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Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden

Das Kostenparadoxon der Baulandentwicklung

In einer neuen Publikation des deutschen Umweltbundesamtes "Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden - Das Kostenparadoxon der Baulandentwicklung" wird untersucht, warum noch immer ineffiziente Siedlungsstrukturen geschaffen werden, obwohl alle beteiligten Akteure kostenbewusst handeln wollen. Außerdem wird geprüft, warum immer wieder Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen werden, deren stadtregionale Lage und geringe Nutzungsdichte hohe Kosten erzeugen. Die wesentliche Erklärung ist darin zu suchen, dass sich Standortentscheidungen aus einer Summe von Einzelentscheidungen verschiedener Akteure zusammensetzen. Eine durchgeführte Akteurs- und Motivanalyse zeigt, dass je nach Akteur sehr unterschiedliche Kosten im Blickfeld stehen. Dabei werden aus regionaler Sicht bestehende Kostenvorteile zentralerer, im Innenbereich gelegener und dichter genutzter Standorte kaum wahrgenommen.

In der Veröffentlichung wird das Muster der gegegenwärtigen Kostenintransparenz sowie Mechanismen aufgezeigt, die dazu führen, dass Kostenvorteile zentral gelegener, verdichteter Standorte gegenüber dezentralen Lagen geringer Dichte in vielen Entscheidungen der Akteure nicht deutlich werden, obgleich sie auf regionaler Ebene klar erkennbar sind. Nicht selten wird die Rangfolge der Standortkosten aus regionaler Sichtweise in den Entscheidungskalkülen der Akteure umgedreht. Zudem schwächen weitere Mechanismen die Wettbewerbsposition von Innenbereichsflächen gegenüber Neubauflächen auf der ‘grünen Wiese’ und verschärfen dadurch diesen Effekt.

Das deutsche Umweltbundesamt zeigt Beispiele für die Abminderung der Kostenintransparenz auf:

* Wohn- und Mobilitätskosten - oft werden geringere Wohnkosten durch höhere Mobilitätskosten kompensiert
* Auswirkung zukünftiger Standort-Ratings der Kreditinstitute auf die Siedlungsentwicklung - übergeordnete Zielsetzungen wie ‘Flächen sparen’, ‘Verkehr vermeiden’, ‘Zentren stärken’ und ‘öffentliche Folgekosten vermeiden’ sollten integriert werden
* Fiskalische Gesamtwirkung von Neubaugebieten - Informationskampagne für Kommunen - dem Mythos ‘Neubaugebiete sind gut für den Kommunalhaushalt’ mit ‘Neubaugebiete sind nicht immer gut für den Kommunalhaushalt" entgegen wirken
* Verursachergerechte Anlastung von Erschließungskosten
* und mehr

Es stellt sich die Frage, wenn es ein Bürgermeister aus Groß Schönau schafft, seine Bürgermeisterkollegen über die Möglichkeit der Photovoltaik-Förderung im Rahmen zur verfügung stehender Mittel der Klär- und Abwasseranlagensanierung zu informieren, warum manche staatliche Behörden in Österreich nicht in der Lage sind, Bürgermeister und Kommunalpolitiker auf mögliche Fehler in der Raum- und Infrastrukturplanung hinzuweisen. Schließlich ist genau diese Planung mitverantwortlich für den enormen Energieverbrauchszuwachs und das Nicht-Erreichen der Kyoto-Ziele Österreichs.
Es darf gehandelt werden- auch in diesem Bereich.

Die Kurz- bzw. Langfassung der Veröffentlichung des deutschen Umweltbundesamtes sind zu finden unter:
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-k/k3858.pdf
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3858.pdf

GastautorIn: Rene Bolz für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /