Nachhaltige Gebäude: Energiesparen allein genügt nicht!

Eine Veranstaltung der ENERGIEregion Nürnberg zu „GreenBuilding“ bewies: Nachhaltigkeit bietet wirtschaftliche Chancen, braucht aber Vordenker

Nürnberg- Für ‘GreenBuildings’, Gebäude mit Konzepten zur nachhaltigen Resourcenschonung, genügt es nicht, sich über die Energieeinsparverordnung
(EnEV) Gedanken zu machen oder nach dem Passiv- oder Sonnenhauskonzept
zu planen. Eine Veranstaltung der ENERGIEregion Nürnberg e.V. brachte
die wirtschaftlichen Vorteile von ‘GreenBuilding’ an den Tag. Die Fachleute legten aber
auch offen: Es muss schnell gehandelt werden, damit Deutschland und die
Metropolregion bei ‘GreenBuilding’ nicht den weltweiten Anschlusszug verpasst.
Deutschland ist intensiv mit der Ausarbeitung neuer Energie-Einsparverordnungen (EnEV) befasst; das Europaparlament hat kürzlich beschlossen: ‘Ab 2019 werden Neubauten nur noch als Null-Energie-Gebäude genehmigt.’ Dabei gibt es längst international anerkannte GreenBuilding-Gütesiegel und –Zertifikate, die nicht nur die Energie im Blick haben: ,,Als gesamtheitlicher Ansatz geht nachhaltiges Bauen über das reine Energiesparen hinaus. Eine grüne Immobilie nutzt alle Ressourcen effizient. Sie schützt die Gesundheit der Gebäudenutzer. Sie verbessert die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und sie reduziert Abfälle, Umweltverschmutzung und Flächenverbrauch’ erklärte Gerd Schmiedehausen, Geschäftsführer der Kompetenzinitiative ENERGlEregion Nürnberg
e.V., was es mit GreenBuilding auf sich hat.

Die in Nürnberg ansässigen und global tätigen Ebert-Ingenieure haben bereits viel Erfahrung mit den weltweit etwa zehn GreenBuilding- Zertifizierungssystemen gesammelt. ‘Nur 25 Prozent der Gebäudekosten fallen bei der Herstellung an; 75 Prozent dagegen für den Betrieb’, weiß Dieter Leipoldt, Geschäftsführender Gesellschafter von Ebert-Ingenieure.

Kommt deutsches DGnB-Siegel ‘zu spät’?

Ebert-Ingenieure haben bereits einige Gebäude nach dem amerikanischen LEED-System zertifiziert: ‘Sogar die soziokulturelle Qualität fließt in die Bewertung ein’, berichtete Leipoldt. Inzwischen habe die US-Regierung sogar ein Green-School-Programm aufgelegt. In Deutschland dagegen sei erst vor Kurzem das DGnB-Siegel entwickelt
worden; ‘zu spät’, wie Dieter Leipoldt meinte. Da war er sich mit Beate Reinartz einig:
Hauptamtlich ist sie Prokuristen der USbasierten Hines Immobilien GmbH in München;
ehrenamtlich Mitbegründerin der DGnB, der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen.

Abschläge für Gebäude ohne Siegel

Hines habe in vielen Ländern zwar festgestellt: Für zertifizierte GreenBuildings werde nicht mehr Miete oder Kaufpreis bezahlt. Doch gebe es laut Reinartz ‘für nicht zertifizierte 1-A-Objekte Abschläge.’ Denn ‘Bauherren wollen und sollen stolz sein auf das, was sie bekommen’, setzte sich auch Ebert-Mann Leipoldt für ein Siegel ein.

Die Zertifizierung selbst koste bei großen Objekten verhältnismäßig wenig; der Mehraufwand, damit ein Gebäude zertifiziert werden könne, liege bei etwa fünf Prozent der Baukosten, sagten beide Fachleute übereinstimmend.

Wassersparen, global unterschätzt

Achim Johannis, Professor für Immobilienwirtschaft von der Hochschule Kufstein, forderte noch mehr: ‘Nachhaltigkeit – ob in der Immobilienwirtschaft oder allgemein - funktioniert nicht ohne ein entsprechend propagiertes, gesellschaftliches Wertesystem.’ So sei ‘der Trinkwasserverbrauch, ein stiefmütterlich behandeltes Thema, dem aber global mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.’ Johannis’ Beispiele waren deutlich: Wer weiß schon, dass es 15.000 Liter Wassers bedarf, um ein Kilogramm Rindfleisch
zu erzeugen? 390.000.000.000 Liter zusätzlicher Trinkwasserverbrauch jährlich sei alleine
dadurch entstanden, dass die Chinesen heute wesentlich mehr Fleisch essen als früher.
‘Auch wenn die Nachhaltigkeit sich nicht gleich rechnet: Sie ist der einzig gangbare Weg’, postulierte Professor Johannis. Bei den ‘GreenBuilding’-Zertifikaten ist die Schonung der Ressource Wasser bereits ein Thema.

Breite Einigkeit: GreenBuilding ist Pflicht

‘ - Zertifizierungssysteme sensibilisieren alle Beteiligten der Immobilienbranche für Nachhaltigkeit. Mit nachhaltigen Wohn- und Gewerbegebäuden sind höhere Renditen zu erzielen. Wer heute nicht grün handelt und baut, sitzt morgen auf seinen Immobilien! - ‘GreenBuildings’ legen Wert auf die Verwendung von Produkten, die sich im Lebenszyklus des Gebäudes wieder verwerten lassen. - Gerade in Zeiten der Finanzkrise haben ‘GreenBuildings’ bessere wirtschaftliche Chancen als andere Immobilien. - Und nicht zuletzt: Eine Region, die wirtschaftlich erfolgreich sein will, muss auch nachhaltiges Immobilienmanagement betreiben’: Sieben Thesen, mit denen Richard Weller, Geschäftsführer der Ebert-Tochtergesellschaft Makon, der Podiumsdiskussion von Entscheidern den thematischen Rahmen gab. Die Immobilienfachleute, Banker, Energieberater und Wohnbauunternehmer sowie Nürnbergs Umweltreferent Dr. Peter Pluschke stimmten den Thesen im Wesentlichen zu. Das Thema ‘GreenBuilding’ sei äußerst wichtig für die Metropolregion, für Bayern, für die ganze EU. Aber: ‘Die Zertifikate müssen mehr als nur Marketinginstrumente sein’ sowie ‘Bessere Zukunft
gibt es nicht umsonst!’ So lauteten die einvernehmlichen Ergebnisse der Diskussionsrunde.

Energieregion – wer sonst als wir?

Man sei auf dem richtigen Weg zu ‘GreenBuilding’ in der Metropolregion – nicht zuletzt dank den Diskussionen im Rahmen und am Rande dieser Veranstaltung, ist Dr. Roland Fleck, der Vorstandsvorsitzende des Kompetenzinitiative ENERGIEregion Nürnberg e.V.. sicher. Geschäftsführer Gerd Schmiedehausen, ergänzt: ‘Die ENERGIEregion Nürnberg e.V. arbeitet daran, dass dies so bleibt, und der Vorsprung noch weiter ausgebaut wird. Wir laden Person wie Firmen ein, mitzuarbeiten und damit die Schlagkraft der Kompetenzinitiative zu erhöhen.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /