© Passivhausinstitut
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Aktionsplan für energieeffizienten Wohnbau in der ECE-Region

StR Ludwig: "Ehrgeizige Ziel zum Klimaschutz im Wohnbau können nur gemeinsam umgesetzt werden

Die UNECE-United Nations Economic Commission für Europe veranstaltet gemeinsam mit der Stadt Wien sowie der europäischen Dachorganisation gemeinnütziger Wohnbauvereinigungen CECODHAS (European Liaison Committee for Sizial Housing) ein internationales Forum zu Fragen der Energieeffizienz im Wohnbau. In der UNECE-Region, die 56 Länder in Europa, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) sowie Nordamerika umfasst, sind Gebäude für mehr als ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauchs verantwortlich. Der Großteil dieses Energieverbrauchs ist auf Wohngebäude zurückzuführen. Es ist zu erwarten, dass aufgrund demographischer, wirtschaftlicher und kultureller Veränderungen der Energieverbrauch der Wohnbauten in den kommenden Jahren sogar noch zunehmen wird. Damit ist auch ein weiterer Anstieg der Treibhausgasemissionen verbunden. Jedoch birgt gerade der Wohnbau ein enormes Potential für Energieeinsparungen. Das internationale Forum in Wien, das vom 23. bis 25. November 2009 unter der Teilnahme von rund 300 ExpertInnen stattfindet, steht unter dem Motto "Auf dem Weg zu einem Aktionsplan für energieeffizienten Wohnbau in der UNECE-Region". Dabei stehen institutionelle, rechtliche, politische, technologische, bewusstseinsbildende und finanzielle Strategien und Maßnahmen im Focus.

Das internationale Forum knüpft an eine Konferenz im April 2009 in Sofia an. In deren Rahmen wurden Herausforderungen und Chancen im Bereich des energieeffizienten Wohnbaus diskutiert, Fallbeispiele und Pilotprojekte aus den verschiedenen Regionen vorgestellt und erste Handlungsempfehlungen an das "UNECE Committee on Housing and Land Management" gerichtet. Die Ergebnisse des Forums in Wien sowie die präsentierten Lösungsmodelle werden nun in die Entwicklung eines UNECE-Aktionsplans für energieeffizienten Wohnbau einfließen.

"Mit der Teilnahme von UNECE-Generalsekretär Ján Kubis und CECODHAS-Präsidenten David Orr wird die Bedeutung deutlich, die dieser Tagung unter dem Vorsitz von Dr. Wolfgang Förster, dem Leiter des Referats für Wohnbauforschung der MA 50 und Vorsitzenden des Wohnbaukomitees der UNECE, beigemessen wird", erklärte Vizebürgermeister Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig. Dass Nationen Ost- und Südosteuropas, mit denen Wien einen intensiven Know-How-Austausch betreibt, aber auch zahlreiche andere europäische und außereuropäische Staaten bei diesem Forum stark vertreten seien, beweise, dass diese sich ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt und den nachfolgenden Generationen sehr wohl bewusst seien und es den politischen Willen zur Veränderung gebe. Ebenso wie die Einsicht, dass ehrgeizige Ziele im Klimaschutz nur gemeinsam zu bewältigen seien, so Ludwig überzeugt. Er betonte, dass die Stadt ihre Erfahrungen im Wohnbau gerne international zur Verfügung stelle - zuletzt etwa beim kürzlich beschlossenen serbischen Sozialwohnungsgesetz. Erkenntnisse Wiens flossen direkt über die UNECE ein. "Das ist umso bemerkenswerter, als gerade die Länder Ost- und Südosteuropas bisher ausschließlich auf den privaten Markt zur Lösung ihrer Wohnungsprobleme setzten", merkte Ludwig an.

Notwendigkeit von verpflichtenden Standards im energieeffizienten Wohnbau

UNECE-Generalsekretär Ján Kubis würdigte die Vorreiterrolle Wiens im geförderten Wohnbau, der sozialen Wohnbaupolitik und bei der thermisch-energetischen Sanierung: "Von den drei Bereichen - Transport, Industrie und Gebäude - welche die meiste Energie verbrauchen, ist das Einsparungspotenzial bei Gebäuden aus wirtschaftlicher und technologischer Sicht am größten." Verpflichtende Energieeffizienz-Standards einzuführen sei erforderlich, so Kubis: "Die Erfahrung zeigt, dass verpflichtende Standards weitaus zielführender sind als jene, die auf Freiwilligkeit beruhen. Der Übergang zu den verpflichtenden Standards muss finanziert werden. Wir brauchen ein transparentes System von Förderungen, Beihilfen und Darlehen, das auf alle Interessensgruppen, also Eigentümer, Planer, Bauherren und MieterInnen abgestimmt ist, wenn wir ein Umdenken in Richtung eines klima- und umweltbewussten Bauens beschleunigen wollen. Darüber hinaus müssen wir die Voraussetzungen schaffen, damit der Know-how-Transfer, wie er zwischen Europa und Nordamerika bereits bestens funktioniert, auch den weniger entwickelten Ländern der ECE-Region, etwa jenen im Kaukasus und Zentralasien, zugänglich gemacht wird."

Michael Finneran, T.D., Minister für Wohnungswesen und lokale Dienstleistungen der Republik Irland, begrüßte ausdrücklich die Themen und die gesteckten Ziele des Aktionsplanes unter Berücksichtigung der Diversität der UNECE-Region, die eine wesentliche Grundlage für den Plan darstellt. Er betonte, dass sich viele der bereits in Irland gesetzten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im Wohnbau in den Themen und Zielen des Aktionsplanes wieder finden würden. Finneran verwies auf die große Herausforderung der Tagung in Wien und die Notwendigkeit das Hauptthema umfassend zu betrachten und zu diskutieren.

David Orr, Präsident von CECODHAS, verwies darauf, dass derüberwiegende Teil der 25 Millionen Wohnungen, die von zirka 22.000öffentlichen Unternehmen im Sozialwohnungssektor verwaltet werden, die allesamt Mitglieder der CECODHAS sind, nur unzureichende Energieeffizienz-Standards aufweisen. Er verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass 2009 das Jahr sein wird, in dem es gelingt, den Grundstein für einheitliche Energieeffizienz-Standards im Wohnbau in der gesamten UNECE-Region zu legen.

Zwtl.: Die thermisch-energetische Sanierung von Wohnungen in Wien spart 137.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein.

Im Bereich der thermisch-energetischen Wohnhaussanierung THEWOSAN hat Wien bereits Förderungen für rund 80.000 Wohnungen (zirka 5,3 Millionen m2 Nutzfläche) seit dem Jahr 2000 bewilligt. Durch diese Sanierungen wird der Heizwärmeverbrauch durchschnittlich um 50 bis 60 Prozent verringert - damit sinken die Heizkosten der Haushalte ebenso auf die Hälfte. Auch im Hinblick auf den Klimaschutzüberzeuge diese Bilanz. Ludwig: "Die Reduktion des Heizwärmebedarfes beträgt 380 GWh pro Jahr. Somit können rund 137.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden, was dem durchschnittlichen Jahresausstoß von 70.000 PKW entspricht." Neben den Erfolgen in der Energiebilanz bei Wohnbauten müssten aber auch gleichzeitig soziale Ziele verfolgt werden, so Ludwig weiter: "Wiens Wohnbau und Wohnhaussanierung haben deswegen einen international so hervorragenden Ruf, weil sie planerische und ökologische Qualität mit sozialer Nachhaltigkeit verbinden." Wolfgang Förster, Leiter des Referats für Wohnbauforschung und internationale Beziehungen der MA 50 (Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten) und Vorsitzender des UNECE Wohnbaukomitees ergänzte: "Wohnbauten müssen den heutigen und zukünftigen Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden und für alle Einkommensschichten leistbar bleiben. Die Vermeidung von 'Energiearmut' - also dass sich einkommensschwache Haushalte die Heizkosten nicht mehr leisten können - ist zugleich eine soziale und ökologische Notwendigkeit."


Ein Fünftel der gefördert errichteten Wohnbauten Wiens wird bereits in Passivhaustechnologie ausgeführt

"Alle in Wien gefördert errichteten Neubauten erreichen Niedrigenergiestandard, größtenteils verbesserten Niedrigenergiestandard, der bereits passivhausähnliche Qualitäten aufweist. Das Passivhaus - also Wohnbauten, die weniger als 15 KWh/m2 pro Jahr an Heizenergie verbrauchen - macht bereits etwa ein Fünftel der gesamten Wohnbauproduktion aus. Aktuell befinden sich 19 Passivhaus-Projekte mit über 2.000 Wohneinheiten in Bau oder Planung", führte Ludwig aus. Zusätzliche Energie würde in verstärktem Ausmaß aus erneuerbaren Energiequellen wie Solarpanelen, Windenergie, Photovoltaik oder Erdwärme gewonnen. In Zukunft soll auch Geothermie verstärkt eingesetzt werden. Selbst Fernwärme, die einen Großteil der benötigten Energie für Heizung und Warmwasser liefert, ist, was den CO2-Ausstoß betrifft, mit erneuerbarer Energie durchaus vergleichbar. "Wir betrachten zunehmend die Gesamtenergiebilanz von Wohnbauten. Beim Klimaschutz im Wohnbau geht es um umfassende neue Strategien einschließlich innovativer Mobilitätskonzepte, die umweltfreundlichen Verkehr - Fuß- und Radverkehr und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel - in der Stadt fördern. Erfreulicherweise werden solche Konzepte in zunehmendem Maße von den Bauträgern beim geförderten Wohnbau in Wien angeboten und realisiert", so Förster.

"Durch Wohnbauförderungsmittel von jährlich rund 600 Millionen Euro erreichen wir, dass Wohnen in der Stadt leistbar bleibt. Mit dieser hohen Summe an Investitionen in maßgeschneiderte Wohnlösungen für vielfältigste Ansprüche ist die Stadt Wien international Spitzenreiter", so Wohnbaustadtrat Ludwig.

Quelle: PID-Rathauskorrespondenz


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /