Studie zeigt: Industrie übersieht Frauen als Kunden für Elektro-Autos

Fahrzeugprofil trifft Vorstellungen autofahrender Frauen genau, aber trotzdem wissen diese wenig über die neuen Elektroflitzer

München- Ihre Tankfüllung kostet zwischen zwei und fünf Euro, sie sind klein, wendig und in der City sehr agil: Elektroautos haben sich in den vergangenen Jahren massiv weiter entwickelt und werden ab 2010 auf den Straßen häufiger zu sehen sein. Doch obwohl die Wagen den Vorlieben von Frauen entsprechen, werden Frauen die E-Autos kaum fahren. Das ergab eine Studie der Marktforscher von Technomar in Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd. Die Studie zeigt auch die Gründe: Frauen werden offenbar als Zielgruppe übersehen, denn sie sind wenig oder gar nicht über E-Autos informiert.

Über drei Viertel der befragten Frauen gaben bei der Umfrage mit dem Titel "Kurz- und mittelfristige Erschließung des Marktes für Elektromobile" an, sie wüssten wenig oder gar nichts über Elektromobile, und knapp über die Hälfte sagt, sie habe kein oder nur ein geringes Interesse an E-Autos.

"Das geringe Interesse verwundert, denn die Mehrheit der Elektroautos, die bereits ab 2010 auf den Markt kommen, sind kleine, wendige Flitzer mit einer Reichweite von mindestens 100 Kilometern und passen haargenau auf das Nutzerprofil der Mehrheit fahrender Frauen", berichtet Andreas Varesi, Geschäftsführer von Technomar, mit Blick auf die Studienergebnisse. Mehr als die Hälfte der befragten Frauen möchte nämlich laut Umfrage ein Auto, das maximal so groß ist wie ein VW Golf. Verwenden wollen es die meisten Frauen, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren, also für kurze oder mittlere Distanzen.

Ein Grund für die Zurückhaltung der Frauen liegt in der Technik: Knapp 40 Prozent der Frauen hätten Interesse, wenn die ersten Kinderkrankheiten behoben sind, knapp ein Viertel würde zugreifen, wenn jede Werkstatt die Autos reparieren kann. Auch die Handhabung lässt Frauen vorsichtig sein: Gegen Elektromobile spricht aus Sicht der Frauen derzeit die lange Ladezeit (61%) und kurze Reichweiten (58%) sowie der hohe Anschaffungspreis (42%). "Die Reichweite der jüngsten Generation von Elektroautos deckt den durchschnittlichen täglichen Fahrweg von maximal 50 km in der Regel schon mehrfach ab", berichtet Varesi. An der Steckdose tanken müssten solche Wagen daher im Durchschnitt nur alle zwei Tage. "Auch die Batterien legen in den letzten Jahren rasant an Kapazität zu", ergänzt der Experte für Elektromobilität.

Bliebe der Preis als Argument: Fast 40 Prozent aller befragten Frauen wollen für ein Elektroauto nicht mehr als für ein konventionelles Auto zahlen. Knapp ein Drittel würde einen Aufschlag von bis zu 10 Prozent akzeptieren, knapp ein Fünftel sogar einen Aufschlag von bis zu 20 Prozent. "Bei Fahrzeugpreisen zwischen 15.000 und über 40.000 Euro bei Wagen vergleichbarer Größe wird sich somit schnell die Spreu vom Weizen trennen", ist sich Elektroauto-Kenner Varesi mit Blick auf die Wagen, die schon in den Startlöchern stehen, sicher.

"Die Elektroautos, die jetzt auf den Markt kommen, sind im Grunde Autos, wie Frauen sie sich wünschen", fasst Varesi den aktuellen Stand zusammen. "Dass diese wichtige Zielgruppe trotzdem so wenig über die neuen Stromer weiß, liegt an der techniklastigen Kommunikation der Industrie in Medien, die hauptsächlich von Männern konsumiert werden", so der Marktforscher weiter.

Technomar führte die Studie von April bis November 2009 durch. Befragt wurden knapp 1000 (978) Frauen im Alter von 18 bis über 70 Jahren. Je rund ein Drittel waren aus den Altersgruppen 20 bis 29 Jahre, 30 bis 39 Jahre und 40 bis 49 Jahre. Etwa die Hälfte der Befragten hat ein durchschnittliches Monatseinkommen zwischen 1500 und 3800 Euro. 38 Prozent haben die Mittlere Reife, 35 Prozent die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Rund 40 Prozent fahren heute einen Kleinwagen, 37 Prozent ein Fahrzeug der Mittelklasse. Die Leistung dieser Fahrzeuge liegt bei mehr als der Hälfte zwischen 50 und 110 PS, die Fahrzeuge sind zu 70 Prozent Benzin getrieben. Etwa 70 Prozent der Frauen bewegen ihr Auto maximal 50 km pro Tag, davon knapp 40 Prozent sogar weniger als 25 km pro Tag. Die Fahrten führen zu rund 70 Prozent zur Arbeit oder zum Einkauf.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /