Soziale Rendite mit neuem Mikrofinanz- Fonds

Erster österreichischer Mikrofinanz-Fonds geht an den Start

Die Erste Bank-Gruppe, die bereits maßgebliche Akzente auf dem Gebiet der ethischen und nachhaltigen Geldanlage gestartet hat, geht nun einen Schritt weiter: Anleger können die Kreditvergabe an Private in Schwellen- und Entwicklungsländern unterstützen und indirekt soziale Rendite erzielen. Auf Initiative einer österreichischen Vorsorgeeinrichtung legt die ERSTE-SPARINVEST als erste österreichische Kapitalanlagegesellschaft einen Fonds auf, der 10 bis 15 Mikrofinanz-Investments zusammenfasst. Der ESPA VINIS MICROFINANCE investiert als Dachfonds in einzelne Mikrofinanzfonds bzw. Anleihen auf Mikrofinanzfonds mit festgelegter Laufzeit (Notes). Diese Subfonds veranlagen breit gestreut in ein Universum aus spezialisierten Mikrofinanzinstituten weltweit.
Regionale Schwerpunkte sind Mittel- und Südamerika, Ost- und Südosteuropa sowie Zentral- und Ostasien. Fremdwährungen werden weitgehend abgesichert. Die Ertragserwartung liegt bei diesem Fonds zwischen 4 % und 6 % pro Jahr, wobei die Preis-Schwankungen möglichst gering ausfallen sollen, wie Fondsmanager Martin Cech betont.

Mikrofinanzinstitute versuchen einen Ausweg aus der Armutsfalle in der Dritten Welt zu finden. Menschen, die aus verschiedenen Gründen von herkömmlichen Banken nicht bedient werden, kommen über Mikrofinanz zu Basisfinanzdienstleistungen wie Krediten, Sparbüchern oder Versicherungen. Dadurch werden arme aber wirtschaftlich aktive Menschen zu Kleinunter-nehmern und können ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Lebensqualität von Familien und Arbeitskräften in den Schwellenländern wird dadurch entscheidend erhöht. Diese Initiative fußt auf einer Idee von Muhammad Yunus, der als einer der Begründer des Mikrofinanz-Gedankens gilt. 2006 wurde er gemeinsam mit der von ihm gegründeten Grameen Bank dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Im Mittelpunkt der Anlagepolitik des neuen Fonds steht die globale Vergabe von Kleinkrediten an Einzelpersonen und Kleingruppen in Entwicklungsländern. Weltweit gibt es rund 500 Millionen potentielle Kreditnehmer, darunter mehr als vier Fünftel Frauen. Ihre Lebensqualität lässt sich mit einem Mikrokredit entscheidend verbessern. Die durchschnittliche Höhe eines Mikrokredites beträgt derzeit ca. 600 Euro, der Betrag ist von Region zu Region unterschiedlich: In den CEE-Ländern beläuft sich ein Mikrokredit auf ca. 2.700 Euro, in Asien liegt der Ausleihungsbetrag dagegen zwischen 35 und 70 Euro. Die durchschnittliche Kreditlaufzeit beträgt 18 bis 36 Monate. Mit den Krediten können viele unterschiedliche Geschäftsideen verwirklicht werden. Diese konzentrieren sich hauptsächlich auf die Produktion, die Landwirtschaft und Dienstleistungen. Eine Nähmaschine für die dörfliche Schneiderei, die Anschaffung von Vieh oder die Errichtung von Mobiltelefonie- und Internet-Stützpunkten sind nur einige wenige Beispiele gelungener Mikrofinanz-Projekte. Ohne diese Finanzierungsquelle sind solche Anschaffungen nicht möglich. Alle Mikrokredite haben gemeinsam, dass die Rückzahlungsquote der Schuldner nahezu bei 100 % liegt. Die meisten zahlen pünktlich ihre Raten und sind überglücklich, wenn sie Erfolg verspüren", betont Cech. Zudem verfügen die Mikrofinanz-Institute über ein engmaschiges Netz an Mitarbeitern, die sich aktiv vor Ort um die Kredit- und Versicherungsnehmer kümmern.

ERSTE-SPARINVEST Vorstandsvorsitzender Heinz Bednar sieht in der Gründung
eine gelungene Produktentwicklung, um das Problem sozialer Ausgrenzung und Verarmung von der "anderen Seite" aufzugreifen. Der Kreditnehmer trete nicht als "Almosenempfänger" auf, sondern bekomme das richtige Werkzeug in die Hand, um seine Zukunft selbst gestalten zu können. "Hilfe zur Selbsthilfe" sei das Motto, unter dem diese Art der sozialen Kapitalveranlagung einzustufen sei. "Mikrofinanz-Anlagen nehmen zwar nicht den gleichen Stellenwert wie Aktien und Anleihen ein, sie können aber ein wichtiger Portfolio-Baustein sein, da sie mit herkömmlichen Finanzmarktinstrumenten nicht korrelieren", betont Bednar.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /