© Holler/Oekonews
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Österreich ist nicht Güssing? Die Lösungen sind dennoch da!

Eine oekonews-Ansichtssache von Doris Holler-Bruckner

Heute fand im Parlament eine Sondersitzung aufgrund einer dringlichen Anfrage der Grünen zum Thema "Solarwende Jetzt! Grüne Arbeitsplätze durch Ökoenergie" statt. Die Oppositionsparteien waren sich einig, dass es eine Notwendigkeit ist, RASCH zu handeln und eine Energiewende einzuleiten.

Die kleine burgenländische Stadt Güssing hat erkannt, in welche Richtung es gehen muss und ist bereits energieautonom. "Österreich muss Güssing werden!" so war unter anderem zu hören.

Leider scheint es, dass gerade der Wirtschaftsminister die Zusammenhänge im Bereich der Erneuerbaren Energie noch nicht erkannt hat. Er meinte im Parlament, der Bürgermeister von Güssing habe gesagt, es sei gar nicht möglich, dass ganz Österreich Güssing werde. Das ist auch nicht notwendig, Herr Wirtschaftsminister!
Es geht um mehr- fast jede Region, unzählige Gemeinden, sie alle haben die Möglichkeit ihre erneuerbaren und regional vorhandenen Ressourcen zu nutzen, auf vielfältige Art. Regionaler "Energiemix" ist das Zauberwort.

Es gibt viele Beispiele, in welche Richtungen es gehen kann oder soll: die Waldviertler Gemeinde Japons, die Sonnengemeinde Diex, Neukirchen an der Enknach, Werfenweng, Bruck an der Leitha, Neukirchen am Großvenediger, Mäder in Vorarlberg, Kötschach-Mauthen in Kärnten, Großschönau, Wels usw. usw.
Kriterien wie die Lage, Besiedlungsdichte, Wirtschafts- und Infrastruktur, landwirtschaftliche Flächen, Wald , aktuelle Energieversorgung u.a. spielen eine Rolle, welche erneuerbare Energieform man vor Ort nutzen kann. Jede Gemeinde und jede Region hat ihre ganz speziellen Stärken.

Ziel soll und muss es sein, den Energiebedarf durch effiziente Technologien und bewusstes NutzerInnenverhalten zu senken und gleichzeitig den langfristigen Umstieg von fossilen Energien auf erneuerbare zu schaffen. Von diesen Maßnahmen profitieren das Klima, die Wirtschaft und auch die Bewohner Österreichs.

Für Großstädte sei dieses Ziel kaum erreichbar, meinte der Wirtschaftsminister. Auch hier irrt er sich. Es gibt bereits jetzt einige Großstädte, die erkannt haben, dass es möglich ist und eindeutige Stellungnahmen abgegeben haben: Frankfurt am Mai, München , das neue Projekt Masdar City, usw.

Wir haben sie, die Bespiele! Große Bürogebäude (z.B. das Energybase in Wien oder das juwi-Verwaltungsgebäude in Wörrstadt) oder sogar Fabriken ( die Xolar-Solarkollektorfabrik in Eberstalzell, die Kollektorfabrik vom Solartechnikanbieter Wagner & Co in Kirchhain/Cölbe/D, die erste energieautarke Schwermaschinenfabrik Europas von Turbinle-Bauer in Gutach im Schwarzwald) zeigen vor: Es geht! Voraussetzung für die Umsetzung: das Wollen.

‘Ein Umstieg ist außerdem viel zu teuer,’ so der Wirtschaftsminister weiter, speziell die Photovoltaik sei der teuerste Ökostrom. Falsch! Solarstromanlagen erzeugen genau dann am meisten Strom, wenn er notwendig gebraucht wird, um die Mittagszeit bzw. im Hochsommer, dann wenn so manche Wasserkraftwerke einfach weniger Wasser haben. Wir empfehlen, sich die Tarife an der Leipziger Strombörse um die Mittagszeit im Hochsommer anzusehen. Oder: Denken wir an multifunktionale Lösungen im Gebäudebereich: herkömmliche Fassadenteile könnten einfach ersetzt werden (siehe z.B. www.solarfassade.info)


Es geht um nichts weniger als den "weitreichendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit Beginn der industriellen Revolution" wie Hermann Scheer immer wieder ‘predigt’. Seine klare Vision ist, dass Strom und Wärme in Zukunft von vielen kleinen Anlagen vor Ort, in der Nähe des Verbrauchs, erzeugt werden. ‘Weiter so wie bisher ist in Sachen Energieerzeugung ausgeschlossen!’ so Herman Scheer.

Unzählige Euro fließen jedes Jahr ins Ausland, um fossile Energieträger zu kaufen. Was haben wir davon? Wenn wir die Energie vor Ort erzeugen, gibt es unzählige neue Arbeitsplätze in Österreich, der Umstieg auf erneuerbare Energieträger ist auch deshalb eine Notwendigkeit.

Das Erneuerbare Energiezeitalter hat bereits begonnen- auch in Österreich. Bei vielen engagierten Menschen. Menschen wie beispielsweise Wolfgang Löser, Besitzer des energieautarken Bauernhofs, zeigen es vor. Viele sind bereits seinem Beispiel gefolgt. Es geht! Der Wirtschaftsminister kann diese Entwicklung nicht aufhalten. Es sind nicht mehr nur Pioniere, die dies bereits umgesetzt haben.

Dennoch: AUCH DIE POLITIK MUSS HANDELN! JETZT - nicht erst übermorgen, wenn die Preise für fossile Energien so hoch sind, dass wir sie nicht mehr bezahlen können und es zu spät für einen raschen Umstieg ist. Wir empfehlen, sich dazu die jüngsten Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) anzusehen: ‘Die Ölknappheit steht kurz bevor. Viele Nationen verschließen einfach die Augen vor der aktuellen Notlage. Es ist unverantwortlich, einfach so weiter zu machen, wie bisher. Es muss schnellstens gehandelt werden,’ so der Chefökonom der IEA, Dr. Fatih Birol Birol.

In Fuschl erklärte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner diese Woche bei einer Veranstaltung, er gehe davon aus, dass die nächste Erdgas-Versorgungskrise so sicher kommt wie der Winter. Der Vizedirektor der IEA, Richard Jones kritisierte bei der gleichen Veranstaltung, dass der Anteil erneuerbarer Energie weltweit zu langsam steigen würde: Für den Klimaschutz sei eine "Revolution" im Energiebereich nötig.

Warum man dann nicht endlich in Österreich beim Ökostromgesetz langfristige, sinnvolle Lösungen angeht, scheint vollkommen unverständlich. Unserer "Insel der Seligen" droht ein böses Erwachen, denn nach der Wirtschaftskrise kommt die Energiekrise.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /