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Photovoltaikförderung: Schluss mit kleinkariertem Denken

Der Run auf die 18 Millionen Euro Fördermittel für private Photovoltaik-Anlagen war gestern so stark, dass die Systeme abstürzten - die Bundespolitik muss endlich reagieren

Gestern startete der Klima- und Energiefonds (KLI.EN) ab 10 Uhr sein Förderprogramm, mit dem insgesamt 18 Millionen Euro an Fördergeld für die Errichtung privater Photovoltaik-Anlagen bis fünf Kilowatt zur Verfügung gestellt werden. Der KLI.EN-Fonds hilft zwar vielleicht mit, eine (im internationalen Vergleich winzig kleine..) erste Hürde zu überspringen ( erstmals mehr als 10 MWp PV-Leistung per Jahr neu installiert?) - aber vielen verärgerten Konsumenten war die Einreichung gestern nicht möglich, da die Server einfach überlastet waren. Wer hat schon Zeit, stundenlang am Computer zu sitzen- FATAL ERROR - System nicht erreichbar.... unzählige Anrufe gingen bei uns ein, weil wir als ein "Sprachrohr" der Szene bekannt sind oder man bei einer Suche im Internet über uns "stolpert". Durch den großen Andrang der Förderansuchen kam es immer wieder zu Spitzen und dadurch zu einer Systemüberlastung des eigens dafür
eingesetzten Hochleistungsservers.

Gegenüber unseren Nachbarstaaten sehen wir wirklich arm aus: Tschechien rechnet heuer mit rund 100 MWp Neuinstallation, Deutschland mit bis zu 2.000 MWp. Die Leidtragenden an der nicht tragbaren Situation in Österreich sind wartende Kunden und viele heimische PV-Unternehmen - sowie viele regionale Anbieter.

"Der Run auf die Fördermillionen ist enorm, bereits um 13:30 Uhr sind 6.063 Anträge elektronisch erfasst worden; damit ist die Nachfrage wesentlich stärker als 2008. Seit heute 10 Uhr gehen kontinuierlich die Anträge ein, phasenweise kam es am Vormittag zu einer Systemüberlastung", so Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

"Photovoltaik ist die erneuerbare Energie mit dem größten Potenzial zur Energiegewinnung. Der heutige Tag beweist, dass die Bereitschaft der österreichischen Bevölkerung hoch ist, in unsere umweltfreundliche Energiezukunft zu investieren", so Ingmar Höbarth.

"Die Bundesregierung ist gefordert, ihr Förderangebot der enormen Nachfrage im Photovoltaik-Bereich anzugleichen", stellt der freiheitliche Energiesprecher NAbg Norbert Hofer fest. "Nachdem das zur Verfügung gestellte Fördervolumen im Vorjahr bereits binnen 17 Minuten ausgeschöpft war, ist nun sogar das System zusammengebrochen, weil der Andrang auf das neu gestartete Programm so enorm war." Das KLI.EN-Förderprogramm für PV-Anlagen sei deshalb sofort aufzustocken und zu verlängern. "Investitionen in Photovoltaik haben einen substantiellen Effekt auf der Habenseite und sind versorgungspolitisch zukunftsorientiert, während der CO2-Zertifikatehandel reinste Geldvernichtung darstellt. Entsprechend hat die Bundesregierung ihre Prioritäten zu setzen. Langfristig ist der langjährigen Forderung nach einem Erneuerbare Energien Gesetz für Österreich nachzukommen."

"Der dramatische Ansturm auf das Förderprogramm für Photovoltaik zeigt einmal mehr, welch enormer Handlungsbedarf im Bereich der sauberen Stromerzeugung aus Sonnenlicht besteht", stellt Hans Kronberger von Photovoltaic Austria (PVA) fest. "Der Druck der Bevölkerung, die ihren Anteil an der sicheren Stromversorgung der Zukunft leisten möchte, ist so stark, dass ihn die Politik nicht länger ignorieren darf. Die Politik ist am Zug, sie kann nicht ewig hinter den Ansprüchen der Bevölkerung hinterher hinken und muss endlich einen klaren Weg zur Sonnenstromentwicklung ebnen, der international herzeigbar ist", kommentiert Hans Kronberger das gigantische Interesse an PV-Anlagen.

Auch beim Bundesverband Photovoltaic Austria liefen die Telefone heiß. Viele Antragsteller waren äußerst erbost, weil sie keine Formulare absenden konnten. Viele Firmen hatten für heute zusätzlich Personal eingestellt, um die Abwicklung für ihre Kunden durchführen zu können. Sie machen die EDV-Probleme für großen Geschäftsentgang verantwortlich.

Der Andrang war noch stärker als erwartet, hieß es aus dem KLI.EN-Büro. Trotz überlasteter Leitungen und Server sind bis 11 Uhr zumindest 1.000 Anträge ordnungsgemäß eingegangen. Bis in den Nachmittag wurde von einer Überlastung des Systems berichtet - dennoch waren um 12:30 Uhr bereits 3.500 Anträge registriert.

14:30 - Aussendung des KLI.EN-Fonds: Bereits 6.063 Anträge sind eingegangen

18:15 - Zweite Aussendung des KLI.EN-Fonds: Mehr als 7.000 Anträge sind bis zum späten Nachmittag eingelangt. Alle Bundesländer-Kontingente sind ausgeschöpft, nur in Wien sind noch rund 500.000 Euro frei.

Das Fördervolumen von 18 Millionen Euro wurde heuer erstmals nach einem Bundesländerschlüssel aufgeteilt. Dieser Schlüssel setzt sich aus der Anzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser und der Bevölkerungsanzahl der einzelnen Bundesländer zusammen.

Am meisten Anträge sind aus der Steiermark und aus Niederösterreich durchgekommen. In den beiden Bundesländern wären alleine innerhalb der ersten 8 Stunden der Förder-Aktion mehr als 50 Mio. Euro benötigt worden.

Dazu noch ein kleiner Blick über Europa hinaus: Das Interstate Renewable Energy Council legte gerade einen aktuellen Bericht zum Thema vor: Die installierte Solarstrom-Kapazität ist in den USA im Vergleich zum Jahr 2007 um 63 Prozent auf 792 Megawatt gewachsen, in Kalifornien nahm die installierte Leistung sogar um 95% zu! Ähnliches wird auch für heuer erwartet. Um diesen Boom in allen US-amerikanischen Staaten fortzusetzen, wird die USA möglicherweise ein EEG nach deutschem Vorbild einführen.
Auch in China ist ein ähnliches Gesetz bereits in Kraft.

Die EU-Kommission hat in Vorjahr einen Vergleich europäischer Fördersysteme für Erneuerbarer Energien gemacht und dabei die Überlegenheit der Einspeisesysteme betont. Als besonders effizient und wirksam hat sich das deutsche EEG erwiesen. Fast 50 Länder weltweit haben diesen in den wesentlichen Elementen übernommen, nur in Österreich tümpelt die Photovoltaik dahin.

Die Forderung kann nur sein: Endlich Schluss mit dem kleinkarierten Denken für die Zukunftsenergie Nummer 1! Ein Einspeisegesetz nach deutschem Vorbild, ohne Deckel, ohne begrenzte Töpfe.

Der Bundesverband "Photovoltaic Austria" hat übrigens eine Sammelstelle für Beschwerden eingerichtet, da die Einreichung aufgrund der Serverprobleme vielfach mehrere Stunden nicht möglich war!



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /