Dezentrale Konzepte mit erneuerbaren Energien sind gefragt

Immer mehr Regionen nehmen Energieversorgung selbst in die Hand - 180 Fachleute diskutieren bei juwi dezentrale Energiekonzepte

Wörrstadt - Prominenter Gastredner der Tagung ‘Regionale Energieversorgung gestalten’, die von Genoportal, dem Gründungs- und Kompetenzzentrum des Genossenschaftsverbandes, und der juwi-Gruppe in Wörrstadt veranstaltet wurde, war der frühere Bundesumweltminister und Ex-UN-Untergeneralsekretär Prof. Klaus Töpfer.
In immer mehr Regionen nehmen die Menschen die Energieversorgung selbst in die Hand. Sie schließen sich in Genossenschaften zusammen und betreiben gemeinsam regionale Solar-, Wind- oder Bioenergieanlagen. Sie wollen sich unabhängig machen von teuren Rohstoffimporten und von Großkonzernen - und sie wollen saubere Energie. Ein dezentrales Konzept, in dem viele Experten die Energieversorgung der Zukunft sehen.

‘Wir müssen mit Solardächern, Windrädern, Biomasse und Geothermie vor allem die dezentrale Energieversorgung ausbauen. So können wir das Klima schützen und gleichzeitig die Wirtschaft vor Ort ankurbeln’, sagte Töpfer vor rund 180 Tagungsteilnehmern aus Kommunen, Finanzinstituten und Gemeindewerken. Die Fachleute haben sich in Wörrstadt über genossenschaftliche Möglichkeiten einer regionalen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Ressourcen sowie über Wege kommunaler und bürgerlicher Zusammenarbeit informiert. Zu den Teilnehmern gehörten auch die drei diesjährigen Preisträger des GenoPortal Awards Energie, die für ihr Engagement regionaler Energieversorgung ausgezeichnet wurden: Die Energiegenossenschaft Odenwald eG, schleswig-holsteinische Kompetenzzentren Windenergie eG sowie das Institut für Brennholztechnik in Bad Wildungen.

Mit der Tagung startet eine strategische Kooperation, mit der eine genossenschaftlich getragene regionale Energiewirtschaft auf Basis erneuerbarer Ressourcen forciert werden soll. ‘Die Genossenschaften erleben derzeit eine Renaissance. Allein in unserem Verband wurden in den vergangenen Monaten 14 Energieversorgungsgenossenschaften gegründet, in denen sich Menschen zusammengeschlossen haben, um gemeinsam unternehmerisch tätig zu werden und die Energieversorgung selbst zu organisieren’, sagte Martin Bonow, Vorstand des Genossenschaftsverbandes. Dabei handelt es sich beispielsweise um ‘Bioenergiedörfer’, in denen die Nahwärmeversorgung genossenschaftlich organisiert ist oder um Genossenschaften, die Photovoltaik-Anlagen betreiben. Genossenschaften sind Zusammenschlüsse natürlicher und juristischer Personen mit dem definierten Förderziel, sich gemeinsam unternehmerisch zu betätigen.

Prof. Wolfgang George, Wissenschaftlicher Leiter Genoportal: ‘In einem genossenschaftlichen System sind die Mitglieder gleichzeitig auch Kunden und übernehmen die Verantwortung für die Energieversorgung. Die Einbindung der Menschen vor Ort ist ungemein breit; das schafft ein hohes Maß an Akzeptanz, Identität und Engagement.’

Regionale Energiewirtschaft ist aber auch ein Wegbereiter einer 100-prozentigen Versorgung mit erneuerbaren Energien. ‘Stadt- und Gemeindewerke, die Regionalversorger und die Bürger werden zu regenerativen Energieerzeugern und -versorgern und können so dazu beitragen, dass die Region ihren Energiebedarf zu 100 Prozent aus heimischen und sau-beren Ressourcen deckt und möglichst noch zusätzlich Energie exportiert’, betonte Prof. Karl Keilen, stellvertretender Abteilungsleiter Energie und Klimaschutz im rheinland-pfälzischen Umweltministerium.

Und diesen Weg der 100 Prozent, der über Investitionen sowie Gewerbesteuer- und Pachteinnahmen auch die regionale Wertschöpfung steigert und viele neue Arbeitsplätze schafft, wollen immer mehr Gebietskörperschaften gehen. ‘Während die Politik auf Bundesebene über Laufzeiten von Atomkraftwerken und über 30-Prozent-Ziele für erneuerbare Energien debattiert, steigt die Zahl der Kommunen und Regionen zusehends, die sich zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen wollen. In dieser Bewegung von unten können Genossenschaften eine tragende Rolle spielen; sie müssen wir unterstützen’, erklärte juwi-Vorstand Fred Jung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /