Indigene Partner aus Amazonien zu Besuch in Österreich

812 Klimabündnis-Gemeinden und alle 9 Bundesländer unterstützen indigene Völker am Rio Negro in Brasilien

Bis 22. Oktober berichten zwei indigene Vertreter aus erster Hand über die erfolgreiche Zusammenarbeit und die Erhaltung eines Regenwald-Gebietes, das größer als Österreich und Slowenien zusammen ist.

Irineu Laureano Rodrigues ist Lehrer und Vorstandsmitglied der Indigenen-Organisation FOIRN. Daniel Benjamim da Silva ist ebenfalls Lehrer und pädagogischer Berater. Sie sprechen im Namen von 35.000 Menschen aus 23 Völkern. ‘Es ist eine einmalige Möglichkeit, sich über die Lebensumstände von indigenen Völkern im direkten Kontakt zu informieren. Wie sich der fortschreitende Klimawandel auf den Regenwald auswirkt und wie sie ihre nachhaltige Lebensweise seit Jahrhunderten leben und uns damit zeigen, dass man Ressourcen auch nutzen kann, ohne die Lebensgrundlagen zu zerstören’, so der Experte für Entwicklungszusammenarbeit vom Klimabündnis, Johann Kandler. Gemeinsam mit seiner Kollegin, Brigitte Drabeck, begleitet er die Vertreter der FOIRN – der Föderation der indigenen Völker des Rio Negro – auf ihrer Europa-Reise. Der Startschuss fiel mit dem Besuch in Wulkaprodersdorf im Burgenland, weiter geht es nach Ungarn, in die Slowakei, nach Tschechien und zurück nach Österreich.

Vom Gletscher ins Boot zum Klima-Konzert

Am 9. Oktober geht es in Tirol hoch hinaus. Hermann Erler (Bürgermeister von Tux) und Franz Hauser (Bürgermeister von Schwendau) führen die beiden indigenen Vertreter der FOIRN in den Natureispalast am Hintertuxer-Gletscher. Österreichs Fieberthermometer in Sachen Klimawandel, die Pasterze, dient am 12. Oktober als Kulisse für eine Pressekonferenz im Gletscherrestaurant Freiwandeck auf der Franz-Josefs-Höhe. Mit dabei sind LHStv. Reinhart Rohr und Diözesanbischof Alois Schwarz. Gleich im Anschluss steht eine symbolische Bootsfahrt unter dem Motto ‘Wir sitzen alle in einem Boot’ auf der Gail gemeinsam mit den Gailtaler Bürgermeistern Walter Hartlieb (Kötschach-Mauthen), Vinzenz Rauscher (Hermagor), Dieter Mörtl (Feistritz an der Gail), Hermann Jantschgi (Kirchbach), Johann Müller (Nötsch) und Erich Kessler (Arnoldstein) am Programm. Das Klimabündnis Salzburg präsentiert energieautarkie Betriebe und feiert am 14. Oktober gemeinsam mit den Indigenen den Beitritt der Gemeinde Bergheim zum Klimabündnis. Abends geht es weiter in den Weltladen nach Vorchdorf in Oberösterreich, wo über die Bedeutung von fair gehandelten Produkten für indigene Völker gesprochen wird. Volles Programm gibt es auch am 16. Oktober vor dem Parlament in Wien. 80 Tage vor Kopenhagen werden beim ‘Cool Planet’-Konzert neben ca. 2.500 SchülerInnen und Jugendlichen auch die indigenen Vertreter ihre Botschaft an die PolitikerInnen richten. Gemeinsam wird ein Petitionsantrag mit vier Forderungen für die Klimakonferenz in Kopenhagen an das Parlament übergeben.



Vom Sonnenhof ins Solarcamp zum Climate Star

Im Zeichen der Erneuerbaren Energien steht der 19. Oktober in Niederösterreich. Bei Schule und Kindergarten in Viehdorf wird eine Hackschnitzelheizung besichtigt, in Ardagger eine Photovoltaikanlage. Genächtigt wird im Sonnenhof in Viehdorf. Beim So:fair-Seminar-Seminar am 20. Oktober in Gerersdorf bei St. Pölten beleuchten die beiden Lehrer aus dem Amazonas die Bedeutung von fair gehandelten Produkten aus ihrer Sicht. Abenteuerlich geht es am 21. Oktober in Deutschlandsberg in der Steiermark weiter. In der Hauptschule Deutschlandsberg wird gemeinsam mit SchülerInnen aus der Slowakei ein Solarcamp aufgeschlagen. Diskutiert und gefeiert wird zum Abschluss der Delegationsreise am 22. Oktober in Niederösterreich. Im Stift Melk gibt es im Rahmen der Klimabündnis-Jahreskonferenz einen Workshop zum Thema ‘Handelsware Regenwald – neue Form der Kolonialisierung’ und im Anschluss die Verleihung des Climate Stars. Prämiert werden die europaweit besten Klimaschutz-Projekte von Gemeinden, Städten und kommunalen Zusammenschlüssen.



Die Erfolgspartnerschaft des Klimabündnis

Die Partnerschaft der FOIRN mit dem Klimabündnis Österreich ist europaweit einzigartig. Seit 1993 wird mit Unterstützung aller 9 Bundesländer und mittlerweile 812 Städten und Gemeinden eine nachhaltige Entwicklung gefördert, die die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung und damit auch den Bestand des Regenwaldes dauerhaft sichert. Und das mit großem Erfolg: Die Völker am Alto Rio Negro erhielten nach über 500 Jahren ihre Landrechte und seit 2008 stellen sie mit Pedro Garcia den ersten indigenen Bürgermeister. In 81 Dörfern wurden interkulturelle, mehrsprachige Schulen eingeführt. Außerdem wurde ein von indigenen Frauen geführtes, regionales Zentrum für indigenes Kunsthandwerk aufgebaut.

GastautorIn: Hannes Höller für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /