Höchste Zufriedenheit der Bewohner und deutlicher Beitrag zum Klimaschutz

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig präsentiert Passivhausstudie

Das im September 2005 fertig gestellte Wohnheim Molkereistraße war das erste Studentenwohnheim weltweit in Passivhausbauweise. Nun liegt eine Studie über die Energieperformance des großvolumigen Passivhauses und die Zufriedenheit seiner NutzerInnen vor, die von MA 50-Wohnbauforschung und MIGRA beauftragt, und von ExpertInnen der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen (FGW) durchgeführt wurde. Über die erfreulichen Ergebnisse dieser ersten, umfassenden Wiener Passivhausstudie informierten Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig, Univ.-Prof.Arch.DI Dr. Martin Treberspurg von der BOKU Wien gemeinsam mit Bezirksvorsteher Gerhard Kubik, ARWAG-GD KR Mag. Franz Hauberl und MIGRA-GF Arch. DI Manfred Wasner.

Hält das Passivhauskonzept was es verspricht und fühlen sich die BewohnerInnen wohl? Mit diesen Fragen setzten sich die ExpertInnen im Rahmen der Forschungsstudie auseinander. Die beiden Institutionen analysierten das Studentenheim "Molkereistraße" in Wien.

Die Ergebnisse, nach den ersten beiden Heizsaisonen, zeigen, dass das Gebäude von den BewohnerInnen sehr geschätzt wird und dass es außerdem eine erfreuliche Energieperformance aufweist und damit gleichzeitig einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Wohnbaustadrat Michael Ludwig: "Die praktische Funktionstüchtigkeit der Passivhaus-Technologie im geförderten Wohnbau Wiens wurde dadurch umfassend nachgewiesen. Die Ergebnisse der Forschungsstudie sprechen für sich: Durch das Passivhaus Molkereistraße können gegenüber einer vergleichbaren, konventionellen Wohnhausanlage in Österreich rund 700 Megawattstunden pro Jahr an Energie und damit rund 40.000 Euro an Heizbetriebskosten eingespart werden. Die CO2-Belastung wird dadurch jährlich um rund 100 Tonnen reduziert."

Die Studie stelle damit einen ersten, wichtigen Schritt für die Evaluierung von Passivhäusern dar, so Ludwig. "Weitere Forschungsarbeiten sollen beispielsweise auch die Nachhaltigkeit der Passivhäuser und den technischen und finanziellen Aufwand bei einer künftigen Sanierung ganz genau unter die Lupe nehmen." Wien verfüge weltweit über die höchste Dichte an Passivhausbauten und über international führende Expertinnen und Experten im Bereich der Passivhaustechnologie. "Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Know-how weltweit gefragt ist und sich zunehmend zu einem Exportschlager entwickelt."

Bestnoten von den NutzerInnen und Top-Energieeffizienz

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren ist das Studentenheim Molkereistraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk in Betrieb. Das Gebäude wurde von der ARWAG und von den Architekten Baumschlager & Eberle (P.ARC) geplant und von der MIGRA errichtet. Es umfasst sieben Geschosse mit insgesamt 278 Einzelzimmern. Generalmieter ist die ÖAD Wohnraumverwaltungs GmbH (Österreichischer Austauschdienst), die die Wohnplätze internationalen Studierenden zur Verfügung stellt, hauptsächlich im Rahmen des "Erasmus- Programms" des EU-weiten StudentInnen-Austausches. Im Rahmen der von der Wiener Wohnbauforschung finanzierten und von ARWAG, MIGRA, Fernwärme, der Programmlinie "Haus der Zukunft" und ÖAD unterstützten Forschungsstudie wurden bis zum Ablauf der ersten beiden Heizperioden erstmals Fragen der Energieeffizienz, der Bewohnerzufriedenheit und der Objektfinanzierung umfassend erforscht.

Die Untersuchung erfolgte durch das "Institut für konstruktiven Ingenieurbau - ressourcenorientiertes Bauen" der Universität für Bodenkultur Wien, Univ. Prof. Dr. DI Martin Treberspurg und DI Roman Smutny, in Kooperation mit u.a. der MA50-Wohnbauforschung, dem ÖAD, der MIGRA, der Fernwärme Wien; der Bergischen Universität Wuppertal sowie der FGW. Die Messungen der Universität für Bodenkultur ergaben, dass durch die Realisierung der Passivhaustechnik im Vergleich zu durchschnittlichen konventionellen österreichischen Wohnbauten trotz noch vorhandener Restfeuchte in den Mauern etwa vier Fünftel der Heizenergie und damit auch der Treibhausgasemissionen eingespart werden konnten. Weitere Einsparungen wären erreichbar, wenn Fenster weniger oft gekippt würden. Ein Verhalten, das auf individuell unterschiedliches Temperaturempfinden und Informationsdefizite der Nutzer zurückzuführen ist, wie sich im Zuge von Bewohnerbefragungen herausstellte.

Mehr als 80% der StudentInnen fühlen sich im Passivhaus wohl. Das Wohnheim in der Molkereistraße erhielt hinsichtlich Zufriedenheit mit der Unterbringung die zweitbeste Bewertung von insgesamt 26 analysierten Wiener Studentenheimen.

Durch die Forschungsergebnisse konnten einzelne Fehler in der Regelungstechnik aufgezeigt und Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Gesamtenergieeffizienz gesetzt werden.

Zusätzlich können aus den Befragungen der Bewohner Empfehlungen abgeleitet werden, um die Zufriedenheit in Passivhäusern sowie die Nutzerakzeptanz weiter zu steigern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /