Wasserstoffmobilität kaum Chancen?

Eine Ansichtssache von Dr. Fritz Binder-Krieglstein

Sehr geehrte EnergieinteressentInnen,
dem Handelsblatt gegenüber erklärte Entwicklungs-Vorstand von BMW Dieter Zetsche das vorläufige Ende entsprechender Konzernaktivitäten (www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/autohersteller-bmw-verliert-glauben-an-den-wasserstoffantrieb;2495118 ).

Um die enormen Kosten wenigstens teilweise an den Mann zu bringen wurden an den BMW-Luxuslimousinen Versuche einer Wasserstoffmobilität unternommen. Sogar eine H2-Tankstelle in München war für Kunden errichtet worden. Auch in Graz steht eine Wasserstofftankstelle, die unter anderem mit Unterstützung der OMV gebaut worden war. Im Praxistest soll zum Beispiel rund die Hälfte des Wasserstoffs (H2) direkt beim Tanken entweichen. Oder anders rum: die selbe Menge, die im Tank landet, geht am Tankstutzen verloren.

Von allen Widrigkeiten unbeeindruckt baut Daimler weiter eine Kleinserie der B-Klasse mit der Energieressource Wasserstoff.

Prinzipiell sind zwei Formen von Wasserstoffmobilität zu unterscheiden: das Verbrennen von H2 in einem herkömmlichen Motor oder das Verstromen von H2 mittels Brennstoffzelle, wobei das Fahrzeug dann durch einen Elektromotor angetrieben wird.

Im zweiteren Fall ist die H2-Mobilität technologisch gesehen eine Spielart der E-Mobilität. Ein Autokonzern kann also angesichts der teuren Neuentwicklungen ins E-Auto-Zeitalter hinein Synergieeffekte erzielen, was von einigen Herstellern kommerziell als die sinnvollere Strategie erachtet wird. VW etwa hat sogar beide H2-Varianten verworfen und konzentriert sich ganz auf Elektroantrieb mit Akku-Speicher und Hybridvarianten (z.B. VW ‘UP!’ und Porsche ‘Cayenne’).

Wenn man also laute und ungetrübte Lobeshymnen auf die angeblich sehr bald kommende Wasserstoffmobilität vernimmt, ist begründete Vorsicht geboten. Denn Wasserstoff im herkömmlichen Verbrennungsmotor scheint derzeit chancenlos zu sein. Handelt es sich um Wasserstoff+Brennstoffzelle, ist es jedenfalls eine Spielart des E-Autos, deren Akzeptanz insbesondere wegen diverser (Umwandlungs-)Verluste technisch wie auch ökonomisch und ökologisch erst unter Beweis gestellt werden muss – ein nach wie vor sehr schwieriges Unterfangen.

GastautorIn: Dr. Fritz Binder-Krieglstein für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /