WKÖ-Nachhaltigkeitskontest 2009: Österreich erreicht Silbermedaille hinter Schweden

Top bei erneuerbaren Energien, Recycling und Umweltmanagement - Aufholbedarf bei Energieeffizienz - lange Warteschlange bei Umweltförderungen

Österreich erreicht heuer in puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit den hervorragenden zweiten Platz, muss im Vergleich zu 2007 die Goldmedaille aber Schweden überlassen. Das ergibt der Nachhaltigkeitskontest 2009 der WirtschaftskammerÖsterreich (WKÖ), eine alle zwei Jahre durchgeführte Erhebung, die auf 46 Einzelrankings verschiedener Indikatoren quer durch die Bereiche Abfall, Energie, Wasser, Klima, Luftreinhaltung, Mobilität, biologische Vielfalt und Umweltmanagement basiert. Auf den Plätzen drei und vier des Nachhaltigkeitskontests folgen Dänemark und Deutschland.

Die Silbermedaille verdankt Österreich seinen hervorragenden Platzierungen bei erneuerbaren Energieträgern und Abfallrecycling sowie den Top-Positionen in den Disziplinen Umweltmanagement und Bio-Landwirtschaft. So gibt es in Österreich EU-weit die höchste Zahl von EMAS zertifizierten Organisationen pro Einwohner und den höchsten Flächenanteil an Bio-Landwirtschaft bezogen auf die landwirtschaftliche Gesamtfläche. "Diese Ergebnisse sind ein klarer Beleg für das in Österreich vorhandene große Bewusstsein, Engagement und Know how im Hinblick auf den Schutz der Umwelt", betonte Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung Umwelt- und Energiepolitik der WKÖ, am heutigen Mittwoch in einer Pressekonferenz in Wien.

Erfreulich ist auch, dass sich die Umweltsituation insgesamt verbessert hat. "Am Tabellenende finden sich Rumänien, Polen und Bulgarien, aber auch die Nachzügler haben sich in den vergangenen Jahren sukzessive verbessert und das ist gut so - zum einen aus Sicht des Umweltschutzes, zum anderen auch im Hinblick auf die Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft", sagte Christoph Haller, Nachhaltigkeitskoordinator der WKÖ, der auch betonte, dass die ausgewerteten Daten aus offiziellen Quellen stammen, insbesondere von Eurostat und der europäischen Umweltagentur.

Allerdings gibt es auch Kritikpunkte: Wie schon in den vergangenen Jahren schneidet Österreich bei den sogenannten "Distance to target"-Indikatoren weniger gut ab. Dabei wird nicht der aktuelle Status gemessen, sondern der Abstand zu einem Ziel - etwa zur Erreichung des Kyoto-Ziels.

"Eindeutig verbesserungswürdig ist Österreichs Performance in puncto Energieeffizienz", stellte WKÖ-Umweltexperte Schwarzer fest. "Österreich ist nicht schlechter geworden, aber andere Länder viel besser." Umso bedauerlicher sei es, dass bei den diesbezüglichen Fördermöglichkeiten ein massiver Rückstau zu verzeichnen ist. "Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise ist die Nachfrage der Wirtschaft nach Umweltförderungen ungebrochen. Zwischen Bedarf und Angebot tut sich jedoch eine Schere auf. Die Warteschlange der Antragsteller wird immer länger", kritisierte Schwarzer. Das Volumen der fertig geplanten Umweltprojekte erreicht bereits eine Größenordnung von rund 900 Millionen Euro, bis zur Entscheidung über die Vergabe von Umweltförderungen vergehen im Regelfall zwei Jahre.

Wären diese Projekte schon umgesetzt, wäre die Umwelt- und Energiebilanz Österreichs noch besser. Als Sofortmaßnahme sollten die in anderen Fördersparten nicht ausgeschöpften Budgets zu Gunsten der betrieblichen Umweltförderung umgeschichtet werden, fordert die WKÖ. Langfristig sei eine Aufstockung der Förderbudgets, wie sie auch im Regierungsabkommen zugesagt wurde, unbedingt notwendig. "Eine Beschleunigung der Abwicklung und eine Aufstockung der Mittel nützen nicht nur der Umwelt und der Wirtschaft, für den Staat sind sie ein Nullsummenspiel. Jeder Förder-Euro fließt in Form von Steuern und niedrigeren Sozialausgaben wieder in den Staatssäckel zurück", so Schwarzer abschließend.

Quelle: Wirtschaftskammer Österreich


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /