit gleichen Maßnahmen bekämpft werden

Hermann Scheer sieht derzeit drei Krisen auf der Agenda: "Finanzkrise, Ressourcenkrise und Klimakrise sind die derzeitigen Herausforderungen für die Menschheit. Dass man alle drei Krisen mit den gleichen Maßnahmen bekämpfen kann, macht die Sache leichter. Denn durch den Wechsel von nichterneuerbaren und gleichzeitig umwelt- und klimaschädlichen Ressourcen zu Erneuerbaren, können sowohl die Finanz-, Ressourcen- als auch die Klimakrise bekämpft werden." so Scheer weiter. Gefahr in der Wahrnehmung und Erkennung der derzeitigen Probleme sieht Kopetz. "Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass die künftigen Probleme der Energieversorgung und der Klimaentwicklung unterschätzt werden. Viele übersehen, dass nur ein rascher und konsequenter Rückzug aus Öl und Gas verhindert, dass der nächste Wirtschaftsaufschwung durch Engpässe in der Energieversorgung und extreme Preisanstiege bei fossilen Energieträgern gebremst wird," zeigt sich Kopetz überzeugt.

"Es besteht kein Zweifel, dass wir eine groß angelegte politische Initiative brauchen, um erneuerbare Energien auszubauen. Österreich hat ausgezeichnete Potenziale, den Anteil erneuerbarere Energien in kurzer Zeit massiv zu steigern, lediglich die Rahmenbedingungen sind mehr als unzureichend entwickelt," so Scheer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /