ÖAMTC-Test zeigt: Die Zeit ist reif für das Elektro-Fahrrad

KTM eCross top, aber nicht ganz billig, Merida City 7 Electric mit bestem Preis-Leistungsverhältnis, Elite Bernstein mit gefährlicher Schwäche

Wien - Elektro-Fahrräder liegen im Trend. Umweltfreundlich und preislich erschwinglich unterstützen sie die Radler, sobald diese in die Pedale treten. "Die Erfahrungswerte der Konsumenten bei E-Fahrrädern sind noch nicht sehr groß", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Der Club hat deshalb acht gängige Modelle einem Praxistest unterzogen - und das nicht nur im ebenen Gelände.

Fazit: Das teuerste Bike KTM eCross schnitt am besten ab, war allerdings auch das einzige Mountainbike im Test. "Ein sehr durchdachtes, sportliches Bike mit zukunftsweisenden Elementen", beschreibt Kerbl. Auch bei den Testrädern Merida und Giant zeigt sich die jahrelange Erfahrung im Fahrradbau, die Details sind stimmig und gut zusammengespielt. Anders bei Elite, Gepida und Hercules. "Hier gibt es noch Aufholbedarf, besonders bei der Verarbeitung. Beim Schlusslicht Elite Bernstein zeigte sich sogar eine gefährliche Schwäche", sagt der ÖAMTC-Techniker. Alles in allem waren die Tester aber positiv überrascht, wie hoch der technische Standard bei Elektro-Fahrrädern bereits ist.

Die acht getesteten E-Fahrräder und das Urteil der ÖAMTC-Tester

KTM eCross: Es ist von allen Probanden das technisch am weitesten entwickelte E-Fahrrad. "Qualität hat aber ihren Preis", sagt Kerbl. Es überzeugt durch die hervorstechende Qualität seiner Verarbeitung, den starken Motor mit vierstufig zuschaltbarer Energieunterstützung und die hydraulischen Scheibenbremsen. Als einziges der getesteten Bikes gewinnt es beim Bremsen und Bergabfahren Energie zurück. Das KTM eCross ist - wie der Name schon sagt - als reines Sportgerät
konzipiert und bietet eine Menge Fahrspaß. Lediglich der Sattel könnte bequemer sein. Mittlerweile sind von KTM auch straßenverkehrstaugliche E-Fahrräder erhältlich, die zum Beispiel über die gesetzlich vorgeschriebene Beleuchtung verfügen. Gewicht: 25 kg, Preis: 2.199 Euro.

Merida City 7 Electric: "Von allen getesteten E-Fahrrädern bietet dieses Modell das beste Preis-Leistungsverhältnis", sagt der ÖAMTC-Techniker. Es verfügt über eine Siebengang-Nabenschaltung, ist relativ leicht und kann per Gasgriff (auch ohne in die Pedale zu treten) beschleunigt werden. Freude bei den Testern löste auch die von einem Dynamo mit Energie versorgte Lichtanlage aus. Das Ladegerät ist klein und handlich und kann problemlos mitgenommen werden. Einen Nachteil hat aber auch dieses Rad: Es ist ohne Motorunterstützung schwer zu treten. Gewicht: 25 kg, Preis: 1.299 Euro.

Giant Twist Comfort CS Lite: Dieses Bike bietet eine bequeme Sitzposition, einen ordentlichen Gepäckträger samt serienmäßiger Satteltasche und einen kräftigen Vorderradmotor. Es eignet sich besonders für den Stadtgebrauch. Besonderes Plus: das handliche Ladegerät, das man überall problemlos mitnehmen kann. Wermutstropfen ist der fehlende Bremssensor, wodurch der Motor beim Bremsen
weiterdreht. Gewicht: 29 kg, Preis: 1.699,99 Euro.

ANWB Adventure Lithium: Unangenehm fiel auf, dass sich der Motor bei 25 km/h einfach abstellte, kurz darauf wieder einschaltete und so versuchte, die gesetzlich erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 25km/h zu halten. Nachteilig ist auch, dass die Lichtanlage mit Batterie betrieben wird. Dafür punktet das Fahrzeug mit dem integrierten Fahrradschloss und der gut gewählten Position des Akkus (unterhalb
der Sattelstütze). Gewicht: 27 kg, Preis: 1.899 Euro.

Bechle I-vela: Positiv fällt auf, dass das Auf- und Absteigen leicht fällt. Auch der (im Vorderrad untergebrachte) durchzugsfreudige Nabenmotor, die Anfahrhilfe sowie die
grifffreudigen Bremsen gefielen den Testern. "Im Alltagsgebrauch ist es aber sicher lästig, dass der Akku nur nach Abmontieren von Sattel und Sattelstütze mitgenommen werden kann. Und das Rad lässt sich ohne Motorunterstützung schwer treten", bemängelt der ÖAMTC-Techniker. Gewicht: 29 kg, Preis: 1.915 Euro.

Gepida Reptila 1000: An diesem E-Bike stach den Testern einiges negativ ins Auge: Felge und Pedale sind schlecht verarbeitet, der Motor ist schwach, das Ladegerät weist kein europäisches Prüfzeichen auf. "Die Liste an Verbesserungsvorschlägen ist lang", sagt der ÖAMTC-Testleiter. Die Basis (Rahmen, Fahrverhalten, Achtgang-Nabenschaltung) ist aber solide und alltagstauglich, ein Lithium-Ionen-Akku ist mit an Bord. Gewicht: 28 kg, Preis: keine Angabe.

Hercules Idos 7: Positiv fällt der kräftige Motor sowie der stabile Rahmen auf. Aber das kann den schlechten Eindruck, der durch die schlampigen Details entsteht, nicht wettmachen: Die Bremsleitungen sind teilweise mit Kabelbindern montiert, Steckverbindungen teilweise unsauber abgedichtet. "Bei einem Rad dieser Preisklasse darf man sich als Kunde Besseres erwarten", sagt der ÖAMTC-Techniker. Außerdem wird bemängelt, dass der Motor relativ laut ist. Und wenn man ihn abstellt, tritt ein großer Tretwiderstand auf. Gewicht: 28 kg, Preis: 1.599 Euro.

Elite Bernstein, das Schlusslicht im ÖAMTC-Test: In der Theorie lässt sich das Rad per Gasgriff bequem (auch gänzlich ohne Tretunterstützung) beschleunigen. "Im Praxistest hat das Bernstein allerdings unaufgefordert beschleunigt und konnte erst durch das Unterbrechen der Stromversorgung ausgeschaltet werden. Das ist
eindeutig gefährlich", beschreibt Kerbl die größte Schwäche des Probanden. Weiters zu bemängeln ist die schwache Bremsleistung. Der Akku kann nur nach einer Sattel-Demontage abgenommen werden. Positiv fällt auf, dass der Tretwiderstand sehr gering ist. Gewicht: 30 kg, Preis: 1.395 Euro.

Definition "was ist ein E-Fahrrad" und was sind die rechtlichen Bestimmungen

In Österreich gilt: Das E-Fahrrad vulgo E-Bike oder Pedelec (Abkürzung für Pedal-Electric-Vehicle) ist ein Fahrrad mit Tretunterstützung. Ein auf Vorder- oder Hinterrad platzierter Elektromotor schaltet sich automatisch ein, wenn man die Pedale tritt. Bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h schaltet sich dieser Motor automatisch ab. So sieht es die Rechtslage für E-Bikes vor. Ebenso darf die Leistung 600 Watt nicht übersteigen.

Ein solcherart definiertes E-Fahrrad muss auf Radfahranlagen benützt werden, außer es ist mehrspurig bis 80 cm Breite oder zieht einen Anhänger. Dann darf man damit wahlweise auch auf der Fahrbahn fahren. Wo kein Radweg ist, muss sowieso die Fahrbahn benützt werden. Fahren auf dem Gehsteig ist - wie mit einem herkömmlichen Fahrrad auch - verboten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /