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Verantwortung für vergangene und künftige Schäden übernehmen

Caritas, Greenpeace, Klimaforscherin Kromp-Kolb und "Klima fair bessern!" fordern kurz vor Klimagipfel in Kopenhagen ein "Nothilfepaket für ein faires Klima"

Mehr Hunger, mehr Katastrophen, ausgedehntere Wüsten, Millionen von Klimaflüchtlingen oder sogar das Sterben eines Großteils der Weltbevölkerung: Die Folgen des Klimawandels bedrohen die gesamte Zivilisation und die Welt sieht zu. Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sind aber keine Fragen mangelnden Könnens sondern mangelnden Wollens, sind Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit, Caritas-Präsident Franz Küberl, Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Universität für Bodenkultur Wien) und "Klima fair bessern!"- Koordinatorin Josefa Molitor-Ruckenbauer überzeugt. Gemeinsam stellten sie deshalb sieben Tage vor dem Klimagipfel in Kopenhagen ein "Nothilfepaket für ein faires Klima" vor.

In dieses Paket packen die vier in einem gemeinsamen Pressegespräch am Montag, den 30. November deshalb "rasches Handeln" und "individuelles Engagement" ebenso wie den "Ausgleich für verursachte Schäden", die "Unterstützung der ärmsten Länder", eine "drastische Reduktion der Treibhausgase" und das "Ernstnehmen der 2 Grad-Grenze". Dahinter steht die Überzeugung, dass alle mithelfen müssen, um das Schlimmste zu verhindern: die internationale Staatengemeinschaft, die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft ebenso wie jede und jeder einzelne.

"Die Zeit zum Gegensteuern wird knapp. Wir müssen jetzt handeln. Dann können wir die krassesten Folgen vielleicht noch verhindern", betont Kromp Kolb. Niemand müsse auf Politik, Freunde oder Verwandte warten, jeder könne sofort beginnen, fordert die renommierte Wissenschaftlerin den Beitrag jeder und jedes einzelnen ein: "Weniger Auto fahren, regionale Produkte kaufen, Raumtemperaturen absenken, energiebewusst Bauen, stromsparende Elektrogeräte verwenden - was sich auf den ersten Blick nach Kleinigkeiten anhört, ist in Summe beträchtlich. Führt man beispielsweise flächendeckend in der EU Energiesparlampen ein, kann man elf Großkraftwerke vom Netz nehmen", so Kromp-Kolb.

"Ausbaden müssen den Klimawandel vor allem die, die ihn am wenigsten verursacht haben - die Menschen in den ärmsten Ländern. Schon jetzt hungert weltweit eine Milliarde Menschen. Langfristig sind durch den Klimawandel weitere 600 Millionen Menschen von Hunger bedroht", ist Küberl alarmiert: "Österreich soll sich in Kopenhagen dafür stark machen, dass die EU den Entwicklungsländern den Betrag von 35 Milliarden Euro sowie ihr Knowhow für Klimamaßnahmen zur Verfügung stellt. Zudem müssen sich die Länder auf eine Finanzierungsabwicklung verständigen." Mit dem Geld würde die EU zeigen, dass sie die Verantwortung für vergangene und künftige Klimaschäden übernehme. Weiters fordert Küberl von Österreich die versprochene Erhöhung der Entwicklungshilfe und im Katastrophenfonds eine Zweckwidmung für Prävention von einer Million Euro (von fünf): "Katastrophenvorsorge ist das Gebot der Stunde. Die Caritas-Schutzbauten in Bangladesch haben beim Zyklon Sidr 2007 tausende Menschenleben gerettet", so Küberl.

"Es ist zynisch mit jemandem, der gerade untergeht, darüber zu verhandeln, ob man ihm einen Rettungsring zuwirft", sagt der Geschäftsführer von Greenpeace, Alexander Egit. "Unabhängig vom Ergebnis in Kopenhagen muss Österreich endlich beginnen, vom Klima-Schlusslicht der EU zum Vorreiter zu werden. Dafür braucht es ein mit allen Kompetenzen ausgestattetes Klimaschutzministerium, ein Klimaschutzgesetz und ein Bündel an Maßnahmen. Diese reichen von einer CO2-Steuer und einer thermischen Sanierungsoffensive bis hin zu einem neuen Ökostromgesetz. Statt eine Milliarde Euro Strafzahlungen für die Nicht-Erreichung der Kyoto-Ziele ans Ausland zu zahlen, müsste dieser Betrag in Klimaschutzinvestitionen in Österreich eingesetzt werden", fordert Egit einen Regierungsbeschluss noch vor Kopenhagen: "Nur dann kann Österreich erhobenen Hauptes in Kopenhagen auftreten. Sonst wäre es besser sich aufrichtig zu genieren."

Als Teil einer internationalen Kampagne haben sich in Österreich, koordiniert von der Koordinierungsstelle der katholischen Bischofskonferenz, die Caritas, Dreikönigsaktion, Welthaus und Jugend-Eine-Welt und andere katholische Hilfsorganisationen zu "Klima fair bessern!" zusammengeschlossen (Infos unter: www.klimafairbessern.koo.at). Bausteine sind eine Postkartenaktion, adressiert an Umweltminister Berlakovich, und eine Selbstverpflichtungserklärung mit Maßnahmen zur Klimaschonung. "Über 20.000 Menschen in ganz Österreich haben mit ihrer Unterschrift bekräftigt: Wir wollen nicht länger auf Kosten anderer leben und fordern den Umweltminister daher auf, sich für ein gerechtes, nachhaltiges Klimaabkommen in Kopenhagen einzusetzen", betont "Klima fair bessern!"- Koordinatorin Molitor-Ruckenbauer.

Rückfragehinweis:

Silke Ruprechtsberger, Caritas Österreich Tel: 01/488 31 - 417 bzw. 0664/82 66 909 Melanie Beran, Greenpeace Österreich Tel: 01/ 545 45 80-39 Julia Kerschbaumsteiner, "Klima fair bessern!" /Koordinierungsstelle der Österr. Bischofskonferenz Tel: 01/317 03 21-74 bzw. 0676/756 59 55


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /